Bei gleich drei Bauprojekten am Firmensitz der Energienetze Hamburg schießen die Kosten in die Höhe. Steuerzahlerbund und Opposition sind empört. Das städtische Unternehmen kündigt Konsequenzen an.
Nach der Kostenexplosion bei drei Bauprojekten am Unternehmenssitz in Bramfeld haben die Hamburger Energienetze mehr Transparenz und Kostenkontrolle angekündigt. Entsprechende Pläne habe die Geschäftsführung dem neuen Aufsichtsratsvorsitzenden, dem Staatsrat in der Umweltbehörde Alexander von Vogel, vorgestellt, teilte das Unternehmen mit.
Zuvor war bekanntgeworden, dass die erwarteten Kosten für den Bau eines neuen Eingangspavillons, eines Parkhauses und eines Mehrzweckgebäudes um rund ein Drittel über den ursprünglichen Planungen liegen. Statt einer Gesamtsumme von 53,6 Millionen Euro werde nun von 71,3 Millionen Euro ausgegangen, sagte ein Sprecher.
Schicker Eingangspavillon kostete 4,3 statt 2,6 Millionen Euro
Als Grund für die Kostensteigerungen – über die zuerst das „Hamburger Abendblatt“ berichtet hatte – wurden unter anderem der Krieg in der Ukraine, gestiegene Materialkosten sowie die Gründachpflicht und die Pflicht zur Installation von Photovoltaikanlagen genannt.
Die Initiative zur Kostenkontrolle sein eine „proaktive Reaktion“ auf die aus dem Ruder gelaufenen Kosten für den mit zwei Kupferkuben architektonisch anspruchsvoll gestalteten Eingangspavillon, sagte ein Unternehmenssprecher der Deutschen Presse-Agentur. 2023 sei man noch von Baukosten in Höhe von 2,6 Millionen Euro ausgegangen. „Der Eingangspavillon, eine Anlaufstelle für unsere Kundinnen und Kunden, kostete unterm Strich aber 4,3 Millionen Euro.“ Ein Plus von 65 Prozent.
Das Mehrzweckgebäude habe sich um 28 Prozent von 36,3 auf 46,6 Millionen Euro verteuert, das Parkhaus um 38 Prozent von 14,7 auf 20,4 Millionen Euro, sagte der Sprecher. Aber: „Die Kosten dieser beiden Projekte liegen unter den Steigerungsraten, die laut Statistischem Bundesamt bei Projekten auftraten, die in den letzten vier Jahren realisiert wurden.“
Kritik von Steuerzahlerbund und Opposition
Während Aufsichtsratschef von Vogel es begrüßte, „dass der Aufsichtsrat künftig frühzeitiger und detaillierter über etwaige Kostensteigerungen informiert wird“, kam Kritik vom Steuerzahlerbund und der Opposition.
„Die Mehrkosten für die drei Projekte tragen am Ende alle Hamburger Stromkunden über die Netzentgelte, und diese sind in Hamburg schon besonders hoch“, sagte Sascha Mummenhoff, Landesvorsitzender des Bunds der Steuerzahler. Ein Kostenanstieg von zusammen über 17,7 Millionen Euro bei gleich drei Projekten: „Das klingt nicht mehr nach unglücklichen Einzelentwicklungen – das klingt wie ein schlechter Witz auf dem Rücken der Gebührenzahler.“
Der energiepolitische Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, Markus Kranig, sprach von einem Warnsignal. „Es ist nicht hinnehmbar, dass die Hamburger Energienetze mit Steuergeld wirtschaften wie ein Baukonzern ohne Budgetverantwortung – und am Ende müssen die Bürgerinnen und Bürger zahlen.“ Es liege der Verdacht nahe, „dass hier nicht nur fehlerhaft geplant, sondern auch unzureichend kontrolliert wurde.“ Die Umweltbehörde müsse für Transparenz sorgen.
Die AfD-Abgeordnete Peggy Heitmann forderte ebenfalls Konsequenzen „Die Bürger erwarten vom rot-grünen Senat eine vollständige Aufklärung – sie sind es, die zu Unrecht noch mehr abkassiert werden.“ Das dürfe nicht sein, sagte sie.