Marode Infrastruktur: Nach Brückensperrung – Behelfsbauwerk in Magdeburg geplant

Eine wichtige Brücke am Damaschkeplatz mitten in der Magdeburger Innenstadt ist seit dem Morgen wegen massiven Schäden gesperrt. Wie geht es weiter?

Nach der Sperrung der Brücke am Damaschkeplatz im Magdeburger Stadtzentrum soll in der Landeshauptstadt zunächst eine Behelfsbrücke errichtet werden. Es werde nun ein Umleitungskonzept erarbeitet, der Brückenabriss organisiert und ein Behelfsbauwerk zur Verfügung gestellt, sagte Infrastruktur-Staatssekretär Sven Haller (FDP) nach einer Kabinettssitzung. Er kündigte an, dass das Land die Stadt unterstützen werde. 

Die Brücke befinde sich an einer „neuralgischen Stelle“ der Stadt, im Zentrum sei sowohl die Ost-West- als auch die Nord-Süd-Achse betroffen, sagte Haller. Die Fachleute hätten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber Sicherheit gehe vor, so der FDP-Politiker. 

Gleicher Spannstahl wie in Dresden

Wegen erheblicher Schäden wurde die Brücke am Damaschkeplatz vollständig gesperrt. Betroffen sind der Autoverkehr, Straßenbahnen, Radfahrerinnen und Radfahrer sowie Fußgänger. 

Bei einer Sonderprüfung waren an mehreren Spanngliedern der Brücke zahlreiche Risse und Drahtbrüche festgestellt worden. An den Brücken wurde laut Stadt sogenannter Hennigsdorfer Spannstahl verbaut, bei dem das Risiko einer sogenannten Spannungskorrosion besteht. Dieser Spannstahl wurde auch an der Dresdner Carolabrücke verbaut. 

Einen Termin für den Abriss der Brücke in Magdeburg gibt es noch nicht. Das Land hat im aktuellen Haushalt für die nächsten fünf Jahre 30 Millionen Euro für die Verkehrsinfrastruktur in der Landeshauptstadt vorgesehen, sodass eine Finanzierung von Maßnahmen unkompliziert möglich sein sollte. Zudem wolle man beim Ersatzneubau alle Möglichkeiten zur Planungsbeschleunigung nutzen, kündigte Haller an. 

Wie wird der Verkehr umgeleitet?

Der Verkehr soll um Magdeburg herum unter anderem über umliegende Bundesstraßen und Autobahnen weiträumig umgeleitet werden, wie der Präsident der Landesstraßenbaubehörde (LSBB), Stefan Hörold, ankündigte. Auf diesen Strecken wolle man geplante Maßnahmen zurückfahren, um den Verkehrsfluss nicht zu beeinträchtigen. 

„Wir werden mit den Fachverantwortlichen besprechen, in welchem Zeitraum wir das hinbekommen, ob es vergaberechtliche Probleme gibt oder ob wir relativ zügig eine Behelfsbrücke installieren und den Abriss der Brücke vornehmen können“, sagte Oberbürgermeisterin Simone Borris dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR). „Einen konkreten Zeitplan gibt es noch nicht.“ 

Sind weitere Brücken betroffen?

Die Behörden rechnen in Sachsen-Anhalt zunächst nicht mit weiteren Sperrungen. Es gebe aber fortwährend Brückensonderprüfungen, betonte Hörold. Deshalb könne man auch nichts ausschließen.

„Mehr als 90 Prozent unserer Brücken befinden sich in einem guten Zustand“, sagte Staatssekretär Haller. Es sei immer erforderlich, sich Brückenbauwerke genau anzuschauen, „aber das machen die Kollegen“.

Opposition spricht von Versagen

Die Opposition im Landtag übt Kritik. Linken-Fraktionsvorsitzende Eva von Angern sagte, die Situation sei ein Alptraum für die Landeshauptstadt. „Dieser Verkehrsinfarkt wirft die drängende Frage auf, wieso niemand vorher diese gravierenden Brückenschäden erkannt hat. Es rächt sich, dass Bund und Land die Infrastruktur sträflich vernachlässigt haben und die Kommunen seit langem finanziell mit dem Rücken an der Wand stehen.“

Der verkehrspolitischer Sprecher der AfD-Landtagsfraktion, Matthias Büttner, sagte, vergaberechtliche Hindernisse dürften nicht für Verzögerungen sorgen. „Um einen Verkehrskollaps zu verhindern, muss unbürokratisch und entschlossen gehandelt werden.“

Grünen-Fraktionschefin Cornelia Lüddemann wirft dem Land jahrelange Untätigkeit und falsche Prioritäten vor. Statt bestehende Infrastruktur zu erhalten, seien neue Straßenprojekte vorangetrieben worden. „Die Mittel aus dem Bundes-Sondervermögen für Infrastruktur müssen unbürokratisch direkt an die Kommunen weitergeleitet werden“, so Lüddemann.

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