Subvention für E-Dienstwagen: „Autopapst“ Ferdinand Dudenhöffer: „2000 Euro Prämie für private E-Auto-Käufer!“

Ferdinand Dudenhöffer hält Sonderabschreibungen für elektrische Firmenautos für gut – aber auch gefährlich. Zusätzlich sollten auch Privatkäufer gefördert werden.

Herr Dudenhöffer, im ersten Quartal wurden europaweit 27 Prozent mehr E-Autos zugelassen als im Vorjahr. Haben die deutschen Hersteller davon profitiert?
Ja, deutsche Fabrikate und der Aufschwung bei den Zulassungen im deutschen Markt waren sogar der Hauptgrund für den Anstieg der europäischen Verkaufszahlen. 

Welche deutschen E-Modelle sind in Europa bei Firmen besonders beliebt?
BMW liegt da vorn. Aber auch VW mit den Töchtern Skoda und Cupra läuft sehr gut, vor allem bei den kleineren Flotten.

Warum sind Firmenautos so wichtig für Autokonzerne?
Weil sie für die deutschen Autobauer etwa drei Viertel aller Verkäufe in Deutschland ausmachen. Und Deutschland ist das Schwergewicht im europäischen Automarkt.  

Die neue Bundesregierung macht der Autoindustrie ein Geschenk. Firmen dürfen künftig Dienstwagen schon im ersten Jahr zu 75 Prozent abschreiben, den Rest über weitere fünf Jahre. Werden die E-Auto-Verkäufe nun explodieren?
Ja, das wird das Geschäft sicherlich weiter verstärken. Aber nicht zu früh freuen, es birgt auch Gefahren für den Staat.

Warum?
Weil dieses Geschenk den Staatshaushalt schwer belastet, ohne dass man es gleich merkt. Mit dem Abschreibungsmodell verzichtet Finanzminister Lars Klingbeil auf Steuereinnahmen. Das fällt weniger auf, als wenn er neue Schulden aufnehmen müsste, um Privatleuten eine Ökoprämie für den Kauf eines E-Autos zu zahlen. Weg ist das Geld kurzfristig in beiden Fällen. 

Das Steuergeschenk birgt hohe Risiken

Das soll die Autobauer nicht sorgen. Sie profitieren davon.
So einfach ist es nicht. Denn das Geschenk birgt auch ein Risiko, das sich zur Zeitbombe entwickeln könnte. Die hochwertigen Fahrzeuge, die die Konzerne nun massenhaft an Firmen verleasen, werden in zwei Jahren den Markt überschwemmen und die Gebrauchtwagenpreise drücken. Sollten Leasingunternehmen wie VW Financial Services, Mercedes Benz Leasing oder BMW Leasing bei Vertragsabschluss Restwerte kalkuliert haben, die sie am Ende nicht erzielen können, drohen den Autokonzernen bei den wichtigen Finanztöchtern tiefrote Zahlen.

Wie groß ist diese Gefahr?
Schauen Sie auf Tesla, die sind voll und ganz in die Restwertfalle reingelaufen, weil die Werte völlig überschätzt wurden. Das Firmengeschäft der Amerikaner ist daran kaputtgegangen. Kein Autovermieter nimmt heute mehr einen Tesla. 

Als weiteres Geschenk von Schwarz-Rot dürfen abschreibungsfähige E-Dienstwagen künftig bis zu 100.000 Euro kosten, zuvor waren es 70.000 Euro. Eine gute Idee?
Ja, das hilft den Deutschen. Noch besser wären mehr als 100.000 Euro – oder sogar gar keine Obergrenze. Die hochwertigen deutschen E-Autos, die ein gutes Image haben, sind nun mal sehr teuer. 

Der Preiskampf hat schon begonnen. Vor allem deutsche Anbieter gewähren hohe Leasingrabatte und günstige Flotten-Deals. Machen sie sich damit die Gewinne gleich wieder kaputt?
Tatsächlich fallen seit einigen Monaten die Preise auf breiter Front. BMW gibt auf seinen großen I5 über 28 Prozent Rabatt, Opel gewährt auf den kleinen Corsa Electric 26,5 Prozent Nachlass. Aber es geht jetzt erst mal darum, den Markt wieder in Bewegung zu bringen. Es ist immer besser, ein Fahrzeug mit leichten Verlusten zu verkaufen, als es gar nicht zu verkaufen. Denn auf diese Weise können die Hersteller zumindest einen Teil ihrer Fixkosten decken, der Deckungsbeitrag muss positiv sein.

Regierung muss schnell eine Kaufprämie einführen

Muss die Regierung nicht nun auch etwas für Privatkäufer von E-Autos tun? 
Ja, denn die Autohersteller brauchen für ihr Geschäft ein Gleichgewicht im Vertrieb. 60 Prozent Firmenfahrzeuge und 40 Prozent Privatverkäufe wären schon gut. Derzeit liegt die Verteilung bei 70:30, durch die neue Firmenkundenförderung wird es eher schlechter. Deshalb sollte die Regierung auch schnell wieder eine private Kaufprämie einführen. 

In welcher Höhe?
Der Unterschied zwischen Verbrenner und Elektroantrieb liegt derzeit bei rund 4000 Euro. Das heißt: 2000 Euro vom Staat würden reichen, die anderen 2000 Euro würden sicher die Hersteller übernehmen.

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