Pöbeleien, Bedrohungen, körperliche Attacken – in manchen Teilen der Gesellschaft ist der Ton gegenüber Medienschaffenden mehr als rau geworden.
Verbale oder körperliche Übergriffe gegen Journalisten bleiben in Thüringen ein Problem. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei insgesamt 17 politisch motivierte Straftaten, die gegen Medien oder Medienvertreter gerichtet waren, wie das Innenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Überwiegend handelte es sich demnach um Bedrohungen, Beleidigungen, Nötigungen und Körperverletzungen. Zwei Medienvertreter seien leicht verletzt worden. Etwa jede zweite Straftat stand im Zusammenhang mit Demonstrationen.
Sechs Delikte gingen auf das Konto der rechten Szene, vier kamen aus der linken Szene, eins stand im Zusammenhang mit einer religiösen Ideologie. Sechs Fälle fallen in die Kategorie „Sonstige“. Insgesamt seien 15 Tatverdächtige ermittelt worden. Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zahl der Straftaten gegen Medienschaffende 2024 etwas zurückgegangen. 2023 waren 19 Delikte angezeigt worden. 2022 waren es statistisch rund zwei Fälle pro Monat, insgesamt 25.
Verband: Nicht alles wird angezeigt
Nach Einschätzung des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV) geben die polizeilich erfassten Fälle ein unvollständiges Bild der Lage ab. „Die Dunkelziffer ist deutlich höher“, sagte DJV-Landesgeschäftsführer Sebastian Scholz. Wer als Journalist erkennbar sei, sei häufig Pöbeleien oder Beschimpfungen ausgesetzt, die nicht immer angezeigt würden. „Insbesondere an den politischen Rändern werden Journalisten zur Zielscheibe.“
Bei Demonstrationen und politischen Versammlungen greift seit einiger Zeit ein Sicherheitskonzept der Thüringer Polizei zum Schutz von Medienvertretern. Diese können sich etwa in Begleitung von Beamten bewegen. Dies sei vor allem für Kamerateams und Fotografen wichtig, die an ihrer Ausrüstung als Medienvertreter erkennbar seien, schätzte Scholz ein.
Allerdings erlebten Journalisten nicht nur bei Demonstrationen Anfeindungen. Vor allem im Lokaljournalismus könnten diese mitunter bis ins persönliche Umfeld getragen werden – mit Folgen für die journalistische Arbeit, so Scholz. „Manche schreiben dann über bestimmte Themen gar nicht mehr.“