Zehn Schwerverbrechern gelang die Flucht aus einer Haftanstalt in New Orleans. Einige sind inzwischen gefasst. Jetzt wurde auch ein Mitarbeiter des Gefängnisses festgenommen.
Ihre Flucht war filmreif: Am 16. Mai rissen zehn Insassen des Orleans Justice Center in New Orleans im US-Südstaat Louisiana um kurz nach Mitternacht eine Zellentür auf, schoben eine Toilette zur Seite und quetschten sich durch ein kleines Loch. Durch einen Versorgungsschacht gelangten sie zu einer Tür, die ins Freie führte. Sie kletterten über einen Stacheldrahtzaun und verschwanden in die Dunkelheit. Für die Wärter hinterließen sie verhöhnende Nachrichten an der Wand, kritzelten unter anderem: „Zu einfach LOL“.
Noch am Tag des Ausbruchs wurden drei Männer gefasst, ein Vierter drei Tage nach dem Ausbruch und ein weiterer am Dienstag. Mittlerweile wurde für Hinweise, die zur Ergreifung der Männer führen, eine Belohnung von bis zu 20.000 Dollar pro Kopf ausgesetzt. Fünf Häftlinge sind immer noch auf der Flucht. Aber wie konnte ihnen die überhaupt gelingen?
Schon kurz nach dem Vorfall wurden Vorwürfe über Sicherheits- und Personalmängel in der Haftanstalt laut. Und das, obwohl dort rund 1400 Gefangene mit hohem Sicherheitsrisiko untergebracht sind. Sheriff Susan Hutson erklärte, defekte Schlösser hätten die Flucht begünstigt. Der Leiter der Anstalt hatte nur vier Tage vor der Flucht den Bedarf an einem neuen Schließsystem angemeldet. Die Insassen nutzten eine Schwachstelle bei Schiebetüren, die sich aus der Führung heben ließen.
Gefängnisausbruch in New Orleans wurde erst nach Stunden entdeckt
Das Personal sei außerdem stark überlastet, erklärten Anstaltsmitarbeiter. Das zeigt auch die Tatsache, dass die Insassen an jenem Abend nur von einem einzigen Wärter bewacht wurden – und der holte sich zum Zeitpunkt des Ausbruchs gerade etwas zu essen. Auch wurde das Verschwinden der Häftlinge, von denen viele wegen Gewaltdelikten wie Mord angeklagt oder verurteilt wurden, den Behörden stundenlang nicht gemeldet. Das Fehlen der Häftlinge wurde erst bei einer Zählung um 6.30 Uhr festgestellt. Gegen 8.45 Uhr wurde das Gefängnis abgeriegelt und nochmal etwa 45 Minuten später die Flucht offiziell einer Polizeieinheit gemeldet. Die Stadt- und Staatspolizei erfuhr sogar erst um 10.30 Uhr von dem Vorfall.
Die Häftlinge entkamen durch ein Loch in einer Toilette
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Zudem gehen die Behörden davon aus, dass die Insassen Hilfe von Gefängnismitarbeitern hatten. Drei von ihnen wurden direkt suspendiert. Am Dienstag nahm die Polizei einen von ihnen, einen Wartungsarbeiter, fest. Ihm wird zehnmalige Anstiftung zur Flucht und ein Fall von Amtsmissbrauch vorgeworfen. Der 33-Jährige gab zu, dass einer der Entflohenen ihn dazu genötigt habe, das Wasser in der Zelle abzustellen und damit gedroht habe, ihn zu erstechen, hieß es in einer Erklärung des Büros des Generalstaatsanwalts von Louisiana.
Sehen Sie oben im Video: Ein Gefängnisausbruch versetzt New Orleans in Alarmbereitschaft. Mehrere Geflohene sind weiterhin auf freiem Fuß. Videos zeigen die spektakuläre Flucht.
Quellen: Associated Press, Justizvollzugsanstalt Orleans Parish
