Kunst: Neue Erkenntnisse über Antwerpens Alte Meister in Dresden

Sachsens Kunstsammlungen bewahren eine bedeutende Kollektion flämischer Malerei. Der Bestand wird wie die Werke selbst seit Jahren erforscht, mit teils überraschenden Erkenntnissen.

Schon die flämischen Meister des 17. Jahrhunderts setzten auf Teamwork, Kooperation und Austausch: Eine Ausstellung der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister zeigt anhand neuester, noch unveröffentlichter Forschungsergebnisse, wie sich berühmte Künstler und ihre Malwerkstätten zusammenschlossen und in organisierten Arbeitsprozessen gemeinsam per Hand fertigten. Für die Schau „Teamwork in Antwerpen!“ konnten die Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) – bis auf sechs Leihgaben aus Museen sowie Privatsammlungen – aus ihrem Bestand schöpfen. 

„Ein Großteil der Werke war seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr zu sehen“, sagte SKD-Generaldirektor Bernd Ebert. Bis zum 5. Oktober sind 53 Gemälde sowie 28 Zeichnungen und Druckgrafiken im Semperbau versammelt. Mehr als die Hälfte der 49 Dresdner Gemälde befanden sich demnach über Jahrzehnte im Depot. Einige aus den Werkstätten der Bruegel- sowie der Francken-Familie wurden noch nie gezeigt, sagte Kuratorin Uta Neidhardt. Sie erforscht seit Jahren den Gesamtbestand der flämischen Malerei, die Schau legt den Schwerpunkt auf die berühmten Familien Bruegel, van Balen und Francken. 

Die Maler bildeten Netzwerke, sie kooperierten innerhalb ihrer Familien miteinander sowie ihre Werkstätten mit der Konkurrenz bei der Herstellung von Kabinettbildern. „Die zu Wohlstand gekommene Mittelschicht wollte kleine Preziosen statt der großen Altar- oder Historienbilder“, sagte Neidhardt. Angesichts wachsender Nachfrage nach kleinformatigen Landschaftsbildern, Blumenstillleben, Gemälden mit biblischen Szenen oder mythologischen Figurenbildern setzten die Künstler auf Effizienz und Qualität. 

Generaldirektor: „viele Schätze zu heben“

Die Ausstellung zeugt vom Reichtum der SKD, sagte der Generaldirektor. In den Sammlungen seien unendlich viele Schätze zu heben“, in Teamarbeit. „Wir haben die Sammlungen, wir haben die Expertise, wir können das hier an einem Ort, aus dem eigenen Bestand mit Objekten ausstellen auf Weltniveau, ohne Leihgaben als Voraussetzung für den Erfolg.“ 

So illustrieren die Meisterwerke anschaulich, wie Zusammenarbeit organisiert wurde, wer beteiligt war, wie die Bilder entstanden. Kopien von Gehilfen, Schülern oder Wanderarbeitern seien mitunter nur schwer vom Original zu unterscheiden und „eigentlich Versionen davon“, sagte Neidhardt. 

45 Gemälde wurden im Zuge des Forschungsprojekts intensiv technisch und kunsthistorisch untersucht, darunter auch „Die Predigt Johannes des Täufers“ von Pieter Bruegel dem Älteren. Bei dessen in der Schau nachvollziehbarer Restaurierung zeigte sich, „dass es eine herausragende Version der bekannten 36 Wiederholungen nach dem Original ist“, sagte Neidhardt. Ein weiteres Highlight ist die sehr rare und selten gezeigte Federzeichnung „Der Gänsehirt“ des Künstlers aus dem Dresdner Kupferstich-Kabinett. Er findet sich immer wieder in Gemälden.

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