Eine sinkende Zahl von Arbeitnehmern finanziert in Deutschland stetig wachsende Sozialausgaben. Es muss mehr gearbeitet werden, fordern Ökonomen und Unternehmer. Aber Feiertage opfern?
Zwei der führenden bayerischen Wirtschaftsverbände sind sich uneins in Sachen Feiertage. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) stößt mit ihrer Forderung nach Abschaffung eines Feiertags auf Widerspruch beim Bayerischen Industrie- und Handelskammertag (BIHK): „Ich glaube nicht, dass das gesellschaftspolitisch durchsetzbar ist, und ich halte es auch nicht unbedingt für erforderlich“, sagte BIHK-Präsident Klaus Josef Lutz.
Auf Arbeitnehmerseite widersprachen die Gewerkschaften der vbw: „Feiertagsstreichungen sind aus unserer Sicht grundsätzlich abzulehnen“, sagte der bayerische DGB-Landesvorsitzende Bernhard Stiedl. „Eine solche Maßnahme geht ausschließlich zulasten der Beschäftigten, die ohnehin schon eine hohe Arbeitsbelastung tragen.“
BIHK: Mehrarbeit ja, weniger Feiertage nein
Die vbw ist unter anderem Dachverband der bayerischen Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie. Präsident Wolfram Hatz und Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt hatten am Dienstag für längere Arbeitszeiten plädiert und dabei die Abschaffung eines Feiertags ins Spiel gebracht, ausgenommen den 1. Mai.
BIHK-Präsident Lutz hingegen verwies – unter anderem mit Blick auf die hohen Teilzeitquoten von Frauen – darauf, dass in Deutschland viel Arbeitszeitpotenzial ungenutzt bleibe. „Ich denke, die Potenziale, die wir haben, wenn wir die heben (…), dann wären wir auch in diesem Punkt wettbewerbsfähiger.“
Grundsätzlich besteht jedoch keine Uneinigkeit zwischen den beiden Wirtschaftsverbänden: Sowohl vbw als auch BIHK halten längere Jahres- beziehungsweise Lebensarbeitszeit in Deutschland für notwendig, ebenso wie viele Ökonomen. Ein Grund ist, dass Lohnnebenkosten und Sozialausgaben steigen, während die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern stark abnehmen wird.
DGB: Viele Beschäftigte extrem be- und überlastet
Der DGB lehnt längere Arbeitszeiten grundsätzlich ab: „Zudem zeigen aktuelle Zahlen, dass stressbedingte Erkrankungen bei den Beschäftigten in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben“, sagte Stiedl. „Viele von ihnen sind bereits heute extrem belastet und teilweise überlastet.“