80 Jahre nach Massensuizid: Hunderte protestieren gegen rechten Aufmarsch in Demmin

Sitzblockaden und ein quergestellter Bus: Mit einer rekordverdächtigen Teilnehmeranzahl haben Aktivisten versucht, den jährlichen Aufmarsch Rechtsextremer in Demmin zu verhindern.

Mehrere Tausend Menschen haben nach Veranstalterangaben in Demmin (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) gegen den jährlichen Aufmarsch Rechtsextremer demonstriert. Mindestens 4.000 Menschen – und damit deutlich mehr als in den Jahren zuvor – hätten sich an dem Demonstrationszug beteiligt, schätzt das „Aktionsbündnis 8. Mai Demmin“. Die Polizei sprach in einer Mitteilung von etwa 2.000 Demonstranten. Zum Vergleich: 2024 waren es nach Polizeiangaben etwa 600. 

Die rechtsextreme Partei „Die Heimat“ (vormals NPD) organisierte wegen des Massensuizids in der Kleinstadt kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren einen sogenannten Trauermarsch. Seit Jahren ziehen am 8. Mai Rechtsextreme schweigend durch die Stadt an der Peene. Diesmal zählte die Polizei rund 290 Teilnehmer.

Kritik an rechter Instrumentalisierung

Aktivisten und Wissenschaftler sehen in dem Aufmarsch einen Versuch, die Geschehnisse in Demmin zu instrumentalisieren. Das sei schon am von den Rechtsextremen gewählten Datum zu erkennen, das nichts mit dem Massensuizid zu tun habe, sagte ein Pressesprecher des Bündnisses. Die Rechtsextremen betrauerten in Wirklichkeit die Niederlage der Wehrmacht. 

Historiker datieren den beispiellosen Massensuizid in Demmin, bei dem sich hunderte Menschen aus Angst vor der Roten Armee selbst töteten, auf die Tage vom 30. April bis zum 3. Mai. 

Rechtsextreme müssen Route ändern

Mit mehreren Sitzblockaden und einem quergestellten Bus versuchten die Gegendemonstranten den Aufmarsch der Rechtsextremen aufzuhalten. Diese mussten letztendlich von ihrer geplanten Route abweichen. Auch die Kranzniederlegung konnte nicht wie geplant stattfinden. 

Die Teilnehmenden der Gegenveranstaltung waren mit Bussen etwa aus Berlin, Hamburg oder Hannover angereist. Nach Polizeieingaben blieb es bei den Demonstrationen zunächst friedlich: Verletzte oder Festnahmen gab es demnach keine.

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