Ein türkischer Rechtsextremist schoss am 13. Mai 1981 auf Johannes Paul II. – und tötete ihn fast. Mit seiner Reaktion überraschte der Papst die Welt. Die Geschichte in Bildern.
Wie jeden Mittwoch war Papst Johannes Paul II. auch am 13. Mai 1981 auf dem Weg zu seiner Generalaudienz. Tausende Menschen hatten sich auf dem Petersplatz in Rom versammelt, um einen Blick auf ihn zu erhaschen.
Die Sonne schien, und die Besucher jubelten dem katholischen Kirchenoberhaupt zu, als es im offenen weißen Jeep vorbeifuhr. Um 17.17 Uhr fielen plötzlich Schüsse. Der türkische Ultranationalist Mehmet Ali Ağca feuerte sie mit einer Pistole ab – und traf den polnischen Papst dreimal.
Zwei Kugeln verletzten Johannes Paul II. nur leicht: ein Streifschuss am rechten Unterarm; eine Kugel zertrümmerte den linken Zeigefinger. Doch ein dritter Schuss war lebensbedrohlich für den Papst: Die Kugel schlug kurz unterhalb des Bauchnabels ein und zerfetzte mehrere Dünndarmschlingen.
Glück im Unglück: Weitere lebenswichtige Organe wurden durch den Schuss nicht verletzt. Dennoch musste der Papst schnellstmöglich ins Krankenhaus gebracht werden. Als seine Leibwächter ihn mit hoher Geschwindigkeit vom Ort wegfuhren, soll Johannes Paul II. zur Jungfrau Maria gebetet und sie angefleht haben, sein Leben zu retten.
Papst Johannes Paul II. vergibt Attentäter
Bereits kurz nach der Tat gelang es italienischen Polizisten, den Attentäter Mehmet Ali Ağca festzunehmen. Der türkische Terrorist war Mitglied der nationalistischen „Grauen Wölfe“ und hatte am 1. Februar 1979 bereits den Chefredakteur der Tageszeitung „Milliyet“ auf offener Straße umgebracht.
Derweil retteten die Ärzte in der römischen Gemelli-Klinik in einer fünfstündigen Operation das Leben des Papstes. Nach eigener Aussage verdankte er sein Überleben auch Maria: „Es war so, als hätte eine Hand diese Kugeln gelenkt und eine andere sie umgelenkt.“ Bereits am 3. Juni kehrte Johannes Paul II. gegen den Rat der Mediziner zurück in den Vatikan.
Obwohl er dem Tode nur knapp entronnen war, schürte der Papst keinen Hass gegen seinen Attentäter – im Gegenteil: Er soll bereits im Krankenbett für ihn gebetet und ihm vergeben haben. Zweieinhalb Jahre nach dem Attentat, am 27. Dezember 1983, besuchte Johannes Paul II. ihn im römischen Gefängnis Ribibbia. Der Inhalt des Gesprächs blieb geheim, doch Ağca wirkte demütig und dankbar.
Hintergründe noch immer unklar
Im Jahr 2000 setzte Johannes Paul II. sich dafür ein, dass der Türke nach 19 Jahren Haft in Italien an sein Heimatland ausgeliefert wird. Dort saß der Terrorist für den Journalistenmord bis 2010 im Gefängnis. Nach insgesamt 29 Jahren wurde Ağca entlassen.
Die Hintergründe des Attentats auf den Papst sind bis heute ungeklärt. Mehmet Ali Ağca gab verschiedene, teils sehr widersprüchliche Aussagen dazu ab. 2014 wurde er in Rom am Grab von Johannes Paul II. gesehen, wie er Blumen ablegte.