Der Iran und die USA haben am Sonntag die vierte Runde ihrer Atomgespräche abgeschlossen und weitere Verhandlungen vereinbart. Ein hochrangiger US-Regierungsvertreter sagte nach dem Treffen in der omanischen Hauptstadt Maskat, Washington sei „ermutigt“ vom Verlauf des Treffens, das drei Stunden gedauert habe. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Esmail Bakai, schrieb im Onlinedienst X von „schwierigen“ Gesprächen. Aus den Äußerungen der iranischen Seite verlautete keine Bereitschaft zum von den USA geforderten Verzicht auf die Urananreicherung.
Irans Außenministeriumssprecher Bakai erklärte weiter, der Austausch sei „hilfreich“ beim „Verständnis der jeweils anderen Position“ und zum Finden von „vernünftigen und realistischen Mitteln zur Überwindung der Differenzen“ gewesen.
Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi bekräftigte jedoch im Anschluss, es gebe „keinerlei Raum für Kompromisse“ beim Recht seines Landes darauf, Uran selbst anzureichern. Die Anreicherung müsse fortgesetzt werden, sagte Araghtschi in einem in Maskat geführten Interview mit dem iranischen Staatsfernsehen. Der Iran könne jedoch offen dafür sein, die Anreicherung zu begrenzen, um „dabei zu helfen, Vertrauen aufzubauen“.
Der US-Sondergesandte Steve Witkoff wiederum hatte am Freitag den Verzicht auf die Urananreicherung als „rote Linie“ für Washington bezeichnet. Die drei iranischen Urananreicherungsanlagen in Natans, Fordo und Isfahan müssten abgerissen werden.
Aus US-Verhandlungskreisen hieß es nach der jüngsten Gesprächsrunde, diese sei aufseiten der USA vom Sondergesandten Witkoff geleitet worden und habe „sowohl aus direkten als auch aus indirekten“ Gesprächen bestanden. Eine weitere Gesprächsrunde in der „nahen Zukunft“ sei vereinbart worden, dabei würden weitere „technische Aspekte“ bearbeitet.
Der Außenminister des Oman, Badr al-Bussaidi, schrieb auf X, bei der Gesprächsrunde seien „nützliche und originelle Ideen“ aufgekommen, die „den Willen zu einer ehrenhaften Einigung“ widerspiegelten. Die fünfte Verhandlungsrunde werde stattfinden, nachdem beide Seiten „ihre Staatschefs konsultiert“ hätten. Nach iranischen Angaben wird der Zeitpunkt der nächsten Verhandlungsrunde vom Oman „koordiniert und angekündigt“.
Der iranische Chefdiplomat Araghtschi richtete unterdessen eine Drohung in Richtung Europa. Er warnte insbesondere Deutschland, Frankreich und Großbritannien vor einer „Strategie der Konfrontation“. Es bestehe die Gefahr, dass diese Strategie zu einer „Krise der nuklearen Aufrüstung“ führe, die „in erster Linie die Europäer selbst betreffen würde“.
Araghtschi äußerte sich mit Blick auf die sogenannten E3-Staaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien, die an der Vermittlung des 2015 abgeschlossenen Iran-Atomabkommens beteiligt waren.
Ende April hatte der französische Außenminister Jean-Noël Barrot dem Iran mit neuen Sanktionen gedroht, falls die Verhandlungen mit den USA scheitern sollten – und dies damit begründet, dass der Iran angesichts seiner Urananreicherung kurz davor stehe, Atomwaffen zu erlangen.
Der Iran reichert mittlerweile Uran bis zu einem Reinheitsgrad von 60 Prozent an – was um ein Vielfaches über dem 2015 vereinbarten Grenzwert von 3,67 Prozent liegt. Für die Herstellung von Atomwaffen ist auf 90 Prozent angereichertes Uran nötig.
Der israelische Außenminister Gideon Saar bekräftigte unterdessen die Position seines Lands, dass der Iran unter keinen Umständen Atomwaffen haben dürfe. „Der Iran ist der gefährlichste Staat der Welt“, sagte Saar auf einer Pressekonferenz in Jerusalem und fügte an: „Das gefährlichste Regime darf nicht in den Besitz der gefährlichsten Waffe der Welt gelangen.“
Die Atomgespräche zwischen den USA und dem Iran laufen seit dem 12. April, die Gesprächsrunde am Sonntag war die vierte. Es handelt sich um die ranghöchsten Gespräche zwischen beiden Ländern, seit sich die USA während der ersten Amtszeit von Präsident Donald Trump aus einem internationalen Atomabkommen mit dem Iran zurückgezogen hatten.
Westliche Staaten werfen dem Iran seit Jahren vor, nach Atomwaffen zu streben, was Teheran bestreitet. 2015 hatte der Iran das unter Vermittlung Deutschlands, Frankreichs, der USA, Chinas und Russlands zustande gekommene Abkommen unterzeichnet, das die Lockerung von Sanktionen im Gegenzug für eine Einschränkung des iranischen Atomprogramms vorsah.
2018 zogen sich die Vereinigten Staaten jedoch einseitig aus dem Vertragswerk zurück und verhängten neue Sanktionen gegen den Iran. Daraufhin zog sich Teheran seinerseits schrittweise von seinen darin festgehaltenen Verpflichtungen zurück und fuhr die Anreicherung von Uran hoch.