Einheimische Greifvögel: Immer mehr Seeadler in Niedersachsen

Noch vor 30 Jahren war der Seeadler in Niedersachsen verschwunden – jetzt brüten wieder zahlreiche Paare. Die Rückkehr der Tiere ist überraschend.

Die Zahl der Seeadler in Niedersachsen steigt beständig an. Im Jahr 2023 gab es landesweit 109 Seeadler-Paare, die ihre Reviere fest besetzt hatten, wie das niedersächsische Umweltministerium mitteilte. 65 von ihnen brüteten demnach erfolgreich. Inzwischen seien die Greifvögel in Niedersachsen fast flächendeckend verbreitet. 1997 waren es nur zwei Paare gewesen. 

Im vergangenen Jahr dürfte die Zahl der Paare schon auf mehr als 120 angestiegen sein, sagte Peter Görke von der Arbeitsgemeinschaft Adlerschutz Niedersachsen. Das gehe aus den Zahlen des aktuellen Brutberichts hervor, der aber bislang nicht veröffentlicht sei, weil noch Daten abgeglichen werden müssten: „Insgesamt sind es wohl 400 Seeadler, die in Niedersachsen herumfliegen.“ Darunter seien auch viele noch nicht geschlechtsreife Tiere.

Seeadler waren lange Zeit verschwunden

Mitte des 19. Jahrhunderts waren Seeadler in der Region verschwunden, wie das Ministerium mitteilte. Vor 20 Jahren waren laut Brutbericht landesweit weniger als 20 Reviere besetzt, vor 10 Jahren bereits mehr als 40 Reviere. Niemand habe diese Entwicklung so vorhergesehen.

Erst ließen sich die Greifvögel im Raum Celle nieder, später rund um das Steinhuder Meer sowie in der Gegend um Nienburg an der Weser. Inzwischen brüten viele Seeadler entlang der Elbe und zunehmend auch im Weser-Ems-Gebiet.

Ein Seeadler-Revier bestehe immer aus einem männlichen und einem weiblichen Greifvogel, erklärte Görke. „Das Paar hält ganzjährig das Revier und verteidigt es auch gegen fremde Seeadler.“ Es seien hauptsächlich die männlichen Vögel, die versuchten, in ein fremdes Revier einzudringen, wenn sie geschlechtsreif werden. Das könne mitunter zu tödlich endenden Revierkämpfen führen.

Nur aus der Ferne beobachten

Seeadler sollten nur aus der Ferne beobachtet werden. Nach Angaben des Naturschutzbunds (Nabu) haben die Seeadler beim Brüten im Frühjahr eine Fluchtdistanz von etwa 300 Metern. Jede Störung kann dazu führen, dass die Elterntiere das Nest verlassen. Wenn die Jungtiere noch klein sind, werden sie zur leichten Beute für andere Tiere wie Krähen.

Größte einheimische Greifvögel

Der Seeadler ist der größte einheimische Greifvogel. Die Weibchen können eine Flügelspannweite von fast zweieinhalb Metern haben und übertreffen damit auch die Steinadler. Erst bei geschlechtsreifen Tieren ist der Schwanz weiß, Jungvögel haben in den ersten Jahren ein eher einheitlich dunkelbraunes Gefieder.

Mit ihren starken Krallen ergreifen die Vögel im Gleitflug Fische von der Wasseroberfläche, anders als die Fischadler vermeiden sie ein vollständiges Eintauchen. Wasservögel wie Blässhühner, Gänse und Kormorane gehören zum Nahrungsspektrum, es kann auch Aas sein.

Großteil lebt in nördlichen Bundesländern

Ein Großteil der deutschen Seeadler lebt in den nördlichen Bundesländern. Dabei nutzen die Vögel bevorzugt Flüsse, Seen und Meeresküsten beim Nahrungserwerb. Zum Brüten schätzt Haliaeetus albicilla hohe Bäume in ungestörten Gebieten unweit des Wassers. Die bis zu drei Eier werden abwechselnd von Männchen und Weibchen gewärmt. Seeadler sind keine Zugvögel, sie verbringen den Winter im Brutgebiet.

Monitoring Greifvögel und Eulen Europas (Meros) zum Seeadler Artensteckbrief Brutbericht für Niedersachsen Entwicklung der Population in Niedersachsen

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