Auf dem Volksfest feiern und sich über Karrierechancen informieren – das geht auf dem Hessentag in Bad Vilbel. Polizei, Bundeswehr und andere Institutionen werben auf dem Landesfest um Nachwuchs.
Ob Polizei, Bundeswehr oder Zoll: Tausende Schülerinnen und Schüler informieren sich auf dem diesjährigen Hessentag in Bad Vilbel auch über Jobchancen bei Hessens Institutionen. Das Interesse junger Leute sei dieses Mal noch größer als in Fritzlar im vergangenen Jahr, sagt Melanie Göttlich, Leiterin Marketing in der Abteilung für Nachwuchsgewinnung der Polizei Hessen, der Deutschen Presse-Agentur. Immer wieder kämen auch ganze Schulklassen zu der Karriereberatung auf dem Landesfest.
In Gesprächen zeige sich, dass potenzielle Bewerber besonders großen Respekt hätten vor dem sportlichen Teil der polizeilichen Einstellungstests. „Da gehen wir auch nicht runter in den Anforderungen“, sagt Göttlich. Wer etwa in voller Polizeimontur bei einem Fußballspiel im Einsatz sei, müsse körperlich fit sein. Als weitere wichtige Eigenschaften für angehende Polizistinnen und Polizisten nannte Göttlich Strukturiertheit, Belastbarkeit, Entscheidungsfreude sowie die Fähigkeit, auch unter Stress konzentriert und fokussiert zu handeln.
Verschiedene Angebote für interessierte junge Leute
Wer sich für eine Laufbahn bei der Polizei interessiert, kann sich in einem der Präsidien oder bei einer Polizeidirektion dazu beraten lassen. Mittlerweile würden die Kandidaten richtiggehend begleitet, so Göttlich. Man gehe auch in Schulen, übe für die unterschiedlichen Teile des Einstellungstests, biete telefonische Beratung und auch Online-Kontaktmöglichkeiten.
Zu den Interessentinnen gehört etwa eine 16-jährige Jugendliche, die sich bei ihrem Besuch an dem Polizeistand eine Schutzweste anlegen lässt. Derzeit sei sie an einer Schule mit gesundheitlichem Schwerpunkt, finde die Arbeit bei der Polizei aber spannend, sagt sie. In ihrem künftigen Beruf möchte die Schülerin gerne anderen Menschen helfen – das könne auch bei der Bundeswehr sein, auf deren Gelände auf dem Hessentag sie sich ebenfalls schon informiert hat. Dass es sowohl dort als auch bei der Polizei im Einsatz auch gefährlich werden kann, schreckt die Jugendliche nicht ab. Wenn es darum gehe, andere Leute zu beschützen, sei sie auch bereit, „die eigene Haut hinzuhalten“, so die 16-Jährige.
Bundeswehr holt Schulklasse auf den Hessentag
Etwas zurückhaltender sehen das Malte Langer (18) und Sava Kostic (19), die sich auf dem Sonderschau-Gelände der Bundeswehr auf dem Hessentag umschauen. Die Bundeswehr habe viel anzubieten, und nach seinem Realschulabschluss habe er zunächst auch überlegt, ob das eine Option für ihn wäre, sagt Kostic. Mit Blick auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine habe er sich dann aber doch erst einmal dagegen entschieden.
Die beiden Heranwachsenden sind zusammen mit ihrer Schulklasse mit einem Bus von ihrer Schule in Weilburg abgeholt und von der Bundeswehr auf das Festgelände des Hessentags gefahren worden. Dort sind unter anderem Exemplare des Kampfflugzeugs „Tornado“ und des Kampfhubschraubers „Tiger“ ausgestellt.
Kritik an Vorgehen
Dieses Vorgehen der Bundeswehr sorgt bei einigen Gruppen auch für Kritik. Am zweiten Tag des Landesfestes hatte das „Bündnis Friedlicher Hessentag“, das unter anderem von der Partei Die Linke unterstützt wird, gegen das Werben auf Volksfesten und bei Minderjährigen auf dem Hessentag protestiert.
Täglich seien etwa 1.000 Schülerinnen und Schüler zu der Sonderschau eingeladen, sagt Christopher Benz vom Karriereberatungsbüro der Bundeswehr in Fulda. Über den Zuspruch der jungen Leute könne man sich „nicht beschweren“. Nach Benz‘ Erfahrung haben viele der jungen Leute zwar zunächst Interesse, doch lasse das auch häufig nach, wenn sie feststellen, dass ihr Ausbildungsort in einer Kaserne weiter entfernt vom Heimatort sei. „Da trennt sich die Spreu vom Weizen“, sagt Benz. „Mobilität ist ein wichtiger Faktor.“
Benz betont, dass die Bundeswehr auch viele zivile Berufe anbiete – und auch die „Work-Life-Balance“ nicht zu kurz kommen müsse. „Bei der Bundeswehr gibt es alles – auch Teilzeit und Home Office“, sagt er. Sobald allerdings ein echter Einsatz anstehe, könne es damit auch vorbei sein – auch das müsse den Interessenten klar sein.