Musik: Raue Rockgröße aus Motor City – Bob Seger wird 80

Der Detroiter Musiker prägte den US-Rock entscheidend mit und gilt als Vorbild für Stars wie Bruce Springsteen oder Tom Petty. Die Bühne hat er hinter sich gelassen.

Bekannt wurde Bob Seger für seinen rauen, kantigen Sound, der genauso schnörkellos daherkommt wie der Alltag in seiner Heimatstadt Detroit. Der amerikanische Rocksänger und Songwriter – mit bürgerlichem Namen Robert Clark Seger – gehört zu den prägendsten Stimmen des amerikanischen Heartland Rock. Seit einigen Jahren ist es vorbei mit den Auftritten – seinen 80. Geburtstag am heutigen Dienstag (6. Mai) feiert Seger als Rock-Rentner ohne viel Publicity.

Fast sechs Jahrzehnte sang Seger vom Leben der Arbeiterklasse, von Wut, Enttäuschung und Aufbegehren. Seine Musik spiegelt die Kraft der Industriehallen, die Mühsal der kleinen Leute. Doch Seger zeigte auch eine weichere Seite: Als Entertainer mit Gespür für Mainstream-Hits gelang ihm immer wieder der Spagat zwischen Rock-Revoluzzer und radiotauglichem Songwriter.

Musik als Zufluchtsort

Geboren wurde Seger als Sohn eines alkoholkranken Sanitäters und Amateur-Musikers. Er ist zehn Jahre alt, als sein Vater die Familie verlässt und nach Kalifornien zieht. Für den jungen Bob wird die Musik zum Zufluchtsort. Bereits Anfang der 1960er Jahre gründet er mit The Decibles seine erste Band. Schon die nachfolgende Gruppe, The Last Heard, sorgt lokal für Aufsehen. Ende des Jahrzehnts gelingt ihm der Durchbruch, als er mit einem Song sogar die Beatles in den US-Charts übertrifft.

Seinen künstlerischen Höhepunkt erreicht Seger Mitte der 1970er Jahre. Mit der Gründung der Silver Bullet Band beginnt eine neue Ära. Das Live-Album „Live Bullet“ aus dem Jahr 1976 verschafft ihm landesweite Bekanntheit. Es bleibt in den US-Charts über 140 Wochen. Insgesamt bringt Seger 20 Alben heraus, von denen mehr als 50 Millionen Exemplare verkauft werden. Mehr als zehn davon erreichen Platinstatus. Zuletzt erschien 2017 das Studioalbum „I Knew You When“.

Wegbereiter großer Stars

Segers Einfluss reicht weit über seine eigene Diskografie hinaus. Er gilt als Wegbereiter für Musiker wie die Eagles, John Cougar Mellencamp, Bruce Springsteen, Jackson Browne oder Tom Petty. Als erster Rockmusiker überhaupt veröffentlicht er einen Song gegen den Vietnamkrieg. Zudem steuert er Songs zu Hollywood-Filmen bei, darunter „Urban Cowboy“, „Lockere Geschäfte“ („Risky Business“) und „Forrest Gump“.

Mit dem wachsenden Erfolg wurde Seger allerdings auch Kritik ausgesetzt: Nach dem Live-Album „Nine Tonight“ warfen ihm einige vor, sich dem Mainstream angepasst zu haben. Doch die Vorwürfe verstummen bald wieder. Mit „Like A Rock“ (1986) findet er zu seinem alten Stil zurück, heißt es in Kritiken. Im März 2004 wird Seger in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen – mehr als vier Jahrzehnte nach seinen Anfängen in den Bars von Detroit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert