Strenge Alterskontrolle: Frankreich könnte Pornhub und Youporn bald den Stecker ziehen

Ein neues Gesetz in Frankreich verpflichtet Pornoseiten, das Alter der Nutzer zu überprüfen. Im Extremfall droht die Sperrung. Die Betreiber protestieren.

Pornos im Internet sind für viele frei zugänglich – auch für Kinder und Jugendliche, die solche Inhalte eigentlich nicht sehen sollten.

In Frankreich gilt nun ein Gesetz, das Pornoseiten zu strenger Alterskontrolle zwingt. Es soll verhindern, dass Minderjährige Sexfilme und -bilder online sehen. Das Gesetz gilt seit dem 11. April für französische und außereuropäische Websites, wie die Zeitung „Independent“ und das Magazin „Politico“ berichten. Ab dem 7. Juni gelten die Regeln auch für Websites mit Sitz in der Europäischen Union.

Seiten wie Onlyfans, Pornhub oder Youporn müssen dann Nutzer sperren, die sich nicht als volljährig ausweisen können, etwa durch amtlichen Ausweis oder Gesichtserkennung.

Betreiber von Pornoseiten gehen rechtlich gegen Gesetz vor

Gegen das neue Gesetz regt sich jedoch Widerstand. Kritik kommt etwa von Datenschützern. Die französische Regulierungsbehörde Arcom soll jedoch einen Standard umsetzen, der als doppelte Anonymität oder Double-Blind-Option bekannt ist, berichtet „Independent“ weiter. 

Diese Option ermögliche es, das Alter eines Nutzers zu prüfen, ohne seine Identität zu kennen. Das geht etwa, indem der Nutzer einem Drittanbieter einen Identitätsnachweis schickt, dieser der Pornoseite jedoch nur bestätigt, dass das Alter des Nutzers der Vorgabe entspricht, ohne andere persönliche Daten des Nutzers weiterzugeben.

Das schütze Kinder, aber auch die Privatsphäre von Erwachsenen, sagte ein Arcom-Sprecher.

Vor allem aber protestieren die Betreiber von Pornoseiten, wie der Pornhub-Betreiber Aylo, zu dem auch Youporn und RedTube gehören. Aylo hat seinen Sitz in Nicosia auf Zypern und ist damit verpflichtet, das neue Gesetz nach dem 7. Juni auch umzusetzen.

Und bei Nichtbeachtung drohen ernste Konsequenzen: Laut Gesetz ist Arcom befugt, Pornoseiten zu sperren, wenn sie der Meinung ist, dass diese die Altersverifikation nicht korrekt und rechtzeitig durchführen. „Die Ministerin für digitale Angelegenheiten, Clara Chappaz, hat uns mitgeteilt, dass die ersten Sperrungen noch in diesem Sommer erfolgen könnten“, sagte ein Abgeordneter, der anonym bleiben wollte, zu „Politico“.  

Aylo will das verhindern und geht gerichtlich gegen das Gesetz vor. Im Dezember sagte Aylo der Nachrichtenagentur AFP jedoch, dass man „über neue Regelung informiert ist und … sich stets an das Gesetz halten wird“. Allerdings würden sich die französischen Vorschriften wahrscheinlich als „ineffektiv“ und „gefährlich“ für die Sicherheit und Privatsphäre der Nutzer erweisen.

Frankreich versucht seit Jahren, Alterskontrollen durchzusetzen

Altersnachweise auf Pornoseiten sind selten, da Nutzer sie als Belastung und Datenschützer als Bedrohung der Privatsphäre sehen. Plattformen befürchten zudem, dass Nutzer zu Seiten ohne Altersverifikation abwandern.

Arcom schätzt die Zahl der minderjährigen Nutzerinnen und Nutzer in Frankreich auf rund 2,3 Millionen. Frankreich versucht seit Jahren, den Zugang zu Online-Pornografie für Minderjährige zu sperren, jedoch mit begrenztem Erfolg. Betreiber von Pornoseiten klagen gegen die Maßnahmen und argumentieren mit dem Schutz der Privatsphäre und der technischen Machbarkeit.

Hinzu kommt, dass Nutzerinnen und Nutzer die Alterskontrolle umgehen können, indem sie den Standort ihres Gerätes über ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) fälschen.

Ähnliche Regeln in Großbritannien für Pornos im Internet

Großbritannien hat bereits im Januar ähnliche Regelungen eingeführt. Nach dem britischen Online-Sicherheitsgesetz müssen Besucher von Pornoseiten einen „robusten“ Altersüberprüfungsprozess durchlaufen, so der „Independent“. Plattformen haben bis Juli Zeit, eine Altersüberprüfung einzuführen.

„Unser Ansatz stellt auch sicher, dass die Privatsphäre geschützt wird und Erwachsene weiterhin Zugang zu legaler Pornografie haben“, erklärte Ofcom dem „Independent“. „Unsere Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die überwiegende Mehrheit der Erwachsenen (80 Prozent) Alterssicherungsmaßnahmen weitgehend unterstützt, um zu verhindern, dass Kinder auf Online-Pornografie stoßen.“

Quellen: „The Independent“, „Politico“, Légifrance, „Libération“, „Le Figaro“, „The Local“

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