Nach der Coronapandemie geht es weiter bergauf mit den Besucherzahlen am Ohnsorg-Theater. Doch das Niveau vor Corona ist an der niederdeutschen Bühne noch nicht wieder erreicht.
Zum 100. Geburtstag von Schriftsteller Siegfried Lenz (1926-2014) zeigt das Hamburger Ohnsorg-Theater in der kommenden Spielzeit seinen berühmtesten Roman „Deutschstunde – Biller in Flammen“. „Sein Roman über die Auseinandersetzung zwischen Moral, Schuld, Pflichterfüllung und Verantwortung ist mit Abstand sein bekanntestes und erfolgreichstes Werk“, sagte die künstlerische Leiterin Anke Kell.
In einem norddeutschen Dorf während des Zweiten Weltkriegs erhält der linientreue Polizist Jens Ole Jepsen in „Deutschstunde“ den Auftrag, dem Malverbot des expressionistischen Künstlers und einst guten Freundes Max Ludwig Nansen Nachdruck zu verleihen. Sein Sohn Siggi, der mit dem Maler und dessen Kunst schon von klein auf vertraut ist, wird zum Zeugen eines nahezu unlösbaren Konflikts zwischen Pflichtbewusstsein und künstlerischer Freiheit – und gerät selbst in einen Strudel aus Gehorsam und Rebellion.
„Jungs vun de Waterkant – Die Gebrüder Wolf„
Auch ein anderes Stück beschäftigt sich mit dem Nationalsozialismus. In „Jungs vun de Waterkant – Die Gebrüder Wolf“ geht es um die Musiker, Komiker und Varietékünstler Ludwig und Leopold Wolf. Geboren als jüdischeSchlachtersöhne in der Neustadt prägten sie, zunächst noch im Bunde mit ihrem dritten Bruder James Isaac, mit Sketchen und Liedern wie „An de Eck steiht ‘n Jung mit’n Tüdelband“ und „Snuten un Poten“ die Hamburger Musikszene wie kaum andere – bis zum jähen Ende ihrer Karriere im Nationalsozialismus.
Insgesamt steht die kommende Spielzeit 2025/2026 im Zeichen der Begegnungen. „Immer wieder werden Versuche unternommen, zueinanderzufinden und einander besser zu verstehen“, sagte Kell. Eröffnet wird die Spielzeit am 31. August mit dem Stück „Wie im Himmel – As in’n Heven“ nach dem gleichnamigen Film, in dem ein international erfolgreicher Dirigent nach einem Zusammenbruch in sein kleines Heimatdorf zurückkehrt, um Ruhe zu finden und durch die Leitung des örtlichen Chores wieder neuen Lebensmut findet.
Gereifte Singles treffen sich zum Speeddating
„Wi sünd de Ne’en – Wohngemeinschaften“ ist eine Komödie nach dem Film „Wir sind die Neuen“, in dem drei ältere Männer beschließen, ihre WG aus Unitagen wiederzubeleben – leider wohnen in der Wohnung über ihnen drei Studierende, die sich als fürchterlich spießig entpuppen. Im Weihnachtsmärchen „Der Wind in den Weiden“ erlebt ein selbstverliebter Kröterich Abenteuer mit seinen Freunden Maulwurf, Wasserratte und Dachs. In „Kribbeln in’n Buuk – Der Himmel voller Geigen“ treffen sich sechs gereifte Singles zum Speeddating. Auch in „Veer Lüüd in’n Nevel – Reif für die Insel“ müssen sich unterschiedliche Menschen zusammenraufen.
Das Ohnsorg-Studio präsentiert in der kommenden Spielzeit „Das doppelte Lottchen – Dubbelt höllt beter“ nach Erich Kästner, „Unsere wilden Jahre – As wi wild weern“ über zwei Geschwister, die trotz aller Unterschiede füreinander da sind und als Uraufführung „Huul man nich, Du leevst ja noch – Heul doch nicht, Du lebst ja noch“ nach dem Roman von Kirsten Boie über drei Jugendliche, die versuchen, in der Nachkriegzeit in Hamburg zu überleben.
Nach Angaben von Ohnsorg-Intendant Michael Lang geht es mit den Besucherzahlen nach der Coronapandemie weiter bergauf. „Die durchschnittliche Platz-Auslastung von rund 70 Prozent im großen Haus und 93 Prozent auf der Studiobühne in der abgelaufenen Spielzeit 2023/2024 unterstreicht den Aufwärtstrend, der sich auch in der aktuellen Spielzeit 2024/2025 weiter fortsetzt“, sagte Lang. Das Niveau vor Corona sei aber noch nicht wieder erreicht.