Der Brandenburger Traditionsverein entwickelt sich vom Spitzenclub zum Sorgenkind. Vieles deutet darauf hin, dass Turbine Potsdams Bundesliga-Abstieg ein Abschied für viele Jahre ist.
Die sechsmaligen deutschen Meisterinnen von Turbine Potsdam können den zweiten Tiefpunkt ihrer Vereinsgeschichte nicht mehr abwenden und stehen als einziger Absteiger aus der Fußball-Bundesliga fest. Nach dem 1:3 (0:1) gegen Bayer Leverkusen kann der Traditionsclub aus Brandenburg in den ausbleibenden zwei Partien den vorletzten Tabellenplatz nicht mehr erreichen.
Delice Boboy brachte die Rheinländerinnen im Potsdamer Karl-Liebknecht-Stadion mit einem Schlenzer aus der Drehung in Führung (26. Minute). Nach einer unglücklichen Gelb-Roten-Karte Maya Ruby Hahn war Turbine in Unterzahl. Einen schmeichelhaften Foulelfmeter verwandelte Cornelia Kramer zur Vorentscheidung (61.). Karólína Vilhjálmsdóttir traf nach einer Ecke für Leverkusen (89.), ehe Viktoria Schwalm (90.) noch den Ehrentreffer für Turbine schaffte.
Für die Mannschaft von Trainer Kurt Russ geht es damit nach nur einer Spielzeit im Oberhaus direkt wieder in die Zweitklassigkeit. Aufgrund einer Mischung aus Verletzungspech, unglücklichen Spielverläufen und mangelnder Qualität war der frühere Serienmeister in vielen Spielen schlichtweg nicht konkurrenzfähig.
Katastrophale Saisonbilanz
Ein Punkt nach 19 Spielen und ein Torverhältnis von minus 60 sprechen eine deutliche Sprache. Da die Frauen-Bundesliga in der kommenden Saison um 2 Clubs auf 14 Mannschaften aufgestockt wird, steigt in dieser Spielzeit nur ein Verein ab.
Für den Champions-League-Sieger von 2010 ist es der zweite Bundesliga-Abstieg innerhalb kürzester Zeit. Nach dem Fall vor zwei Jahren folgte vorherige Saison der direkte Wiederaufstieg.
Suche nach Hauptsponsor eine „unlösbare Aufgabe“
Präsident Karsten Ritter-Lang zeichnete zuletzt ein düsteres Szenario für den Club, der die ewige Tabelle der Frauen-Bundesliga noch immer anführt. „Wirtschaftlich wird es anders als beim ersten Abstieg sein. Wir haben uns in der letzten Saison mit dem Ziel des direkten Wiederaufstiegs einen gewissen Luxus leisten können, weil wir gut gewirtschaftet hatten. Das wird dieses Mal nicht so sein“, sagte er dem rbb. „Das wird bis in die Geschäftsstelle reichen, wir werden womöglich nicht alle Mitarbeitenden halten können.“
Ein Abstieg erschwert außerdem die ohnehin schon schwierige Suche nach einem Hauptsponsor, der seit Sommer 2024 fehlt. „Das ist weiterhin eine beinahe unlösbare Aufgabe. Wir versuchen alles, aber die Bereitwilligkeit ist nicht hoch ausgeprägt“, berichtete Ritter-Lang. Auch bei der Kaderplanung wird Turbine in der 2. Liga größere Abstriche machen müssen.
Dass in Union Berlin ein regionaler Konkurrent unmittelbar vor dem Aufstieg in die Bundesliga steht, erschwert den Potsdamerinnen die Suche nach neuen Talenten und Geldgebern obendrein.