Nazi-Kriegsverbrecher: KZ-Arzt Josef Mengele wollte offenbar nach Deutschland einreisen

Josef Mengele führte im KZ grausame Experimente durch, nach dem Krieg flüchtete er nach Südamerika. Bisher unbekannte Dokumente werfen ein neues Licht auf seinen Werdegang.

Sein Name steht für manche der schlimmsten Verbrechen, die die Nazis begangen haben: Josef Mengele war als KZ-Arzt in Auschwitz für grausamste medizinische Experimente verantwortlich. Berüchtigt sind vor allem seine Forschungen an Zwillingen.

Nach dem Untergang der Nazi-Herrschaft und dem Ende des Zweiten Weltkriegs gelang es Mengele, sich wie viele andere Nazis über die sogenannte „Rattenlinie“ nach Südamerika abzusetzen. Jahrzehntelang lebte er unbehelligt in Argentinien und Brasilien, die Fahndungen nach dem Kriegsverbrecher blieben erfolglos. 1979 starb Mengele, als er beim Baden einen Schlaganfall erlitt. Neue Dokumente sollen zeigen, wie Mengele so lange unentdeckt blieb.

Josef Mengele versteckte sich in Argentinien und Brasilien

Reporter des Fernsehmagazins „MDR investigativ“ haben in Argentinien eine Akte ausfindig gemacht, aus der unter anderem hervorgeht, dass Mengele 1959 in die Bundesrepublik einreisen wollte. Einen entsprechenden Antrag soll er unter seinem echten Namen gestellt haben. Wahrscheinlich wollte der Arzt seinen kranken Vater besuchen.

Der NS-Forscher Bogdan Musial, früherer Professor an der Universität Warschau, hält es laut „MDR Investigativ“ für wahrscheinlich, dass die Dokumente aus dem Archiv der argentinischen Bundespolizei authentisch sind. „Das zeigt, dass er sich sicher fühlte. Er sagte, seine Identität ist echt, ich fühle mich sicher und fahre sogar nach Deutschland, um meinen Vater zu besuchen“, sagt Musial. Offizielle Informationen darüber, ob Mengele tatsächlich in der Bundesrepublik war, liegen allerdings nicht vor.

Fahndung lief offenbar nur halbherzig

20 Jahre lang soll die Akte verschwunden gewesen sein. Ihr Inhalt zeigt, dass Mengele sich in Argentinien offenbar wenig Sorgen um eine Verhaftung gemacht hat. Und sie legt den Verdacht nahe, dass die deutschen Ermittlungsbehörden die Fahndung lange nur halbherzig betrieben.

Der argentinischen Polizei war offenbar auch nicht viel daran gelegen, den Kriegsverbrecher festzusetzen. Mengele hatte sich 1959 zunächst nach Paraguay abgesetzt, war dort untergetaucht und hatte sich danach bis zu seinem Tod in Brasilien versteckt. Aus der Akte geht hervor, dass die argentinische Polizei offenbar schon 1960 wusste, dass Mengele nach Paraguay geflüchtet war.

Argentiniens Regierung hat jüngst Akten über Aktivitäten von Nazis veröffentlicht, die nach dem Zweiten Weltkrieg in das Land geflohen waren. Zu den Akten gehören Unterlagen über NS-Verbrecher wie Mengele und Adolf Eichmann, der vom israelischen Geheimdienst aus Argentinien entführt und nach einem Prozess in Israel hingerichtet wurde. Mehr als 1850 Dokumente, die seit 1992 nur im argentinischen Bundesarchiv auf Papier einsehbar waren, sind online verfügbar.

Quellen: „Tagesschau“, MDR, Nachrichtenagentur DPA

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