Unkonventionelle Wege wagen, um Wandel zu erreichen: Wie das gehen könnte, wollen Tübingens OB Palmer und die Notärztin Lisa Federle in einem neuen Buch zeigen.
In der Corona-Pandemie sorgten Notärztin und Bestsellerautorin Lisa Federle und Tübingens OB Boris Palmer mit ihrer unkonventionellen Teststrategie bundesweit für Aufsehen. Sie setzten auf flächendeckende Tests, kostenlose FFP2-Masken für Senioren und ein Modellprojekt, das Einzelhandel und Gastronomie unter strengen Testauflagen wieder öffnete.
„Wir machen das jetzt!“ ist ein Aufruf zum Machen
Nun veröffentlichen die beiden zusammen ein Buch: „Wir machen das jetzt!“ lautet der Titel, es erscheint am 25. April im Quadriga Verlag. Das Buch ist ein Aufruf, Mut zu haben, neue Wege zu gehen und beschäftigt sich mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland. Es behandelt die globale Lage, Bürokratieabbau, kommunale Projekte, Klimawandel, Mut, Eigenverantwortung und gesunden Menschenverstand.
Das Werk ist eine Mischung aus persönlichen Erfahrungen und Palmers erfolgreichen kommunalen Initiativen wie etwa der Verpackungssteuer. Tübingen führte als erste Stadt in Deutschland eine Steuer auf Einwegverpackungen ein, um Müll zu reduzieren und Mehrwegsysteme zu fördern. Diese Maßnahme wurde trotz rechtlicher Herausforderungen umgesetzt und hat Vorbildcharakter für andere Städte.
Das Buch endet mit einem Aufruf zum Handeln – basierend auf den Perspektiven einer Ärztin und eines OBs. Doch warum war es wichtig, dieses Buch jetzt zu schreiben und wie war der gemeinsame Schreibprozess?
Lisa Federle und Boris Palmer über Motivation für das Buch
„Ich wollte das Buch schreiben, weil mich diese ganzen wissenschaftlichen oder herkömmlichen Ratgeber und wissenschaftlichen Analysen nicht so überzeugt haben. Es sollte etwas aus der Praxis sein. Aber kombiniert eben auch mit jemandem, der politisch aktiv ist“, erzählt Federle.
Palmer: „Lisa wollte ein Buch zu den Krisen unserer Zeit schreiben. Aber nicht als herkömmlicher Ratgeber oder wissenschaftliche Analyse, sondern aus der Praxis und doch aus zwei ganz verschiedenen Perspektiven. Sie hat den ganz besonderen Blick der Ärztin auf das Leben der Menschen, ich als Rathauschef schaue auf das unmittelbare Lebensumfeld.“ Ziel sei es, zu zeigen, wie man in schwierigen Situationen mit etwas Mut und den richtigen Leuten um sich herum immer etwas erreichen könne.
Palmer hat laut Federle die meisten Kapitel zuerst geschrieben. Das war dann der politische Rahmen. „Ich habe zu den Themen, die wir vorher festgelegt hatten, dann die Erlebnisse und Geschichten aufgeschrieben, die ich erlebt habe und die damit in Verbindung standen.“
Plädoyer für weniger Absurditäten
Zum Thema Absurditäten würde Federle im Gesundheitssystem den Zugang zum Medizinstudium komplett verändern. „Ich würde als Allererstes den Menschen den Zugang zum Medizinstudium verschaffen, dievorher schon in einem sozialen Beruf gearbeitet haben, weil die wissen, was auf sie zukommt.“
Und Palmer? „Ich würde die ständige Kontrolle von öffentlichen Trinkbrunnen durch Labore abschaffen. Da kommt bestes Trinkwasser raus, wie aus jedem anderen Wasserhahn. Die Dauerkontrolle führt dazu, dass eine Stadt wie Tübingen jedes Jahr zigtausend Euro nur für Wasserkontrolleure ausgeben muss. Das ist so teuer, dass man besser keine Brunnen anbietet, wenn man Geldnöte hat. Wem ist damit geholfen?“
Im Schreibprozess habe es auch Momente gegeben, wo man sich nicht immer einig gewesen sei, erzählt Palmer. Und was war für ihn dann die Lösung? „Am besten ist es dann, man macht es so, wie Lisa es will.“