Tücken der KI: Coca-Cola blamiert sich mit fehlerhaftem Werbevideo

Coca Cola wollte wissen, in welchen alten Büchern das sprudelnde Erfrischungsgetränk erwähnt wurde. Die Zitatesammlung nutzte der Konzern für ein Werbevideo. Doch das ging schief.

Der US-amerikanische Getränkehersteller Coca-Cola wollte mit einer neuen Werbekampagne besonders originell sein. Unter dem Motto „Classics“ ließ der Konzern von einer Digitalagentur Zitate in alten Büchern suchen, in denen der Markenname erwähnt wird. Bei der Recherche behalf sich die Agentur nach eigenen Angaben mit einer Künstlichen Intelligenz. Die Zitatesammlung sei anschließend nach verlässlichen Quellen überprüft worden. Zudem habe man die Rechte für die Nutzung aller Verlage und Autoren beziehungsweise den Rechteinhabern eingeholt. So weit, so sicher.

Die Zitate nutzte die Marketingabteilung von Coca Cola anschließend für eigene Werbespots. Doch damit hat sich der Konzern keinen Gefallen getan. Denn wie sich herausstellte, hat die Künstliche Intelligenz nicht ganz sauber gearbeitet, berichtet das Onlinemedium „404 Media“.

Aufgefallen sind die Fehler an einem vermeintlichen Zitat von James Graham Ballard (1930 – 2009). Der in Shanghai geborene Autor soll in seinem Buch „Extreme Metaphors“ aus dem Jahr 1967 Folgendes geschrieben haben:

Bevor ich mit meinen Eltern nach China kam, verbrachte ich sechs Monate in Kanada. Ich reiste nach Detroit, Buffalo, zu den Niagara-Fällen. Und noch etwas: Das Shangai [sic!], das ich kannte, war komplett in der Sphäre des amerikanischen Einflusses. Die Autos, der Merchandise, Coca-Cola, Klimaanlagen, Radio, Comics, die Lebensart – es war alles amerikanisch.

Künstliche Intelligenz macht Fehler

So ganz korrekt war das alles aber nicht. Die Fehler begannen schon bei der Quelle: Die Aussage stammte aus einem Buch mit dem Titel „Extreme Metaphors: Selected Interviews with J. G. Ballard 1967 – 2008“. Das Buch wurde nicht von Ballard verfasst. Es handelt sich aber um eine Sammlung von Interviews des Autors. Zusammengetragen hatten sie die Autoren Dan O’Hara und Simon Sellars. Veröffentlicht wurde das Buch 2012, also drei Jahre nach Ballards Tod.

Bei dem Zitat handelt es sich um eine Rückübersetzung aus einem Interview von Ballard mit einem französischen Magazin aus dem Jahr 1985. Der Autor hatte die Fragen auf Englisch beantwortet. Seine Antworten wurden ins Französische übersetzt. Ein Originaltranskript gibt es davon nicht, deshalb übersetzten die Autoren der Interviewsammlung den Text wieder ins Englische. Der Coca-Cola-Clip zitiert also eigentlich sie – und nicht Ballard.

Und selbst in dieses Zitat bauten die Coca-Cola-Verantwortlichen noch einen Fehler ein, indem sie die Stadt Shanghai falsch schrieben. In der Interviewsammlung taucht der Fehler dagegen nicht auf.

Coca Cola äußert nicht sich zu dem Fauxpas

Das Werbevideo, in dem diese Aussage aufgegriffen wird, hatte Coca-Cola auf der Plattform You Tube veröffentlicht. Allerdings ist es dort nicht mehr einsehbar, weil das Zitat viele Fehler enthält. Der Konzern selbst hat sich bisher nicht geäußert. Die Digitalagentur, die das Zitat mithilfe der KI ausfindig machte, wollte sich auf Anfrage des Onlinemediums „404 Media“ nicht äußern. Auch die Organisation, die den Nachlass des Autoren J. G. Ballard verwaltet, ließ den Fall unkommentiert. Eine anonyme Quelle ließ allerdings verlauten, dass man nicht über den Einsatz der Künstlichen Intelligenz gewusst habe.

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