morgen|stern: Am Grab des Papstes ist Fingerspitzengefühl gefragt – die Lage am Morgen

Die Beerdigung des Papstes wird ein feierliches Großereignis – und ein diplomatisches. Aller Augen liegen auf den Hinterzimmern in Rom. Was sonst noch wichtig wird.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

Beerdigungen sind eine merkwürdige Sache. Als Gast möchte man sich in Ruhe von einem Menschen verabschieden. Gleichzeitig ist eine Trauerfeier ein soziales Event, an dem zwangsläufig andere Leute teilnehmen. Das kann schön sein, Trauer kann verbinden. Es kann aber auch anstrengend sein. „Onkel Franz kommt auch? Ach je. Tante Hildegard nicht? Das ist aber … schade.“ Sie wissen schon.

Nun stellen Sie sich dieses Schauspiel einmal auf staatlicher Ebene vor. 

Morgen wird Papst Franziskus beigesetzt. Es werden Besucher 170 ausländischer Delegationen erwartet. Zum Vergleich: Bei der Beisetzung von Papst Johannes Paul II. im April 2005 kamen Vertreterinnen und Vertreter aus 138 Ländern nach Rom. Das Center on Public Diplomacy der University of Southern California nannte die Trauerfeier danach das „diplomatische Ereignis des Jahres“. Damals sollen Erzfeinde die Hände geschüttelt haben: der damalige israelische Präsident Moshe Katsav mit dem damaligen iranischen Präsidenten Mohammad Khatami und dem syrischen Diktator Bashar al-Assad.

Dieses Mal wird vor allem das Aufeinandertreffen von US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Regierungschef Wolodymyr Selenskyj mit Spannung erwartet. Ersterer will einen Frieden um jeden Preis, zweiterer wehrt sich mit Händen und Füßen gegen einen Diktatfrieden. Aus Russland nimmt Kulturministerin Olga Ljubimowa teil, gegen Staatschef Wladimir Putin liegt ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs vor. 

Selenskyj und Trump kommen zur Beisetzung des Papstes

Ob Selenskyj die Gelegenheit für ein Gespräch mit Trump nutzen wird? Und wie wird sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verhalten, die seit Wochen keinen Termin in Washington bekommt, um über Strafzölle zu sprechen?

Auch zahlreiche Abgesandte aus dem Nahen Osten und Südamerika werden erwartet. Javier Milei beispielsweise, der Präsident von Franziskus‚ Geburtsland Argentinien. Der Ultralibertäre kritisierte das soziale Engagement des Papstes und sah in ihm den „Repräsentanten des Teufels auf Erden“.

„Die Diplomatie der Kirche ist tiefgreifend und weitreichend, aber oft mit bloßem Auge nicht sichtbar“, sagt Francis Campbell dem „Guardian„. Campbell war von 2005 bis 2011 britischer Botschafter im Vatikan. „Der Heilige Stuhl verfügt über eine einzigartige Mobilisierungskraft, die am Samstag zum Tragen kommen wird.“

Die Trauerfeier beginnt um 10 Uhr. Die meisten Gäste dürften deshalb schon am Abend anreisen – genügend Zeit also für das ein oder andere Gespräch im Hinterzimmer.

Genießen Sie ihr Wochenende!

Ihre Mirjam Bittner

Lawrow sieht Ukraine-Verhandlungen auf einem guten Weg

Während Russland weitere Angriffe gegen die Ukraine fliegt, gibt der russische Außenminister Sergej Lawrow dem US-Sender CBS ein Interview. Darin behauptet er, das Land sei bereit für einen Deal. Aber: Es müssten noch „einige spezifische Elemente verfeinert werden“.

Dabei sorgt das Abkommen, das US-Präsident Trump auf den Tisch legte, für breite Kritik, denn das Angebot kommt den russischen Forderungen weit entgegen. Die Hintergründe lesen Sie im Morgenstern von Donnerstag. Die Pressestimmen:

Das „Team Merz“ nimmt Gestalt an

Die Macht wird neu verteilt in Berlin. Profitieren wird davon wohl einer, der sich während der Corona-Pandemie nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat: der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn. Der fällt im Moment eher durch seinen Umgang mit der AfD auf. Nun soll er aber Fraktionschef der Union werden.

Die stern-Chefreporterin für Politik, Miriam Hollstein, und Politikchef Veit Medick diskutieren im „5-Minuten-Talk“ die neue Regierungsmannschaft von Friedrich Merz. Dem Vernehmen nach sollen gleich mehrere Positionen im „Team Merz“ feststehen.

Al Pacino wird 85 Jahre alt

Der Pate wird 85 Jahre alt: Al Pacino, einer legendärsten Stars Hollywoods. Mein Kollege Jochen Siemens hat sich zu diesem Anlass seine Autobiografie vorgenommen. Und fasst sie folgendermaßen zusammen: „In seinen Memoiren feiert er weder sich selbst, noch wäscht er schmutzige Wäsche. Sorry!“

Was heute sonst noch wichtig wird

In Torgau, Sachsen, wird an das Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert. Dort gaben sich 1945 amerikanische und sowjetische Soldaten die Hand, das Foto ging um die Welt. Dieses Jahr sorgt der Gedenktag für Aufsehen. Denn obwohl das Auswärtige Amt wegen des Ukraine-Kriegs den Ausschluss Russlands vom Weltkriegs-Gedenken empfiehlt, hat sich der russische Botschafter angekündigt.In Braunschweig steht ein Strafprozess um die VW-Dieselaffäre vor dem Abschluss. Vier frühere Manager und Ingenieure des Volkswagen-Konzerns stehen dort vor Gericht, heute könnte die Beweisaufnahme abgeschlossen werden, teilt das Landgericht mit.

Mit Material der Agenturen.

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