Immer wieder geben Polizistinnen und Polizisten tödliche Schüsse ab. Zuletzt wurde die Dienstwaffe wieder häufiger gegen Menschen eingesetzt – dafür aber seltener gegen Tiere.
In Baden-Württemberg hat die Polizei im vergangenen Jahr so viele Menschen erschossen wie seit mehreren Jahren nicht mehr – auch wenn die Fallzahlen sehr niedrig sind. Nach Angaben des Innenministeriums setzten 2024 Polizistinnen und Polizisten 13 Mal ihre Schusswaffen gegen Menschen ein. Drei wurden dabei getötet, neun verletzt.
Zuletzt war im Jahr 2020 im Südwesten auf so viele Personen gefeuert worden, auch damals kamen drei Menschen dabei ums Leben. In den Jahren 2021, 2022 und 2023 wurden weniger Fälle registriert.
Ministerium: Ultima Ratio
„Der Einsatz der dienstlichen Schusswaffe erfolgt als Ultima Ratio unter Beachtung der hohen gesetzlichen Vorgaben“, teilte eine Sprecherin des Innenministeriums mit. „Die Gesamtzahl der Schusswaffengebräuche gegen Personen befindet sich seit vielen Jahren auf einem sehr niedrigen Niveau.“
Deutlich häufiger als gegen Menschen setzten die Beamten ihre Dienstwaffen ein, um gefährliche, kranke oder verletzte Tiere zu töten. Insgesamt 1.499 Mal schossen sie im vergangenen Jahr auf Tiere – ein Rückgang von rund vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Gewerkschaft beklagt zunehmende Angriffe
„Fast alle Fälle aus 2024 sind nach unseren Informationen gerichtlich abgeschlossen“, sagte Ralf Kusterer, Chef der Deutsche Polizeigewerkschaft im Südwesten. „Die Staatsanwaltschaften haben festgestellt, dass die Schusswaffe zu Recht eingesetzt wurde.“ Die Polizistinnen und Polizisten hätten korrekt gehandelt. Die Belastung für die Kolleginnen und Kollegen, die schießen mussten, sei enorm.
Die Angriffe auf die Polizei würden allgemein zunehmen, kritisierte Kusterer. „Wir stellen dazu fest, dass wir es mit immer mehr Menschen zu tun haben, bei denen psychische Vorerkrankungen oder Erkrankungen vorliegen.“ In einigen Fällen hätte der Taser als Polizeiwaffe vielleicht helfen können, sagte Kusterer. Doch den nutzt die Polizei in Baden-Württemberg nicht im Streifendienst. Auch im Jahr 2025 sei es bereits sieben Mal zum Schusswaffengebrauch der Polizei gekommen, so Kusterer.
Erst Mitte April tötete die Polizei mit mehreren Schüssen einen Mann in Hilzingen im Kreis Konstanz, der mit einer Axt auf die Beamten losging. Wenige Tage zuvor erschoss ein Beamter in Schramberg im Kreis Rottweil einen 48-Jährigen, der eine Schusswaffe auf die Polizei richtete und sie auch auf mehrfache Anordnung nicht weglegen wollte.