Alleen schwinden: Streit um Abstandsregeln für neue Alleebäume

Tausende Alleebäume sind verloren gegangen, viele werden nicht nachgepflanzt – zum Ärger von Naturschützern in Brandenburg. Der BUND kritisiert die Landespolitik und fordert flexiblere Regeln.

Naturschützer setzen sich für den Erhalt der Alleen in Brandenburg ein und fordern, mehr Straßenbäume nachzupflanzen. Streit gibt es dabei um die Regel, dass neue Bäume aus Gründen der Verkehrssicherheit nur in 4,50 Meter Abstand zur befestigten Fahrbahnkante gepflanzt werden sollen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Brandenburg dringt auf mehr Flexibilität und kritisiert, das Land Brandenburg lege Empfehlungen teils zu streng aus.

Der Verband bezieht sich auf ein Gutachten, wonach es keine verbindliche Vorgabe gebe, die grundsätzlich drei oder mehr Meter Abstand zur Fahrbahn vorschreibe. Technische Hilfen wie Tempolimits oder Leitplanken könnten das Verletzungsrisiko drastisch senken, sagte der Landesvorsitzende des BUND Brandenburg, Carsten Preuß. 

Brandenburgs Alleen sind bedroht

Brandenburg gilt als alleenreichstes Bundesland Deutschlands, jedoch sind Hunderte Kilometer Alleen verloren gegangen. Viele Bäume werden aus Gründen der Verkehrssicherheit gefällt. Auch der Klimawandel setzt ihnen zu.

Das Verkehrsministerium in Potsdam verwies darauf, dass nach der brandenburgischen Alleen-Konzeption neu angelegte Alleen an Bundes- und Landesstraßen in der Regel mit einem Abstand von 4,50 Meter gepflanzt und mit Leit- oder Schutzplanken versehen werden. 

„Damit kann der Alleenstandort für die Zukunft gesichert werden und die Belange von Naturschutz sowie Verkehrssicherheit werden in Einklang gebracht“, hieß es aus dem Ministerium. Nach den im vergangenen Jahr beschlossenen Plänen sollen von 2024 bis 2028 rund 20.000 Bäume in Alleen und Baumreihen gepflanzt werden. 

BUND dringt nach Fällungen auf Ersatzbäume

Laut BUND gehen fehlende Nachpflanzungen von Alleebäumen aber unter anderem oft „auf die vermeintliche Notwendigkeit, teure Flächenkäufe tätigen zu müssen und falsche Auslegungen der Behörden“ zurück. Ersatzpflanzungen seien zudem Pflicht, wenn Bäume gefällt werden – und meist dort, wo gerodet worden sei, so die Naturschützer. 

An Brandenburgs Landesstraßen wurden in den vergangenen Jahren weniger als ein Drittel der gefällten Alleebäume neu gepflanzt. Von 2018 bis 2022 wurden knapp 13.300 Bäume gefällt, wie das Verkehrsministerium in Potsdam auf eine Anfrage Ende 2023 mitgeteilt hatte. Dagegen wurden im selben Zeitraum etwa 3.700 Alleebäume gepflanzt. Ende 2023 gab es rund 1740 Kilometer Alleen an Bundes- und Landesstraßen außerhalb von Ortschaften. Im Jahr 2006 waren es etwa 2340 Kilometer Alleen gewesen. Mehr als 90 Prozent der Bäume hätten aufgrund der Verkehrssicherheit gefällt werden müssen, hieß es.

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