Inklusion: Ein Spielplatz für wirklich alle

Viele Spielplätze sind nicht für Kinder mit Behinderungen geeignet. Eine Initiative der „Aktion Mensch“ geht das an. Das ist nun auch in Mainz sichtbar.

Eine Erklärtafel mit Braille-Schrift, ein barrierefreies Karussell: In Mainz ist direkt neben der Fußball-Arena ein inklusiver Spielplatz eröffnet worden. Entstanden ist er im Zuge der Initiative „Stück zum Glück“ der „Aktion Mensch“ und mehrerer Unternehmen. Er macht es möglich, dass Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam spielen und Geräte nutzen können. 

Die Spielgeräte sind etwa vergleichsweise niedrig angebracht und stehen nicht im Sand, sondern auf einem Gummibelag, damit sie auch für Kinder im Rollstuhl erreichbar sind. Ein Drehkarussell auf dem Gelände ist ebenerdig montiert, kann also problemlos auch von Kindern im Rollstuhl genutzt werden.

Studie zu dem Thema

Dass diese Dinge auf Spielplätzen hierzulande eher selten sind, zeigte eine Studie der „Aktion Mensch“ aus dem Jahr 2023. Der zufolge weisen in Deutschland nur rund 21 Prozent der Spielplätze inklusive Merkmale auf, ermöglichen also zumindest an einigen Stellen ein gemeinsames Spielen von Kindern mit und ohne Behinderung. Rheinland-Pfalz kam in der Studie mit 17,5 Prozent sogar noch auf einen niedrigeren Wert. 

Inklusive Spielplätze seien etwa 30 bis 40 Prozent teurer, sagt Uwe Lersch, Spielplatzplaner beim Hersteller Kompan, der auch die Anlage in Mainz betreut hat, die in Rheinland-Pfalz die erste ist, die im Rahmen der Initiative der „Aktion Mensch“ entstanden ist. 

Deutschland hinkt hinterher 

Deutschlandweit sind es seit 2018 schon mehr als 55, wobei manche anders als das Mainzer Exemplar nicht komplett neu gebaut, sondern umgestaltet wurden. Die Spielplätze sollen komplett inklusiv sein. Dazu gehört auch, dass sie barrierefrei mit dem Auto oder dem ÖPNV erreichbar sind. 

Deutschland hinke bei dem Thema hinterher, sagt Lersch. In manchen anderen Ländern sei es sogar vorgegeben, dass Spielplätze inklusiv sein müssten. Botschafter der Initiative der „Aktion Mensch“ ist der kleinwüchsige Mathias Mester, der unter anderem 2008 bei den Paralympics in Peking Silber im Kugelstoßen geholt hatte. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, ausgeschlossen zu sein und danebenzustehen“, erzählt er. 

Im Team spielen

Genau das solle behinderten Kindern auf solch inklusiven Spielplätzen nicht passieren, dort könnten sie Teil eines Teams sein. So könnten alle lernen, dass es schlicht normal sei, dass es Menschen mit Handicap gebe. Es sei wichtig, dass Kinder zusammenkämen und gemeinsam tolle Dinge erlebten. 

Ähnlich klingt das beim zehnjährigen Metin, der im Rollstuhl sitzt, und den Spielplatz in Mainz am Tag der Eröffnung schon kräftig nutzt. An vielen Spielplätzen seien Geräte für ihn allein unerreichbar, sagt er – zum Beispiell Schaukeln. „Dann muss ich immer geholfen bekommen.“ Ohne Hilfe spielen zu können, sei toll.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert