morgen|stern: Gericht rollt MeToo-Urteil gegen Harvey Weinstein neu auf – die Lage am Morgen

Über Jahre soll Harvey Weinstein seine Macht als Filmmogul in Hollywood missbraucht und Frauen belästigt haben. Doch der Prozess wird wieder aufgerollt. Was sonst noch wichtig wird.

Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser,

ab diesem Dienstag steht ein Mann vor Gericht, der nicht nur einmal als „Monster“ beschrieben wurde. Harvey Weinstein wird in New York Vergewaltigung und sexuelle Nötigung vorgeworfen. Erneut. Der Prozess gegen den ehemaligen Hollywood-Mogul endete 2020 mit seiner Verurteilung. Nun wird er wegen Verfahrensverfehlern neu aufgerollt.

Erstmals wurden die Vorwürfe gegen den mächtigen Filmproduzenten 2017 bekannt. Ein Tweet brachte den Stein ins Rollen. Mehr als 80 Frauen haben Weinstein seitdem vorgeworfen, er habe seine Position für sexuelle Übergriffe ausgenutzt. Darunter sind Filmgrößen wie Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow oder Rose McGowan. Aber eben auch zahlreiche unbekannte Frauen, die wegen Weinstein keine Karriere machen konnten. Der bestreitet bis heute alle Vorwürfe und behauptet, alle sexuellen Handlungen seien einvernehmlich gewesen.

Der Fall gilt als maßgeblich für #MeToo, eine weltweite Bewegung, die gegen den Machtmissbrauch einflussreicher Männern kämpft. #MeToo rückte erstmals in den Mittelpunkt: Es geht nicht um Einzelfälle. Die Strukturen sind das Problem. Denn sie ermöglichen den Missbrauch, die alltägliche Belästigung, das Kleinmachen von Frauen und anderen Geschlechtern.

Dass dieses Urteil nun wieder aufgerollt wird, sorgt deshalb für Empörung. Meine Kollegin Luisa Schwebel macht ihrem Ärger in diesem Text Luft: „Durch die Entscheidung werden nicht nur Weinsteins Opfer im Stich gelassen, sondern alle Opfer von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch“, schreibt sie. Die himmelschreiende Wut ist nachvollziehbar. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Frauen täglich sexuelle Gewalt erleben, auch in Deutschland – und diese auch noch selten anzeigen.

Doch was dieses neue Gerichtsverfahren nicht rückgängig machen kann, sind die großen Fortschritte, die #MeToo in Gang gesetzt hat. Wir sind eben nicht längst gleichberechtigt, das zeigen diverse Kennzahlen. Aber vor nicht allzu langer Zeit wurde sexuelle Belästigung – am Arbeitsplatz und anderswo – noch mehr toleriert. „Die Normen haben sich geändert“, sagt auch die Rechtsprofessorin Deborah Tuerkheimer der „New York Times„. Und diese Normen gehen weit über ein Gerichtsverfahren hinaus.

Einen schönen Dienstag wünsche ich Ihnen.

Mirjam Bittner

Harvard: Eine Elite-Uni wehrt sich gegen die Trump-Regierung

„Keine Regierung – unabhängig davon, welche Partei an der Macht ist – sollte vorschreiben, was private Universitäten lehren dürfen, wen sie zulassen und einstellen dürfen und welchen Studien- und Forschungsbereichen sie nachgehen dürfen“, sagt Harvard-Präsident Alan Garber.

Damit reagiert die Universität auf einen Brief der US-Regierung von Donald Trump. In dem Schreiben wurde unter anderem verlangt, ausländische Studierende bei einem Verstoß gegen Verhaltensregeln den Bundesbehörden zu melden, sowie die Meinungsvielfalt an der Hochschule zu überprüfen. Der Präsident legte nach Garbers Stellungnahme mehrjährige Zuschüsse im Wert von 2,2 Milliarden US-Dollar (1,9 Milliarden Euro) aufs Eis.

Trumps Regierung geht mit harten Bandagen gegen Kritiker und unliebsame Meinungen vor. Nachdem andere Universitäten teils massive Zugeständnisse gemacht haben, setzt sich Harvard nun zur Wehr. Mehr lesen Sie hier:

Last-Minute-Flüge für Afghanen: Was erlauben Annalena Baerbock?

Die künftige Regierung hat in den Koalitionsverhandlungen beschlossen, freiwillige Aufnahmeprogramme zu stoppen. Derweil sollen in den kommenden Wochen noch drei Flüge mit Menschen aus Afghanistan in Deutschland landen. Heftige Kritik kommt aus den Reihen der Union, die von fehlendem politischen Anstand spricht. Die Wut trifft vor allem Außenministerin Annalena Baerbock. stern-Chefreporterin Miriam Hollstein und Politikchef Jan Rosenkranz klären im „5-Minuten-Talk“ auf.

Urlaubsstimmung vor Ostern

Gehören Sie zu den Glücklichen, die an Ostern ein paar Tage freihaben? Für eine bessere Planung zeigen unsere Wetterkarten, wie die Prognose für die Feiertage in Deutschland aussieht.

Falls Sie wegfahren, sollten Sie sich darauf einstellen, dass Ihre Strandliege möglicherweise reserviert werden muss. Und zwar nicht nur in guter deutscher Tradition mit dem Handtuch um sechs Uhr morgens, sondern schon vorher im Internet:

Was heute sonst noch wichtig wird

Der Klimawandeldienst des EU-Progamms Copernicus und die Weltwetterorganisation legen einen gemeinsamen Bericht zum Klima in Europa vor. Fest steht schon jetzt: 2024 war das heißeste Jahr weltweit.Borussia Dortmund braucht am Abend ein Fußball-Wunder. Der BVB tritt im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Barcelona an (21 Uhr). Das Hinspiel endete 4:0 für Barça.

Mit Material der Agenturen.

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