Fußball-Bundesliga: TV-Abend statt Ibiza: FC Bayern wird am Bildschirm Meister

Die Münchner sind wieder die Nummer 1 in der Bundesliga. Weil Leipzig den Partycrasher spielt, jubeln die Bayern im Freizeit-Outfit.

In Schlabber-Hoodie und Jeans feierten Harry Kane, Vincent Kompany und Co. ihre Mini-Meisterparty in einem Münchner Nobelrestaurant. Der 34. Titel in der Bundesliga kam für den FC Bayern zwar nicht so, wie ihn sich Joshua Kimmich gewünscht hatte. Doch auch bei der gemeinsamen Watch-Party im Promi-Lokal Käfer dürfte die Freude über die Rückeroberung der nationalen Fußballkrone groß gewesen sein. 

Weil Verfolger Bayer Leverkusen beim 2:2 (0:1) gegen den SC Freiburg patzte, steht der deutsche Rekordmeister vorzeitig als Titelträger fest. Die Bayern hatten es beim 3:3 am Vorabend gegen RB Leipzig durch ein Gegentor in letzter Sekunde versäumt, auf dem Rasen alles klarzumachen.

Premiere für Kane, Abschieds-Titel für Müller

Da die Münchner auf die oft erwähnte Sofa-Meisterschaft gerne verzichtet hätten, drückte man – vergeblich – dem Verfolger aus Leverkusen die Daumen. Dabei konnten sich die Bayern entspannt zurücklehnen. Denn dass die Meisterschale zurück an die Isar wandert, war aufgrund des klar besseren Torverhältnisses schon vorher praktisch sicher.

Nach dem Aus im DFB-Pokal und in der Champions League rettet der Gewinn der Meisterschaft dem FC Bayern die Saisonbilanz. Für Torjäger Kane ist es der erste Vereinstitel überhaupt. Für den vor der Saison neu verpflichteten Coach Kompany ist es der erste große Erfolg in der Trainer-Laufbahn. Und für Club-Legende Thomas Müller ist der Titelgewinn die Abschieds-Meisterschaft. Der 35-Jährige wird seinen Herzensclub im Sommer verlassen.

Müllers Champions-Gefühl

Noch am Vorabend hatten die Bayern mit gemischten Gefühlen den Rasen verlassen. Durch das späte 3:3 – nachdem sie ein 0:2 gedreht hatten – sei es laut Kimmich „emotional nicht ganz einfach“ gewesen, schon in Leipzig zu feiern. Von großen Gefühlen hätte auch Müller gesprochen. „Die ganze Mannschaft und auch die Jungs auf der Bank hatten dieses Champions-Gefühl beim Ausgleich, beim Führungstreffer. Da haben wir das Adrenalin enorm gespürt“, sagte der 35-Jährige.

Wenn man so will, war der Auftritt in Leipzig ein Spiegelbild der Bayern-Saison. In Minjae Kim erweiterte der nächste Profi die ohnehin gut gefüllte Krankenakte, in der ersten Halbzeit mangelte es trotz spielerischer Überlegenheit an klaren Chancen. Und Leipzig nutzte die Patzer der Abwehr gnadenlos aus, hätte sogar mindestens ein Tor mehr erzielen müssen.

„Trotzdem ist es auch unsere DNA, dass wir spielen wollen, dass wir versuchen wollen, das immer spielerisch zu lösen“, sagte Kimmich. Und im zweiten Abschnitt zeigten die Bayern, wie meisterhaft sie spielen können. Der Anschluss (Eric Dier) durch eine Standardsituation, der Ausgleich (Michael Olise) durch konsequentes hohes Pressing, die Führung (Leroy Sané) nach einem sehenswerten Spielzug und einem Zauberpass von Kimmich.

Glücksgriff Kompany

Letzterer zeigte auch direkt das Verbesserungspotenzial auf. „Wir hatten einfach zu viele Spiele, in denen wir die deutlich bessere Mannschaft waren und es nicht geschafft haben, das Spiel schneller zu beenden“, sagte der DFB-Kapitän. Natürlich galt das auch für den Auftritt in Leipzig mit den versiebten Großchancen von Konrad Laimer und Kingsley Coman.

Dennoch überwog das Gefühl, mit Kompany auf dem richtigen Weg zu sein. Sportchef Max Eberl bezeichnete den Belgier, der eigentlich nicht die Top-Lösung war, erneut als „Glücksgriff“. Kimmich hat das Gefühl, man sei auf einem guten Weg. Außerdem sei das Teamgefühl in der Kabine „schon sehr gut“.

Für Präsident Herbert Hainer sei die Meisterschaft ohnehin „der wichtigste Titel“. Das Scheitern in Pokal und Champions League relativierte der 70-Jährige. Man sei nie die schlechtere Mannschaft gewesen. Im Pokal habe man gegen Leverkusen in Unterzahl gespielt, gegen Inter Mailand habe man es im Hinspiel selbst aus der Hand gegeben.

Kimmich und die Einzel-Flüge

Es darf also gefeiert werden in München – es muss sich nach einer titellosen Saison wie eine Ewigkeit angefühlt haben. Dennoch blieb man gerade beim Thema Gefühl wachsam. Sportchef Eberl untersagte den Spielern vor dem Spiel in Leipzig einen für den Siegesfall geplanten Titel-Trip nach Ibiza.

„Man möchte ja auch nicht, dass das in zwei, drei Jahren andere Vereine machen. Oder es wird irgendwann en vogue und am drittletzten Spieltag machen es sechs Vereine“, sagte Eberl. Kimmich verpasste seinem Boss kurz vor dem Einstieg in den Bus noch einen humoristischen Konter: „Wir reisen jetzt alle einzeln an, damit es keiner merkt.“

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