Der norddeutsche Bundesligist reagiert auf die Vertragsabsage von Trainer Ole Werner und trennt sich sofort vom 37-Jährigen. Ein Nachfolger soll offenbar schon in dieser Woche präsentiert werden.
Werder Bremen begibt sich nach lange andauernder Beständigkeit mal wieder auf Trainersuche. Der Verein trennte sich nach mehr als dreieinhalb Jahren mit sofortiger Wirkung von Ole Werner, nachdem der 37-Jährige mitgeteilt hatte, dass er seinen im Juni 2026 auslaufenden Kontrakt mit dem Fußball-Bundesligisten nicht verlängern wird. Zuvor hatten die „Bild“ und Sky über die Trennung berichtet.
„Wir bedauern Oles Entscheidung sehr, weil wir uns eine langfristige Zusammenarbeit mit ihm hätten vorstellen können. Da wir aber auf der Position des Cheftrainers Kontinuität und Klarheit für die Zukunft brauchen, haben wir uns entschieden, Ole freizustellen“, wurde Fußball-Geschäftsführer Clemens Fritz in einer Mitteilung zitiert.
Insbesondere mit Blick auf die Kaderzusammenstellung, die Weiterentwicklung der Mannschaft und die zukünftige Ausrichtung sei es notwendig, auf dieser Position längerfristig planen zu können.
Werner: „Alles andere als leicht“
Die Entscheidung zur Trennung soll laut „Bild“ nach einer Krisensitzung am späten Montagabend getroffen worden sein. Neben Werner stellte der Club auch die Co-Trainer Patrick Kohlmann, Tom Cichon und Hannes Drews frei.
Werner selbst sagte in der Mitteilung des Vereins, dass es ihm „alles andere als leicht“ falle, seinen Vertrag nicht zu verlängern. „Aber ich habe schon häufig gesagt, dass es mir in meiner Arbeit darum geht, einen Verein zu entwickeln. Wenn ein gewisser Punkt erreicht ist, gibt es in der Regel zwei Möglichkeiten: Entweder man sorgt für Veränderungen um einen Trainer herum oder man ändert etwas an der Trainerposition“, stellte der Coach klar.
Für ihn sei klar gewesen, dass es nach Ablauf des Vertrages diese Veränderung auf der Position brauche, um eine weitere Entwicklung möglich zu machen. „Daher habe ich die Entscheidung für den kommenden Sommer getroffen und sie den Verantwortlichen mitgeteilt“, sagte Werner.
Ein weiteres Jahr mit Werner angesichts der Situation wäre für beide Seiten nur schwer vorstellbar gewesen. „Dass Werder sich nun zu diesem Schritt entschieden hat, kann ich aus der Clubperspektive nachvollziehen“, sagte Werner. Viele enttäuschte grün-weiße Fans dürfte die Entscheidung dennoch hinterlassen.
Elversbergs Trainer als Nachfolge-Kandidat
Für die sportliche Führung ist das Aus des jungen und im Geschäft geachteten Coaches eine Pleite – auch hinsichtlich des sportlichen Erfolgs, da Werder zuletzt nur hauchdünn am europäischen Geschäft gescheitert war. Nun muss der Club zügig einen neuen Trainer finden, um die Mannschaft auf die kommende Saison vorzubereiten. Dem Portal „Deichstube“ sagte Geschäftsführer Fritz: „Ich bin optimistisch, dass wir noch in dieser Woche einen Nachfolger präsentieren können.“
Eine Spur führt ins Saarland. Als heißer Kandidat für die Nachfolge von Werner gilt übereinstimmenden Medienberichten zufolge Elversbergs Trainer Horst Steffen.
Kwasniok oder Röhl ebenfalls gehandelt
Dieser wollte sich nach der verlorenen Bundesliga-Relegation (1:2 gegen den 1. FC Heidenheim) und dem verpassten Aufstieg ins Oberhaus am Abend nicht zu seiner Zukunft äußern. „Von mir gibt es weiterhin keine Auskunft dazu. Ich muss jetzt erst mal das Spiel verarbeiten“, sagte Steffen am Sky-Mikrofon.
Die „Bild“ nannte neben Steffen auch den scheidenden Trainer Lukas Kwasniok von Elversbergs Zweitliga-Rivale Paderborn als Kandidaten. Zudem auch den früheren Nationalmannschafts-Assistenzcoach Danny Röhl, der den englischen Zweitligisten Sheffield Wednesday trainiert. Dank einer Ausstiegsklausel könnte er den Club verlassen.
Der Trainer-Markt im deutschen Profi-Fußball wurde zuletzt kräftig durchgewirbelt. Neben den Hanseaten suchen auch Augsburg, Wolfsburg, Leipzig und Aufsteiger Köln aus der Bundesliga einen Coach. In der 2. Liga unter anderem Hannover und Schalke.
Fritz: „Ole hat die Mannschaft kontinuierlich entwickelt“
Fest steht: Der neue Bremer Coach tritt in große Fußstapfen. Werner rangiert mit 128 Spielen als Werder-Coach weit oben in der Trainer-Historie. Fritz dankte Werner für die „herausragende Arbeit“ in den vergangenen dreieinhalb Jahren. „Ole hat die Mannschaft kontinuierlich entwickelt und hatte sehr großen Einfluss auf die erfolgreiche Stabilisierung von Werder in der Bundesliga“, sagte der frühere Profi.
Schon knapp ein halbes Jahr nach Werners Dienstantritt kehrte der norddeutsche Traditionsverein in die Bundesliga zurück und meisterte ein Jahr später den Klassenerhalt. In den vergangenen Spielzeiten wurde Werder Achter und Neunter und spielte jeweils um einen Europapokal-Platz mit.
Die Rückkehr in einen internationalen Wettbewerb ist die große Sehnsucht aller Fans und Club-Verantwortlichen bei dem früheren Champions-League-Teilnehmer.
Werner wollte Kader verändern
Doch die Entwicklung dürfte Werner an der ein oder anderen Stelle nicht schnell genug gegangen sein. Auch wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Kaderplanung und die künftigen sportlichen Ambitionen soll es zwischen dem Club und Werner geknirscht haben.
In den vergangenen Jahren gingen einige Transfers schief, darunter das große Missverständnis um den früheren Liverpool-Spieler Naby Keita, der aktuell verliehen ist. Oder auch der defensive Mittelfeldspieler Skelly Alvero, der für 4,75 Millionen wechselte und vergangenen Saison kaum eingesetzt wurde. In der abgelaufenen Saison kamen auch die ausgeliehenen Spieler Issa Kaboré (Manchester City) und André Silva (RB Leipzig) nur wenig zum Zug.
Der Trainer erhöhte zuletzt auch durch eigene Aussagen den Druck auf den Club. „Ich weiß natürlich, dass gewisse Dinge hier nicht funktionieren, weil sie finanziell nicht umsetzbar sind“, sagte Werner nach dem Saisonende in einem „Deichstube“-Interview.