Fachkräftebedarf: Heimische Wirtschaft nimmt Berufspendler in den Blick

Ein beträchtlicher Teil der Arbeitnehmer, die in Mecklenburg-Vorpommern wohnen, fährt zur Arbeit in ein anderes Bundesland. Dabei hat auch die heimische Wirtschaft Bedarf. Oft hapert es am Lohn.

Bei der Suche nach Fachkräften nehmen Firmen in Mecklenburg-Vorpommern Berufspendler gezielt in den Blick. Am Donnerstag wollen Unternehmen aus der Region Schwerin bei einem sogenannten Rückkehrertag im Co-Working-Space „tisch“ direkt am viel besuchten Schlosspark-Center ihre Job-Angebote präsentieren. Bei der Auswahl des Termins haben sich die Veranstalter von der Hoffnung leiten lassen, dass vor Beginn des langen Osterwochenendes viele Pendler an ihrem Wohnort bei der Familie sind und auch Zeit für Informationsgespräche haben. In Rostock und Stralsund waren Ende 2024 Rückkehrertage in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr veranstaltet worden. 

Der amtierende Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Schwerin, Peter Todt, bezeichnete solche Rückkehrertage als wichtiges Element zur Sicherung des Fachkräftebedarfs in den Unternehmen. „Insbesondere Pendlern, aber auch anderen Arbeitskräften werden spezielle Informationen und Angebote durch die Wirtschaft aus Westmecklenburg unterbreitet. Eine hervorragende Plattform, um sich als Unternehmen zu präsentieren und den dringend benötigten Bedarf an Arbeits- und Fachkräften zu sichern“, zeigte sich Todt überzeugt. 

Etwa 20 Firmen und Einrichtungen haben ihre Teilnahme angekündigt. Darunter sind die Airsense Analytics GmbH, die Schoeller Allibert GmbH, die Stadtwerke Schwerin und der Schweizer Medizintechnik-Konzern Ypsomed, der in Schwerin massiv expandieren und die Mitarbeiterzahl mittelfristig auf über 1000 verdreifachen will.

Pendlerströme zuletzt wieder gewachsen 

Die Versuche, Fachkräfte, die zumeist wegen deutlich besserer Bezahlung auch lange Arbeitswege in Kauf nehmen, in ihre Heimat in MV zurückzuholen, hatten bislang nur mäßigen Erfolg. Nach Angaben des Statistischen Amtes in Schwerin gab es zum Stichtag 30. Juni 2024 rund 77.700 Menschen, die zwar in MV wohnten, zur Arbeit aber in ein anderes Bundesland fuhren. Innerhalb der letzten 20 Jahre sei dies ein Rekordwert gewesen, teilte das Amt mit. 

Die meisten Auspendler zieht es laut Statistik ins westliche Nachbarbundesland Schleswig-Holstein – im vergangenen Jahr waren das 20.300. Auch Hamburg ist beliebt mit 11.669 Beschäftigten aus MV. Berlin und Brandenburg rangieren mit jeweils mehr als 8.000 Auspendlern auf den folgenden Plätzen, danach Niedersachsen mit knapp 8.000. Selbst bis nach Bayern pendelten Mitte vergangenen Jahres fast 3.400 Beschäftigte aus MV.

Die am häufigsten vertretenen Branchen sind den Angaben zufolge das verarbeitende Gewerbe mit mehr als 11.000 Auspendlern, Kfz-Handel und -Reparatur mit fast 9.700, Wirtschaftliche Dienstleistungen mit über 8.800, Verkehr und Logistik mit gut 8.300 und der Bau mit knapp 7.400. Für einen Job im Gesundheits- und Sozialwesen pendelten Mitte vorigen Jahres 6.700 Menschen aus MV in ein anderes Bundesland. 

Nach Mecklenburg-Vorpommern zur Arbeit eingependelt sind Mitte 2024 den Angaben zufolge knapp 30.000 Beschäftigte, also weit weniger als die Hälfte der Beschäftigten, die auswärts arbeiten.

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