Zerschlagungspläne: Ruf aus der CDU: „Der Kanzler muss ThyssenKrupp zur Chefsache machen“

Der Stahlkonzern ThyssenKrupp soll zerschlagen werden. Das bedrohe die gesamte Stahlindustrie in Deutschland, warnt der CDU-Arbeitnehmerflügel – und appelliert an Friedrich Merz.

Der traditionsreiche deutsche Stahlkonzern ThyssenKrupp steht offenbar vor der Zerschlagung. Die Konzernzentrale soll halbiert werden, das Stahlgeschäft wird ins Ausland verkauft. 

Der Arbeitnehmerflügel der CDU (CDA) spricht deshalb von einer „höchst dramatischen Situation für die gesamte Wertschöpfungskette in der Stahlindustrie“, wie dessen Vorsitzender Dennis Radtke am Montag dem stern sagte. 

Friedrich Merz muss Rettung der Stahlindustrie zur Chefsache machen

Radtke stammt selbst aus Nordrhein-Westfalen, ist Mitglied bei der Industriegewerkschaft IGBCE. Der CDA-Vorsitzende warnt: „Um einen Kahlschlag zu vermeiden, der uns in Zukunft noch abhängiger von China machen würde, braucht es einen Kraftakt und eine Vertrauensbasis.“ Radtke wendet sich mit einem eindringlichen Appell an Friedrich Merz: „Der Bundeskanzler muss das Thema zur Chefsache machen und nach dem Europäischen Aktionsplan nun auch nationale Antworten geben.“ 

Die Bundesregierung müsse zügig für sinkende Energiekosten sorgen und weitere Maßnahmen ergreifen, um die Produktion von sogenanntem grünem Stahl zu unterstützen. „Auch das Sondervermögen für die Bundeswehr muss genutzt werden, um die heimische Stahlindustrie zu stärken“, fordert Radtke.

ThyssenKrupp steckt seit Jahren in der Krise

Am Wochenende hatte die „Bild am Sonntag“ über die Pläne von Konzernchef Miguel Lopez berichtet. Die Zerschlagung des Traditionsunternehmens gehe Konzernkreisen zufolge über die Stahlsparte und die eigene Marinewerft hinaus. Erstere soll an den tschechischen Investor Daniel Kretinsky verkauft werden, die Marinewerft an die Börse gehen. 

„Darüber hinaus wird der Abschied vom Stahlhandel vorbereitet“, zitiert „Bild am Sonntag“ aus dem Unternehmen. Der Bereich mit 16.000 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von zuletzt 12,1 Milliarden Euro solle ebenfalls an die Börse gebracht werden. Es ist eine weitere Hiobsbotschaft für die Mitarbeiter und eine ganze Region: Erst Ende vergangenen Jahres hatte der Konzern einen massiven Stellenabbau verkündet. In sechs Jahren sollen 5000 Arbeitsplätze gestrichen und 6000 ausgelagert werden.

Der Konzern ist seit Jahren in der Krise. Hohe Energiepreise in Deutschland, eine schwache Nachfrage und billige Stahlimporte aus Asien belasten das Geschäft. Das Management sprach schon vor Monaten von einem „anhaltend herausfordernden und schwierigen Marktumfeld“. Die Thyssenkrupp AG macht seit Jahren meist Verluste. Die Aktie ist auf einem historischen Tief.

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