2. Fußball-Bundesliga: Sieben Jahre, acht Chefs: Die Zweitliga-Trainer des HSV

Von jung bis erfahren, von außerhalb und aus dem eigenen Stall: Der Hamburger SV hat auf dem Trainerposten viel probiert. Unter Merlin Polzin soll am Samstag endlich der Wiederaufstieg gelingen.

Sieben Spielzeiten hat der Hamburger SV bislang in der 2. Bundesliga verbracht. Am Samstag (20.30 Uhr/Sky und Sport1) will der einstige Bundesliga-Dino mit einem Heimsieg gegen den Abstiegskandidaten SSV Ulm diesen Makel endlich tilgen. In den sieben Zweitliga-Jahren führten acht Trainer das Kommando auf der bislang unerfüllten Mission Bundesliga-Rückkehr:

Christian Titz (54 Jahre/13. März 2018 bis 23. Oktober 2018/224 Tage im Amt):

Nach der Trennung von Bernd Hollerbach wurde Titz, der die U21 an die Regionalliga-Spitze geführt hatte, zum Chefcoach befördert. Den ersten Abstieg aus der Bundesliga nach der Spielzeit 2017/18 konnte Titz nicht verhindern. Dennoch wurde er mit einem Vertrag bis 2020 ausgestattet. Nach einem 0:0 gegen den VfL Bochum folgte schon nach dem zehnten Spieltag die Trennung, da die Vereinsführung die Saisonziele in Gefahr sah. Aktuell trainiert Titz den 1. FC Magdeburg, der auch noch Aufstiegschancen hat.

Hannes Wolf (44/23. Oktober 2018 bis 30. Juni 2019/250):

Der als Trainer-Wunderkind geltende Wolf, der zuvor den VfB Stuttgart in die Bundesliga geführt hatte, übernahm den HSV auf Platz fünf. Sechs Siege in sieben Spielen machten die Hamburger zum Herbstmeister. Nach der 0:2-Niederlage bei Union Berlin rutschte der HSV nach dem 31. Spieltag erstmals aus den Aufstiegsrängen und beendete seine erste Zweitliga-Saison auf Platz vier. Das Aus für Wolf, der jetzt die deutsche U20-Nationalmannschaft betreut, hatte der Club schon vor dem letzten Spieltag bekanntgegeben.

Dieter Hecking (60/1. Juli 2019 bis 30. Juni 2020/365):

Hecking saß auf der Bank des Gegners Borussia Mönchengladbach, als der HSV trotz eines 2:1-Erfolgs aus der Bundesliga abstieg. Der erfahrene Trainer, der mit dem VfL Wolfsburg 2015 den DFB-Pokal gewann, galt als Gegenentwurf zum jugendlichen Wolf. Zu Beginn der Corona-Pandemie stand der HSV nach dem 25. Spieltag auf dem Relegationsplatz. Danach verspielte der Club in vier Spielen sechs Punkte in der Nachspielzeit. Negativer Höhepunkt war das Debakel am letzten Spieltag. Obgleich Platz drei noch möglich war, verloren die Hamburger im eigenen Stadion 1:5 gegen den SV Sandhausen. Platz vier in der Abschlusstabelle bedeutete auch das Aus für Hecking. In dieser Spielzeit kämpft er mit dem VfL Bochum um den Klassenverbleib im Oberhaus.

Daniel Thioune (50/6. Juli 2020 bis 3. Mai 2021/301):

Durch seine gute Arbeit beim VfL Osnabrück, den er in die 2. Liga führte und dort hielt, hatte Thioune seinen Platz auf der Kandidatenliste beim HSV gefunden. Seine Zeit beim HSV begann mit der Niederlage in der ersten Pokalrunde beim Drittligisten Dynamo Dresden. Auch Thioune führte den HSV zur Herbstmeisterschaft. Dann spielte wieder der SV Sandhausen Schicksal. Die 1:2-Niederlage am 29. Spieltag war der Anfang vom Ende. Zwei Partien später war Thiounes Zeit im Volkspark vorzeitig beendet. Aktuell verantwortet er den Zweitligisten Fortuna Düsseldorf, mit dem er eine Restchance auf den Aufstieg hat.

Horst Hrubesch (74/4. Mai 2021 bis 30. Juni 2021/57):

Das Vereinsidol, 1983 Gewinner des Europapokals der Landesmeister und Doppeltorschütze beim 2:1-Sieg im EM-Finale 1980 gegen Belgien, übernahm für die drei letzten Spiele der Saison 2020/21. Der „Lange“ führte sich mit einem 5:2-Sieg über den 1. FC Nürnberg ein. Es folgten ein 2:3 beim VfL Osnabrück und ein 4:0 über Eintracht Braunschweig. Mehr als Platz vier sprang für die Rothosen aber auch in der dritten Zweitliga-Saison nicht heraus. Hrubesch verantwortet nun wieder die Nachwuchsarbeit im Club.

Tim Walter (49/1. Juli 2021 bis 12. Februar 2024/956):

Walter machte das halbe Dutzend an HSV-Trainern in der 2. Bundesliga komplett. Nach seiner ersten Cheftrainer-Station bei Holstein Kiel und einem glücklosen Intermezzo beim VfB Stuttgart heuerte Walter auf der Hamburger Kommandobrücke an. Unter Walter ging es 2021/22 und 2022/23 in die Relegation, die gegen Hertha BSC und den VfB Stuttgart verloren wurde. Mit einem Vertrag bis zum 30. Juni 2024 ausgestattet, startete Walter einen dritten Anlauf, der mit seiner Freistellung im Februar vergangenen Jahres endete. Beim englischen Zweitligisten Hull City endete seine Amtszeit im November 2024. Seitdem ist Walter vereinslos.

Steffen Baumgart (53/20. Februar 2024 bis 24. November/278):

Der bekennende HSV-Fan Steffen Baumgart übernahm von Tim Walter den Trainerposten im Volkspark. Der Mann mit der markanten Schiebermütze schaffte den Turnaround nicht mehr. Die Spielzeit 2023/24 endete einmal mehr auf dem vierten Platz. In der laufenden Serie stand der HSV unter Baumgart nur nach dem neunten Spieltag unter den besten drei Teams. Das 2:2 im Heimspiel gegen Schalke 04 und Platz acht nach dem 13. Spieltag besiegelten sein Schicksal. Seit dem 2. Januar ist Baumgart Trainer des Bundesligisten Union Berlin.

Merlin Polzin (34/12. bis 19. Februar 2024 und seit 25. November 2024/am 10. Mai 172 Tage im Amt):

Schon in der Übergangszeit setzten die HSV-Verantwortlichen an einem Spieltag auf den Hamburger Jung‘ Polzin, der zuvor als Co- und Jugendtrainer im Volkspark und beim VfL Osnabrück tätig war. Nach der Freistellung von Baumgart übernahm er zunächst als Interimscoach, seit dem 23. Dezember 2024 ist er Chefcoach. Von Platz acht führte der Junge aus dem Fan-Block den HSV an die Tabellenspitze – und schon am Samstag wieder zurück in die Bundesliga?

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