Influencerin Cathy Hummels hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zum Stammtisch eingeladen. Der stern war dabei. Ein Abend zwischen Wurst und Wahnsinn.
Das muss ein Fiebertraum sein, eindeutig. Cathy Hummels serviert Markus Söder auf der Bühne einen „Heilpilz“. Der bayerische Ministerpräsident sitzt an einem Fass und Cathy, Ex-Trash-TV-Moderatorin und Ex-Spielerfrau, versucht, ihn zu beglücken – mit zuckerfreiem Essen und zuckersüßen Worten. Noch ist unklar, was davon ihn mehr irritiert. Ratlos starrt Söder auf den Klumpen, der seinem Cholesterinspiegel wohltun soll.
Männer und Frauen in Tracht sitzen an Bierzeltgarnituren, ignorieren ihr Cholesterin bei einer Brezn-Brotzeit und klatschen. Auf den Tischen stehen blau-weiße Blumengestecke, von fast jeder Wand lächelt das aufgemalte Söder-Antlitz. Das hier ist kein Traum. Das ist Cathy Hummels Stammtisch.
Cathy Hummels startet immer wieder Flirtversuche – Markus Söder lässt sie abblitzen
© Peter Kneffel
Die Unternehmerin hat eine neue Eventreihe ins Leben gerufen, bei der sie „in Tracht debattieren“ möchte. Markus Söder macht an diesem Dienstagabend im „Marias Platzl“ in München den Auftakt. Sie will ihn „so privat wie noch nie“ zeigen. Ein ehrgeiziges Ziel bei einem Mann, der seine innere Floskelmaschine schneller anschmeißt als eine Influencerin das Ringlicht. Cathy Hummels ist keine Politik-Reporterin. Aber sie hat immerhin mal „Kampf der Realitystars“ auf RTL 2 moderiert, und das ist, wenn man ehrlich ist, ungefähr das Gleiche.
Markus Söder: „Zwölf Nürnberger Würste sind kein Problem“
Etwas verbindet sie mit Söder, hat sie festgestellt, neben ihrem Influencerdasein: die Liebe zu gutem Essen. Was „gut“ bedeutet, ist dabei Auslegungssache. Bei Cathy gibt‘s Veganes und Zuckerfreies, bei Söder Fleisch mit Fleisch. Ihre Vorlieben teilen sie seit Jahren auf Instagram. #cathykocht gegen #söderisst. Dillgurken gegen Döner, Bratapfel gegen Bratwurscht, Clean Bread gegen Kalbskopf. Gegensätze ziehen sich angeblich an. Auf der Bühne flammt keine Leidenschaft auf.
Politik spart sich Cathy. „Damit kenne ich mich nicht aus.“ Stattdessen spricht sie über Themen, die sie interessieren: Sternzeichen zum Beispiel. Wie das Schicksal es will, hat Markus Söder das gleiche Sternzeichen wie Cathys siebenjähriger Sohn Ludwig: Steinbock. „Ihr schirmt euch gerne ab“, analysiert Cathy. Im Vorfeld habe sie mit einer Astroexpertin gesprochen. „Ihr lasst nicht viele an euch ran.“ Söder scheint noch nicht bereit, über seinen inneren Steinbock zu sprechen.
„Ich höre auf mein Bauchgefühl“, sagt er. Clever, denn damit kommen die beiden bald wieder auf Söders Lieblingsthema zurück: Essen. Genauer: Würste. „Zwölf Nürnberger sind kein Problem.“ Als Politiker habe er sonst keine Leidenschaften. „Ich sitze doch neben dir gerade!“, wirft Cathy ein. Söder ist zu irritiert für eine Antwort. „Komplimente bei Männern muss man wirklich aus der Nase ziehen!“, beschwert sie sich.
„Männlich“, lobt Cathy Hummels Markus Söder
Flirtversuche dieser Art ziehen sich durch den Abend. Seine Kollegin Dorothee Bär habe Cathy damals zu einem Event „angeschleppt“, daher kenne man sich, sagt Söder. Cathys Antwort: „Ich werde lieber abgeschleppt.“ Offenbar versucht Cathy, Söder mit Charme zu öffnen, doch er lässt sie abprallen wie einen Heilpilz. Stattdessen schwärmt er von Schweinshaxn, belehrt die Moderatorin – „Das heißt Bratwurscht, nicht Bratwürstel!“ – und feuert Floskeln ab, die klingen wie Glückskekse aus der CSU-Kantine. „Ein Leben ohne Bratwürste ist möglich, aber nicht wirklich sinnvoll.“
Gut, dass Loriot das nicht mehr miterleben muss. Das Publikum – keine bekannten Promis, viele Influencer („Ich habe Cathy beim Pilates kennengelernt“) – lacht brav. Cathy gibt nicht auf. „Dein Markenzeichen ist der Bart. Wie kam es dazu?“
„Ich habe einen starken Bartwuchs“, sagt Söder. „Männlich! Steinbock halt!“, ruft Cathy. „Ich bin ja auch 1,94 Meter groß“, fügt Söder hinzu, obwohl niemand danach gefragt hat. „Ich muss mir nichts spritzen im Gesicht und sehe mit Bart trotzdem jünger aus.“ Vielleicht sollte er ein Selbstliebeseminar in einem von Cathys Mental-Health-Retreats anbieten. „Es macht mich ein bisschen verwegener“, geht’s weiter. „Das piekst doch beim Knutschen!“, sagt Cathy.
Wüsste man es nicht besser, könnte man meinen, es sei ein Dialog aus „Kampf der Realitystars“. Auch irgendwie eine Leistung. Und ein bisschen was erfährt man dann auch noch. Söder habe von niemandem so viel gelernt wie von Angela Merkel. „Sie hat nichts übers Knie gebrochen. In der Ruhe liegt die Kraft.“ Er sollte wirklich weniger Glückskekse essen.
Cathy zeigt Söder in Badehose
Als wäre nicht alles schon beklemmend genug, startet Cathy auch noch ein Entweder-oder-Spiel mit dem 58-Jährigen. Auf der Leinwand: KI-generierte Bilder von ihr und einem halbnackten Söder in Badekleidung. Frage: Tegernsee oder Hawaii mit Cathy? Markus Söder kann sich nur schwer entscheiden. Er findet sich auf beiden Bildern gut getroffen.
Was ihm dagegen so gar nicht gefällt, ist der Heilpilz aus der Familie der Affenkopfpilze. Tapfer probiert er schließlich doch noch Cathys Gericht und verzieht das Gesicht. Vielleicht hätte es geholfen, den Pilz in Wurstform zu pressen.
Am Ende ist es nicht die Moderatorin, die diesem Fiebertraum ein Ende bereitet, sondern Söder selbst: „Ich würde sagen, wir sind durch!“
In der Tat.