Was haben der öffentliche Nahverkehr und Taxis gemeinsam? Künftig einiges, wenn es nach Thüringens Verkehrsgewerbeverband geht.
Thüringens Verkehrsgewerbeverband kann sich den Einsatz von mehr Taxis im geförderten öffentlichen Nahverkehr vorstellen. Ruf-, Sammel- oder Linientaxis könnten Lösungen für bessere Mobilitätsangebote gerade in ländlichen Regionen und im Umfeld von Städten sein, sagte der Geschäftsführer des Landesverbandes Thüringen, Martin Kammer, der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Erfurt.
Nach seinen Angaben sind auf Thüringens Straßen rund 800 Taxis sowie etwa 1.200 Mietwagen im Fahrservice unterwegs. Der Verband Mitteldeutscher Omnibusunternehmen äußerte sich mit Verweis auf hohe öffentliche Kosten für vergleichsweise wenige Fahrgäste skeptisch zu den Vorschlägen.
Die wirtschaftliche Lage des Taxigewerbes bezeichnete Kammer als stabil – auch wegen Vertragsfahrten beim Krankentransport oder beispielsweise für Schülerinnen und Schüler mit Handicap.
Bisher nur wenige Taxi-Modelle im Nahverkehr
Es gebe in Thüringen bisher nur wenige Kommunen, die Taxis in ihrer Nahverkehrsplanung berücksichtigten. Kammer nannte als Beispiele die Stadt Jena und den Landkreis Greiz. „Der Verband setzt sich dafür ein, das Linienverkehrsnetz in Thüringen unter Kosten- und Serviceaspekten zu überdenken. Dabei sollte auch entschieden werden, wo Busse eingesetzt werden, und wo Taxis.“
Taxis könnten demnach Linien bedienen, auf denen Busse schlecht ausgelastet sind. Sie könnten Fahrgäste zu Busbahnhöfen oder anderen Verkehrsknotenpunkten bringen oder Orte mit wenigen Abfahrten bedienen.
Der Verband, der nach eigenen Angaben rund 600 Transportunternehmer, Logistiker, Spediteure sowie Taxi- und Mietwagenunternehmer vertritt, beschloss Anfang Mai einen Forderungskatalog an Bundes- und Landesregierung. Verlangt wird darin unter anderem, Taxis und Mietwagen künftig in der Nahverkehrsplanung stärker zu berücksichtigen. So ließe sich die Mobilität in urbanen Randgebieten oder im ländlichen Raum verbessern. Nach Schätzungen sind im Thüringer Verkehrsgewerbe insgesamt mehr als 20.000 Arbeitnehmer beschäftigt.
Busverband: Kosten pro Fahrgast im Blick behalten
Der Geschäftsführer des Verbands Mitteldeutscher Omnibusunternehmen, Tilman Wagenknecht, sagte der dpa, Taxis könnten in bestimmten Regionen Teil neuer, überarbeiteter Nahverkehrspläne sein. Es seien sinnvolle Lösungen im Zubringerverkehr für schnelle Busverbindungen in ländlichen Regionen denkbar. „Man kann daraus Konzepte machen.“ Dabei müssten die Kommunalparlamente, die über die Nahverkehrspläne zu entscheiden hätten, allerdings auch die Beförderungskosten pro Person im Blick haben.
„Der Fördertopf für den öffentlichen Nahverkehr ist endlich. Schon jetzt besteht die Herausforderung darin, trotz gestiegener Kosten den Verkehr überall aufrechtzuerhalten“, sagte Wagenknecht. Beim Einsatz von Taxis müssten deren privatwirtschaftliche Tarife schließlich auf das ÖPNV-Niveau heruntersubventioniert werden. „Das sind riesige Kosten.“
Für Verkehrsangebote on demand – also auf Abruf – gebe es in einigen Regionen bereits Modelle mit Rufbussen oder Anruf-Sammeltaxen. In Thüringen gibt es nach Verbandsschätzung etwa 100 Busunternehmen, die im Linienverkehr unterwegs sind.