Römerausstellung: Große Ausstellung – Was Marc Aurel uns heute noch sagt

Der römische Kaiser Marc Aurel wirkt immer noch. Nicht als Kaiser, sondern als Philosoph. Eine große Sonderschau zeigt die vielen Seiten des „guten Herrschers“.

Der römische Kaiser Marc Aurel ist ein Mann mit Geheimnissen. Seine philosophischen Schriften zu Gelassenheit und innerer Stärke, für die er heute vor allem bekannt ist, verschwieg er damals seinem Volk und betrachtete sie als Privatsache. „Er schrieb im stillen Kämmerlein für sich zur Ermahnung“, sagte der Direktor des Rheinischen Landesmuseums Trier, Marcus Reuter.

Aurel (121 bis 180) hatte viele Gesichter. Jetzt widmet sich eine rheinland-pfälzische Landesausstellung in zwei Museen in Trier dem Philosophen, aber auch dem Kaiser und Feldherrn Aurel. Kurz vor dem Start für Besucher an diesem Sonntag sagte Reuter: „Es ist die weltweit größte und umfassendste Ausstellung, die es je über Aurel gegeben hat. Das wird großes Kino!“

Aurels Werk „Selbstbetrachtungen“, das bis heute als Bestseller gilt, sei nie zur Veröffentlichung gedacht gewesen, sagte der Fachmann. Die Römer hätten ihn nicht als Philosophen gesehen. Erst mit der Wiederentdeckung der Schriften 1559 sei Aurel zum Philosophenkaiser geworden. „Unser Bild von Aurel heute ist ein ganz anderes, als die Antike hatte“, sagte Reuter. 

Aurel war auch Kriegsherr

Im Rheinischen Landesmuseum Trier geht es auf eine Zeitreise. Zurück ins Rom des zweiten Jahrhunderts, das anfangs von Frieden und Wohlstand geprägt war. Antike Marmorbüsten, Statuen und Reliefs zeichnen den Weg Aurels nach, den Kaiser Hadrian als einen von zwei Nachfolgern adoptierte – und der 23 Jahre warten musste, bis er auf den Thron kam.

Und dann öffnet sich ein Kapitel im Leben Aurels, das vom friedliebenden Philosophenkaiser heute eher unbekannt ist. „Kaum ist er Kaiser, stürzen jede Mengen Katastrophen auf das Reich ein“, sagte Archäologe Reuter. Es gibt verlustreiche Kriege an verschiedenen Fronten, bei denen Aurel auch Massenhinrichtungen befehligt. 

Dennoch galt er stets als guter, pflichtbewusster und gerechter Herrscher. „Er hat seine kaiserlichen Pflichten erfüllt“, sagte Reuter. Dazu gehörte, sich für die Sicherheit des Römischen Reiches einzusetzen, auch mit barbarischen Mitteln.

Hochkarätige Leihgeber aus 17 Ländern

Insgesamt rund 400 Exponate aus eigenen Sammlungen und von knapp 120 Leihgebern aus 17 Ländern sind bei der Sonderschau bis 23. November zu sehen. Zu den Top-Adressen gehören der Louvre in Paris, das British Museum in London und die Vatikanischen Museen in Rom. „Wir haben das Beste vom Besten zusammengetragen“, sagte Reuter.

„Marc Aurel ist immer als idealer Herrscher wahrgenommen worden“, sagte die Direktorin des Stadtmuseums Simeonstift Trier, Viola Skiba. Daher beschäftigt sich ihr Museum als zweiter Standort der Sonderschau mit der Frage „Was ist gute Herrschaft?“ – und verfolgt sie über die Jahrhunderte bis heute. „Wir sind also auch aktuell“, sagte Skiba. 

Im Fokus stünden die vier Kardinaltugenden der Antike: Gerechtigkeit, Mäßigung, Stärke und Klugheit. Viele Herrscher, Politiker und Staatsphilosophen hätten sich später auf Aurel bezogen. Zu Aurel-Fans gehörten etwa Friedrich der Große und der ehemaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD). 

Schmidts Aurel-Reiterfigur aus seinem Arbeitszimmer und sein persönliches Exemplar der „Selbstbetrachtungen“ sind im Stadtmuseum zu sehen. Weiteres Highlight: Ein Fragment der ältesten Überlieferung der „Selbstbetrachtungen“ in griechischer Sprache, das in einem Kirchenbestand an der Mosel entdeckt wurde. 

Aurel heute noch aktuell

Auch heute habe Aurels Philosophie vielen Menschen etwas zu sagen: „Sie ist sehr aktuell und vielfältig“, sagte Skiba. Reuter fügte hinzu: „Sie trifft gerade bei jüngeren Menschen den Zeitgeist.“ Sie passe zu einer ausgewogenen Work-Life-Balance, die viele heutzutage umtreibe. „Einer meiner Lieblingssätze von Aurel ist: „Vergiss nicht, man benötigt nur wenig, um ein glückliches Leben zu führen““, sagte Reuter.

Aurel habe sich mit Fragen beschäftigt, die heute aktueller denn je seien, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD). „Wie gelingt gute Herrschaft? Wie bewahrt man Haltung in Zeiten des Umbruchs?“ – nannte er als Beispiele.

Aurel gilt als letzter wichtiger Vertreter der jüngeren Stoa, einer philosophischen Strömung der Antike. Seine „Selbstbetrachtungen“ wurden in rund 80 Sprachen übersetzt und werden heute immer noch neu aufgelegt.

Das größte Exponat der Ausstellung steht übrigens in keinem Museum. Es ist das berühmte römische Stadttor Porta Nigra, das 36 Meter lang und gut 29 Meter hoch ist – und in der Trierer Innenstadt steht. Das Tor sei unter der Herrschaft Aurels als Teil einer über sechs Kilometer langen Stadtmauer entstanden, sagte Reuter. Das Budget der Ausstellung liegt bei rund 5,3 Millionen Euro.

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