Welche Verbindungen gibt es zwischen der Türsteher-Szene und dem kriminellen Clan- und Rockermilieu? Um das herauszufinden, haben hunderte Beamte Bars, Bordelle und Diskotheken überprüft.
Bei einer großangelegten Razzia haben rund 400 Polizistinnen und Polizisten Bordelle, Diskotheken und Bars in mehreren NRW-Städten kontrolliert. Nach Auskunft des NRW-Innenministeriums galt der Einsatz am Samstagabend und in der Nacht dabei der Türsteher-Szene im Clan- und Rockermilieu. Die Polizei wurde dabei auch vom Zoll, den Ordnungsämtern sowie den Ausländerämtern unterstützt.
Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden waren in der Vergangenheit wiederholt Bezüge bekannter Clanfamilien und Rocker zu Firmen des Sicherheits- und Bewachungsgewerbes bekanntgeworden, hieß es aus dem Innenministerium. So sollte der Einsatz helfen, diese bisher eher unberücksichtigten Verflechtungen weiter aufzuklären. Es gebe etwa Anzeichen auf Schwarzarbeit, gefälschte Qualifikationsnachweise, Steuerhinterziehung und undurchsichtige Firmengeflechte.
Unterwegs waren die Behörden in Dortmund, Duisburg, Essen, Köln, Recklinghausen sowie im Kreis Wesel. Mehrere Polizeidienststellen zeigten sich in Mitteilungen zufrieden mit der Aktion:
In Duisburg etwa wurden nach Auskunft der Polizei Kontrollen im Rotlicht-Milieu vorgenommen. Es seien insgesamt 75 Personen und 50 Räumlichkeiten überprüft worden. Festgestellt wurden mehrere Ordnungswidrigkeiten wie fehlende Konzessionen. Mehrere Strafanzeigen unter anderem wegen Betäubungsmittelverstößen oder illegalen Aufenthalts seien gefertigt worden. In diesem Zusammenhang wurden auch fünf Menschen festgenommen. In Recklinghausen galt die Razzia zwei Clubs. Es seien fünf Verstöße gegen das Gewerberecht festgestellt worden. Die Kreispolizeibehörde Wesel zog nach Kontrollen von vier Diskotheken eine positive Bilanz: „Dieser Einsatz trug erneut dazu bei, Nadelstiche zu setzen und das Dunkelfeld im Bereich krimineller Strukturen zu erhellen“, hieß es in einer Mitteilung. So fertigten die Beamten eine Strafanzeige wegen des Verdachts der Schwarzarbeit und stellten ein Einhandmesser sicher.Das Hauptzollamt in Köln vermeldete, dass bei Kontrollen in neun Clubs, Shisha-Bars und Kiosken bei drei Beschäftigten der Verdacht der Schwarzarbeit bestehe. In Essen wurden laut Auskunft der Polizei bei Kontrollen in sieben Diskotheken beziehungsweise Clubs unter anderem durch die Stadt fünf Arbeitsverbote verhängt.
Strategie der Nadelstiche
Bei den behördenübergreifenden Kontrollen gehe es darum, weitere Nadelstiche zu setzen, die helfen, „kleine und große kriminelle Fische zu fangen“, teilte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) mit, der die Kontrollmaßnahmen an einigen Orten im Ruhrgebiet begleitete. „Im dunklen Nachtleben machen Clans- und Rocker gerne ihr Geld“, so der Minister.
Die Polizei in Nordrhein-Westfalen setzt seit einigen Jahren immer wieder mit derartigen behördenübergreifenden Kontrollen auf eine sogenannte Strategie der Nadelstiche. Dabei ahnden die Ordnungskräfte auch kleinere Verstöße, verhängen Ordnungsanzeigen und Verwarngelder und fertigen bei entsprechenden Delikten auch Strafanzeigen.
Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.