Fliegerbombe: Größte Evakuierung wegen Fliegerbombe seit Jahren in Kiel

Auf dem Kieler Ostufer wollen Experten des Kampfmittelräumdienstes eine Fliegerbombe unschädlich machen. Deshalb müssen mehr als 11.500 Menschen vorübergehend ihre Wohnungen verlassen.

Die geplante Entschärfung einer Fliegerbombe auf dem Kieler Ostufer sorgt am Vormittag für die größte Evakuierungsaktion in der Stadt seit Jahren. „Es ist fast der gesamte Stadtteil Dietrichsdorf betroffen“, sagte ein Sprecher der Stadt im Vorfeld. Mindestens in den vergangenen zehn Jahre habe es keine vergleichbare Aktion gegeben.

Am Vormittag müssen wegen der Entschärfung den Angaben zufolge etwa 11.670 Menschen ihre Wohnungen oder Arbeitsstätten verlassen. Betroffen sind rund 6.570 Haushalte sowie mehrere Pflegeheime. Wegen der noch andauernden Osterferien sind die Schulen in dem Bereich aber ohnehin geschlossen. Für Anwohnerinnen und Anwohner, die nicht anderweitig unterkommen können, steht die Ellerbeker Schule als Ersatzunterkunft bereit.

Arbeiten sollen mittags starten

Bis 12.00 Uhr müssen alle Menschen das Sperrgebiet verlassen. Die Polizei richtet Straßensperren ein. Die durch den Bereich verlaufende Bundesstraße 502 und der Heikendorfer Weg bis zum Ostuferhafen bleiben den Angaben nach aber befahrbar. Es sei jedoch verboten, aus dem Fahrzeug auszusteigen oder sich länger in dem Bereich aufzuhalten.

Der 250 Kilogramm schwere Blindgänger war vor Ostern bei Sondierungsarbeiten auf einer Verdachtsfläche in der Nähe der Johannisburger Straße gefunden worden. Aufgrund der Lage wurde nach Polizeiangaben ein Sperrgebiet von etwa 1.000 Metern festgelegt.

Nach Auskunft des Kampfmittelräumdienstes ist die Bombe mit Heckzünder in einem guten Zustand. Bei den Arbeiten ist nach Angaben der Polizei eine Teilsprengung des sogenannten Detonators des Blindgängers – also des Zünders – geplant.

Weltkriegshinterlassenschaft

Kiel war als Marine-, Werft- und Industriestandort während des Zweiten Weltkriegs ein häufiges Bombenziel. Nach früheren Angaben der Stadt fielen bei 90 Luftangriffen 44.000 Sprengbomben, 900 Minenbomben und rund 500.000 Brandbomben.

Der Leiter des schleswig-holsteinischen Kampfmittelräumdienstes, Oliver Kinast, geht nach früheren Angaben von einer Blindgänger-Quote zwischen 10 und 15 Prozent aus. Der Großteil der Munitionsaltlasten an Land ist demnach mittlerweile unschädlich gemacht worden. Wie viele der gefährlichen Hinterlassenschaften aber noch im Boden liegen, ist unklar.

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