Defekte Weichen, fehlende Lokführer: Bahnpendler sind in NRW leidgeprüft. Im vergangenen Jahr haben sich die Probleme weiter verschärft. Doch der Verkehrsminister macht Hoffnung für 2026.
Die Bahn ist in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr noch einmal unzuverlässiger geworden. S-Bahnen und Regionalzüge kamen 2024 häufiger zu spät oder fielen ganz aus. Das geht aus vorläufigen Zahlen des Kompetenzcenters Integraler Taktfahrplan NRW hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegen. Damit hat sich der Negativ-Trend der vergangenen Jahre noch einmal fortgesetzt.
Rund 24 Prozent der S-Bahnen und Regionalzüge in NRW waren demnach im vergangenen Jahr mit mindestens vier Minuten Verspätung unterwegs. Das ist der höchste Wert seit Jahren. 2023 waren 21,9 Prozent der Züge unpünktlich.
Auch die für Reisende besonders ärgerlichen kurzfristigen Zugausfälle bleiben ein Problem: Gut sieben Prozent der Züge fielen kurzfristig aus – nochmal etwas mehr als im Vorjahr.
Minister: „Große Herausforderungen auf der Schiene“
„Das verdeutlicht die großen Herausforderungen auf der Schiene. Das ist neben der maroden Infrastruktur besonders der Fachkräftebedarf“, sagte der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) auf dpa-Anfrage.
Gleichzeitig machte er Bahnreisenden Hoffnung: Im kommenden Jahr werde sich die Personalsituation so weit verbessern, dass es für Fahrgäste zu spürbaren Verbesserungen komme.
Verspätungen vor allem bei Linien zwischen Großstädten
Noch vergleichsweise gut lief es bei der S-Bahn: 21 Prozent der Züge waren dort verspätet. Auf den Regionalexpress-Linien kam 2024 hingegen fast jeder dritte Zug unpünktlich. Die RE-Züge fahren oft auf weiteren Strecken durch mehrere störungsanfällige Knotenpunkte – und sind deshalb häufiger verspätet.
Die unpünktlichste Linie war im vergangenen Jahr der Rhein-Münsterland-Express (RE 7) von Krefeld über Köln, Wuppertal, Hamm und Münster nach Rheine: Nicht einmal jeder zweite Zug auf der stark frequentierten Strecke fuhr pünktlich nach Fahrplan.
Die pünktlichste Linie war die S4 zwischen Dortmund und Unna – dort waren nur 1,6 Prozent der Züge verspätet.
Fehlendes Personal als Ursache
Häufig waren Probleme mit der maroden Infrastruktur oder mit den Zügen der Grund. Doch das allergrößte Problem bleibt der Personalmangel: Bei fast jedem zweiten kurzfristig ausgefallenen Zug war 2024 fehlendes Personal der Auslöser.
Die Branche kämpft mit einem massiven Mangel vor allem bei Lokführern, aber und in anderen Bahnberufen. Seit Jahren versuchen die Landesregierung und die Bahnunternehmen gemeinsam, neue Fachkräfte zu gewinnen. In diesem Jahr soll es im Rahmen des Landesprogramms Fokus Bahn NRW 700 Plätze für angehende Lokführer geben. Das sind 55 Prozent mehr als im vergangenen Jahr und gut dreimal so viele wie 2023.
„Wenn das zusätzliche Personal 2026 nach der Ausbildung zur Verfügung steht, wird das zu einer spürbaren Verbesserung der Situation führen“, verspricht Verkehrsminister Krischer. Schon in den vergangenen Monaten seien die personalbedingten Ausfälle bei den Bahnunternehmen deutlich zurückgegangen, heißt es etwa aus dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR).
Hoffnung auf Sondervermögen des Bundes
Auch beim Schienennetz werde es in den nächsten Jahren deutliche Verbesserungen geben, sagte Krischer. „Wir gehen davon, dass der Bund mit dem Sondervermögen noch deutlich mehr in Schieneninfrastruktur investiert und dies auch die technischen Probleme im Bahnnetz Schritt für Schritt mit den bekannten Folgen für die Verlässlichkeit reduziert“, sagte der Minister.
Das kurzfristig alles besser werde, dürfe man aber nicht erwarten, betonte der Vorstandssprecher des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR), Oliver Wittke. „Bis die Modernisierung der maroden Infrastruktur Früchte trägt, wird es für die Fahrgäste noch über einen längeren Zeitraum Engpässe und Einschränkungen geben“, sagte er. „Baustellen und Störungen im Bereich der Infrastruktur werden uns ehrlicherweise noch Jahre begleiten.“