„Neuer Wind im Alten Land“ zeigt am Sonntag, dass ZDF-Herzkino auch mit Substanz funktioniert – eine echte Alternative zum Krimi im Ersten.
Nach dem inzwischen dritten Film der ZDF-Reihe „Neuer Wind im Alten Land“ (seit 2024) am 27. April dürfen sich Zuschauerinnen und Zuschauer nun auf den vierten freuen: „Stolz und Vorurteil“ läuft am Sonntag, 4. Mai, um 20:15 Uhr im ZDF – und beweist erneut, dass das Herzkino-Format längst mehr kann als die übliche Pilcher-Romantik.
Journalistische Spürnase mit Tiefgang
Die Geschichte setzt wieder bei der ehemaligen Star-Journalistin Beke Rieper (Felicitas Woll) an, die nach ihrer Karriere-Bruchlandung in der Großstadt in ihre alte Heimat an der Elbe zurückgekehrt ist. Während sie für das lokale „Käseblatt“ auf Geschichtenjagd geht, deckt sie im zweiten Film einen brisanten Fall auf: Eine Beinahe-Havarie auf der Elbe ruft ihren journalistischen Spürsinn auf den Plan.
Die verantwortliche Lotsenbruderschaft gibt sich auffällig verschlossen, als Beke zu recherchieren beginnt. Im Zentrum steht Lotsin Lina Feindt (Marie Hacke), die einzige Frau in der traditionell männlich dominierten Branche. Ihr wird vorgeworfen, durch falsche Beratung für den Vorfall verantwortlich zu sein. Doch Lina verteidigt sich: Das Schiff sei auf falschem Kurs gewesen, und als der Kapitän sich weigerte, diesen zu ändern, musste sie selbst eingreifen – ein absolutes Tabu für Lotsen.
Mehr als nur eine Liebesgeschichte
Parallel dazu entwickelt sich Bekes Privatleben weiter: Die Annäherung an ihre Jugendliebe Paul Harms (Steve Windolf) geht weiter, doch unerwartet taucht ihr Ex-Mann David (Martin Bretschneider) auf dem Rieper-Hof auf, um die anstehende Scheidung zu besprechen. Plötzlich kommen Beke Zweifel, ob sie wirklich vollständig über David hinweg ist.
Was die „Neuer Wind im Alten Land“-Filme so besonders macht: Hier werden keine konstruierten Dialoge und vorhersehbaren Romantik-Klischees serviert. Stattdessen erwartet die Zuschauer eine erfrischend realistische Inszenierung mit überzeugenden Charakteren und einem authentischen Setting im norddeutschen Alten Land südlich von Hamburg.
Eine echte Alternative zum Sonntags-Krimi
Während im Ersten jeden Sonntag verlässlich ein „Tatort“ oder „Polizeiruf 110“ läuft, bietet das ZDF mit dieser Reihe eine echte Alternative für all jene, die keine Lust auf Mord und Totschlag haben, aber dennoch anspruchsvolle Unterhaltung suchen. Weitere Beispiele sind seit 2022 „Unterm Apfelbaum“, „Familie Anders“ oder „Mit Herz und Holly“.
Die komplexen Figuren und gesellschaftlich relevanten Themen heben die Produktionen von den klassischen Pilcher-, Lindström- und Fforde-Verfilmungen (seit 1993) mit eher hölzernen Dialogen und allzu vorhersehbarem Happy End – vor zugegeben bezaubernden Kulissen in England, Schweden und den USA – ab.
„Dr. Nice“ ist wieder da!
Wer nach „Neuer Wind im Alten Land“ noch mehr Herzkino mit Tiefgang genießen möchte, sollte sich ab dem 11. Mai die neue Staffel „Dr. Nice“ (seit 2023) nicht entgehen lassen. Mit drei neuen Folgen kehren Mediziner Dr. Moritz Neiss (Patrick Kalupa) und seine Arzthelferin und Co-Elternteil Charlie Winkler (Josefine Preuß) zurück.
In der ersten Episode „Alte Narben“ (11. Mai) übernimmt der traumatisierte Arzt einen schwierigen Fall: Patientin Mette (Christin Nichols) steht vor einer Brust-OP und taucht mit ihrem Partner Jesper (Shenja Lacher) in Jannes (Brigitte Zeh) Hotel auf. Der Aufenthalt bleibt nicht ohne Spannungen, denn Jesper ist ausgerechnet der Mann, der Janne einst mit dem gemeinsamen Sohn Mikkel (Ben Ole Knobbe) im Stich ließ. Heute will Jesper mit Mette eine Familie gründen – doch die verlangt, dass er sich erst seiner Verantwortung gegenüber Mikkel stellt…
In der zweiten Folge „Weiche Knie“ (18. Mai) wird Dr. Moritz Neiss zu einer psychiatrischen Behandlung gezwungen, andernfalls drohen berufliche Konsequenzen. Widerwillig beginnt Neiss eine Therapie bei dem unkonventionellen Dr. Clemens Jörgensen (Hannes Jaenicke), der bald selbst gesundheitlich zusammenbricht. Parallel entwickelt sich zwischen der angehenden Masseurin Charlie (Preuß) und Journalistin Nikki (Leonie Parusel) eine Beziehung, die Charlies Tochter Lea (Maj Borchardt) skeptisch beobachtet.
Die abschließende Episode „Flammende Herzen“ (25. Mai) beginnt mit einem dramatischen Brand bei einem Feuerwehrfest. Hauptmann Lüders (Nicki von Tempelhoff) wird schwer verletzt. Im Krankenhaus muss sich Dr. Neiss mit seinem Rivalen Dr. Schmidtke (Maximilian Grill) auseinandersetzen, denn Verbrennungen und Transplantationen sind eigentlich sein Spezialgebiet. Als Lüders dann noch erfährt, dass seine Frau ihn betrügt, eskaliert die Situation…
Und allen Pilcher-, Lindström- und Fforde-Fans sei gesagt: Am 1. Juni steht dann wieder eine „Inga Lindström“-Verfilmung auf dem Programm, Sinja Dieks und Max Woelky haben dann „Schmetterlinge im Bauch“.