Flugreisen: Kinderfreier Sitzplatz im Flieger – Mom-Influencerin ist empört und erntet Kritik

Japan Airlines markiert Babysitze für mehr Ruhe. Influencerin Sofia Kalimeridou kritisiert dies als diskriminierend, doch viele Passagiere begrüßen die Funktion.

Kleinkinder in Flugzeugen sind oft eine Nervenprobe – nicht nur für die Eltern, sondern auch für Mitreisende. Sie lärmen, weinen und quengeln. Langstreckenflüge werden zur stundenlangen Herausforderung. Kopfhörer mit Geräuschunterdrückung helfen. Doch Passagiere, die das Pech haben, einen Platz in unmittelbarer Nähe gebucht zu haben, haben kaum eine Chance. 

Heutzutage gibt es kinderfreie Hotels, und bei Kreuzfahrten sind Reisen „nur für Erwachsene“ weit verbreitet. Solche Angebote lassen sich bei Reedereien wie Viking, Virgin Voyages, P&O, Saga, Marella und Fred. Olsen buchen. Die Debatte über kinderfreie Zonen hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen, da sich Lebensstile diversifizieren und die Nachfrage nach ruhigen Reiseoptionen steigt. Besonders in dicht besiedelten Gesellschaften wie Japan, wo Rücksichtnahme eine zentrale Tugend ist, gewinnen solche Konzepte an Popularität.

Keine Flüge ohne Kinder

Im Luftverkehr fehlt eine vergleichbare Möglichkeit jedoch meist. Doch es gibt sie. Japan Airlines (JAL) hat sie bereits vor Jahren eingeführt. Allerdings ist nicht das gesamte Flugzeug „kinderfrei“. Wird das Ticket direkt bei der Airline gebucht, zeigt JAL bei der Sitzplatzwahl an, wo ein potenzieller Störenfried sitzt. Die Plätze von Kleinkindern bis zwei Jahren werden markiert. Diese Option ermöglicht es anderen Passagieren, Plätze in der Nähe von Kleinkindern zu meiden. Familien entsteht dadurch kein Nachteil, sie werden nicht aus dem Flugzeug verwiesen, und ruhebedürftige Reisende profitieren. 

Allerdings hat die Funktion Schwächen: Sie gilt nur für Direktbuchungen über die JAL-Website und nicht für Gruppenbuchungen, Drittanbieter oder Prämientickets. Bei Flugzeugwechseln oder kurzfristigen Änderungen kann die Anzeige zudem fehlerhaft sein, was die Erwartungen mancher Passagiere enttäuscht. 

Dennoch ist die Praxis umstritten. Darauf deutet hin, dass bislang keine Fluggesellschaft außerhalb Japans nachgezogen hat. All Nippon Airways (ANA), eine weitere japanische Fluggesellschaft, bietet eine ähnliche Kennzeichnung von Kleinkindplätzen. Außerhalb Japans experimentieren einige Airlines mit alternativen Konzepten, wie AirAsia X mit ihrer „Quiet Zone“, in der Kinder unter 10 Jahren nicht sitzen dürfen. In Japan haben Rücksichtnahme und Ruhe im öffentlichen Raum einen hohen Stellenwert. Die Funktion steht daher in einem anderen kulturellen Kontext als in westlichen Ländern.

Millionenabrufe auf Empörungsvideo

Die reisende „Mom-Influencerin“ Sofia Kalimeridou – Instagram „@sophiefamilytravel“ – teilt diesen Hintergrund offenbar nicht. Mit Millionen von Aufrufen ihres kritischen Videos hat Kalimeridou, eine bekannte Reise-Influencerin, die sich auf Familienreisen spezialisiert hat, eine breite Debatte ausgelöst. 

Als Mutter eines Kleinkindes setzt sie sich für die Akzeptanz von Familien im öffentlichen Raum ein. Im Mai 2025 übte sie scharfe Kritik an der Airline: „Japan Airlines ist die einzige Fluggesellschaft der Welt, die bei der Sitzplatzwahl anzeigt, ob Babys in der Nähe sind, damit man sie meiden kann. Im Grunde wird Millionen von Menschen suggeriert, dass dies die Bereiche sind, die man ‚meiden‘ sollte, und dass ein Sitzplatz hinter einem Baby den Flug unangenehm machen kann. Sehr enttäuschend … Was denkt ihr? Solange man nicht in einem Privatjet fliegt, sollte es in Ordnung sein, in der Nähe von jedem zu sitzen.“ 

Es erscheint kaum glaubhaft, dass Kalimeridou dieser Umstand vor der Reise unbekannt war. Der Verdacht liegt nahe, dass sie JAL absichtlich gebucht hat, um sich darüber aufzuregen. JAL selbst betont, kinderfreundlich zu sein und mit Services wie Babybetten, speziellem Kinderessen und Unterstützung beim Check-in Familien zu unterstützen. Die Funktion soll lediglich Wahlmöglichkeiten bieten, ohne Eltern auszuschließen.

Etwas scheinheilige Kritik

Doch selbst in ihrer eigenen Community stößt Kalimeridou auf Widerspruch. Die Userin „Lilmissdj“ kommentiert: „Der Kommentarbereich wird nicht so sein, wie du denkst. Es ist nichts falsch daran, wenn Leute sich im Flugzeug von Babys fernhalten.“ Userin „Anne“ argumentiert: „Japan Airlines belästigt Babys nicht, sondern gibt anderen die Möglichkeit, ihnen aus dem Weg zu gehen und einen ruhigeren Flug zu haben. Das ist nicht respektlos, das nennt man Empathie!“ „Curlee Bree“ schreibt: „Ich wünschte, mehr Fluggesellschaften würden das tun. Als Mutter eines Kleinkindes möchte ich lieber von anderen Müttern und Familien umgeben sein, die Verständnis für die Unannehmlichkeiten eines Kindes während einer Flugreise haben, als von einem Nicht-Elternteil, der mich oder mein Kind verurteilt und möglicherweise negativ behandelt.“ 

Auch Passagiere mit besonderen Bedürfnissen, wie Menschen mit Autismus oder Geschäftsreisende, die auf Langstreckenflügen Ruhe benötigen, loben die Funktion. Sie argumentieren, dass die Wahlmöglichkeit ihre Reiseerfahrung erheblich verbessert. Zustimmung findet Kalimeridou kaum. Hinzu kommt, dass sie mit ihrem Kind privilegiert reist. Sie fliegt in einem separierten Abteil. Bei JAL heißt dies je nach Flugzeugtyp „JAL Sky Suite“ (Boeing 777-300ER) oder „Business Class Suite“ (Airbus A350-1000). Somit stellt sich das Problem für sie mangels direkter Sitznachbarn eigentlich nicht.

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