Die AfD in Sachsen-Anhalt ist in den Wahlkampf zur Landtagswahl 2026 gestartet. Sie wird angeführt von einem jungen und in sozialen Medien reichweitenstarken Spitzenkandidaten.
Bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt im kommenden Jahr will die Alternative für Deutschland so viele Stimmen sammeln, dass es für die Übernahme der Regierung reicht. Im Wahlkampf wird die Partei von Ulrich Siegmund als Spitzenkandidat angeführt. Der 34-jährige Co-Landtagsfraktionschef erhielt bei einem Landesparteitag in Magdeburg nach Angaben der Partei 98,3 Prozent der Delegiertenstimmen – nicht eingerechnet sind die Enthaltungen. Er erhielt 231 von 237 Stimmen, zwei Delegierte enthielten sich, vier stimmten mit Nein.
Ziel ist die absolute Mehrheit
„Holen wir uns nächstes Jahr die absolute Mehrheit, liebe Freunde“, rief Siegmund in den Saal. „Das ist nicht nur möglich, das ist realistisch“, sagte Siegmund in seiner Vorstellungsrede. Er ist seit 2016 Landtagsabgeordneter. Gemeinsam mit Oliver Kirchner führt er die Fraktion seit 2022. Siegmund absolvierte einst eine Ausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel und erwarb später einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftspsychologie und Betriebswirtschaftslehre. In sozialen Medien hat der 34-Jährige mit seinen Videos hohe Reichweiten.
Bei dem Parteitag, der bis einschließlich Montag angesetzt ist, will die AfD Sachsen-Anhalt 60 Listenplätze besetzen. Die AfD wird in Sachsen-Anhalt schon seit Längerem als gesichert rechtsextrem eingestuft. Die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ist für den 6. September 2026 angesetzt. Aktuell regiert ein Bündnis aus CDU, SPD und FDP. Die AfD stellt die zweitstärkste Fraktion im Landtag.
Landeschef Reichardt: Signal nach ganz Deutschland
Der Landesvorsitzende Martin Reichardt sprach in seiner Rede von einem geschichtsträchtigen Parteitag. „Heute wählen wir nicht nur eine Liste, sondern wir wählen eine Mannschaft, die ausziehen soll, Deutschland zu verändern, eine Mannschaft, die Sachsen-Anhalt regieren soll und damit ein Signal nach ganz Deutschland senden wird.“ Reichardt benannte als Ziel, „unsere deutsche Heimat wieder zu einem Land von Frieden, Wohlstand und Meinungsfreiheit zu machen“.
Ulrich Siegmund kündigte ein 100-Tage-Regierungsprogramm an mit einer „Abschiebeoffensive“, von der ein Signal nach ganz Deutschland ausgehen werde. Zudem solle es ein Rückgewinnungsprogramm für deutsche Fachkräfte geben. Siegmund kündigte einen Wahlkampf an, „den Deutschland noch nie gesehen hat“.
Bundesprominenz war nicht nach Magdeburg gekommen. Bundeschefin Alice Weidel sprach per Videobotschaft. In Sachsen-Anhalt werde Geschichte geschrieben. „Ihr werdet die 40 Prozent, die 40 Prozent weit überschreiten.“
Schon vor dem Parteitag hatte Ulrich Siegmund angekündigt, dass der Wahlkampf aufwendiger, innovativer und professioneller werde als die vorigen. Um ihn nach seinen Vorstellungen vorzubereiten, seien etwa 1,5 Millionen Euro nötig, die auch durch Spenden zusammenkommen sollen.
Social Media soll eine große Rolle spielen. Siegmund erzielt große Reichenweiten mit seinen Videos. Er setzt auf eine Vernetzung mit Influencern. Eigene Kanäle, unabhängig von der bestehenden Medienlandschaft, seien für die AfD wichtig. Die AfD werde aber auch weiter in jedem Dorf, in jeder Stadt präsent sein, Printmedien produzieren sowie zu großen Veranstaltungen einladen.
Andere Parteien müssen Spitzenkandidaten noch aufstellen
Ob bei der Landtagswahl Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) noch einmal als Spitzenkandidat seiner Partei antritt oder CDU-Landeschef und Wirtschaftsminister Sven Schulze zum Zug kommt, ist aktuell offen. Haseloff ist seit 2011 Regierungschef und damit der dienstälteste Ministerpräsident Deutschlands. Er hat bisher kein Szenario ausgeschlossen und stets betont, dass die Entscheidung ein Jahr vor der Wahl falle.
Auch die anderen Parteien werden in den nächsten Monaten zusammenkommen, um ihre Spitzenkandidaten zu küren und ihre Landeslisten aufzustellen. Bei der SPD könnte Wissenschaftsminister Armin Willingmann Spitzenkandidat werden.