Viele Demos: Zehntausende feiern 1. Mai in Berlin friedlich

5.800 Polizisten sollen in Berlin für einen friedlichen Mai-Feiertag sorgen. Das ist bisher gelungen, sagt Regierungschef Wegner. Am Abend steht aber noch eine große Demo an.

Zum 1. Mai sind in Berlin Zehntausende Menschen bei mehreren Dutzend Demonstrationen friedlich auf die Straße gegangen. An einer Demonstration des Deutschen Gewerkschaftsbunds zum Tag der Arbeit mit anschließender Kundgebung am Roten Rathaus beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter 11.000 Menschen. Sie forderten höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen, den Erhalt von Arbeitsplätzen und mehr soziale Sicherheit.

Unter dem Motto „Milei, Musk und Merz zum Mars“ demonstrierten im Stadtteil Grunewald zahlreiche Menschen für mehr soziale Gerechtigkeit und eine Umverteilung von oben nach unten. Die Polizei sprach von 1.700 Teilnehmern, die Veranstalter von mehreren Tausend. Nach Angaben beider Seiten verlief die bunte Aktion zum Mai-Feiertag störungsfrei. 

Rakete startet in Grunewald 

Die sogenannte Satire-Demo zieht seit einigen Jahren am 1. Mai durch den Stadtteil Grunewald, wo sehr viele gut situierte Berlinerinnen und Berliner leben. In diesem Jahr hatten sich etliche Teilnehmer fantasievoll als Astronauten oder Außerirdische verkleidet. 

Bei einer Kundgebung schickten sie Argentiniens Präsidenten Javier Milei, der dem Land ein radikales Sparprogramm verordnet hat, das vor allem Arme trifft, US-Milliardär Elon Musk und den voraussichtlichen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) symbolisch zum Mars. Sie hatten dazu extra eine Rakete gebastelt, auf der der Name der Demo stand: „My Ass“ („Mein Hintern“).

Wegner lobt friedliche Atmosphäre  

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) zogen bei einem Besuch der Urban-Feuerwache in Kreuzberg am Nachmittag eine positive Zwischenbilanz zum 1. Mai. „Die Stimmung in der Stadt ist gut und friedlich“, sagte Wegner. „Die Menschen feiern und demonstrieren, genauso soll es sein.“ 

Er hoffe, so Wegner, dass das den ganzen Tag so bleibe. Die Polizei sei aber auch vorbereitet auf mögliche Gewalt. Wo Gewalt geschehe, werde die Polizei „konsequent und robust“ einschreiten. 

„Revolutionäre 1. Mai-Demo“ am Abend 

Am Abend um 18.00 Uhr beginnt die traditionelle „Revolutionäre 1. Mai Demonstration“ von linken und linksextremistischen Gruppen durch Kreuzberg und Neukölln. Hauptorganisatoren sind propalästinensische und israelfeindliche Initiativen, Tausende Teilnehmer werden erwartet. 

Schlechtes Essen

Wegner und Spranger dankten den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten. Allein die Polizei biete 5.800 Kräfte auf, darunter 2.200 aus anderen Bundesländern. Verletzt wurde von ihnen bisher niemand. 

Allerdings wurde bei einigen Einsatzkräften ungenießbares Essen in der Verpflegung festgestellt, wie die Polizei mitteilte. Das Haltbarkeitsdatum war demnach nicht überschritten. Dennoch würden ausgegebene und noch nicht ausgegebene Verpflegungsbeutel überprüft, hieß es.

Mega-Party in der ganzen Stadt  

Unabhängig von politischen Botschaften oder Demos strömten bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende Berlinerinnen und Berliner in Parks und Freiflächen. Ob nun Treptower Park, Tempelhofer Feld oder dem Görlitzer Park: Überall war es voll.  

Beispiel „Görli“: Familien trafen sich zum Picknick, Sonnenhungrige genossen das Traumwetter, wieder andere ließen am arbeitsfreien Tag bei einem kühlen Getränk einfach die Seele baumeln. Protestiert wurde hier auch, und zwar gegen die Pläne des Senats, den als Kriminalitäts- und Drogenhotspot bekannten Park komplett einzuzäunen und nachts zu schließen. Dazu wurde ein „Rave against the Zaun“ veranstaltet. 

Proppenvolle Straßen auch ohne „MyFest“

Aber auch anderswo in Kreuzberg war viel los. Obwohl das frühere Straßenfest „MyFest“ dort seit Jahren wegen genervter Anwohner nicht mehr stattfindet, feierten am 1. Mai Zehntausende auf den Straßen des linksalternativen Stadtteils. Von den S-Bahn-Haltestellen und umliegenden Stadtteilen strömten die Menschenmassen am Nachmittag Richtung Kreuzberg. 

Zahlreiche Kneipen und Bars verkauften auf den Gehwegen Bier und andere Getränke. Zum Teil waren Musikanlagen aufgebaut, dort drängten sich die überwiegend jungen Menschen, bereits am Nachmittag wurde getanzt. 

Manche Straßen waren so voll, dass Autos nicht mehr fahren konnten. Die Polizei hatte an vielen Stellen schwere mobile Poller aufgestellt, um die feiernden Menschen gegen Amok- oder Terrorfahrten zu schützen, wie sie bereits vorher angekündigt hatte. 

„Friedlichste Walpurgisnacht“ 

Bereits in der Nacht zum Mai-Feiertag waren in Berlin Tausende auf Straßen und Plätzen unterwegs, sei es bei Demos oder in Parks. Nach Einschätzung der Polizei sei es die „friedlichste Walpurgisnacht“ in der Berliner Geschichte gewesen, sagte Innensenatorin Spranger. In den Parks hätten rund 15.000 Menschen in den Mai hinein gefeiert, darunter 9.000 im Mauerpark.  

Bei der queer-feministischen Demonstration mit dem Titel „Take Back the Night“ von Kreuzberg nach Friedrichshain mit mehr als 3.000 Menschen wurden laut Polizei vereinzelt kleine Gegenstände auf Polizeikräfte geworfen. Auch Pyrotechnik wurde gezündet.

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