Eine Musikbox für die ganze Familie soll die Wobie Box sein. Ohne Folgekosten. Ohne Abo. Dazu soll sie Eltern die Hoheit über ihr Smartphone zurückgeben. Der stern-Check.
Ein Leben ohne Smartphone ist möglich, aber sinnlos. Dieses etwas abgewandelte Mantra schwirrt allgegenwärtig durch unser tägliches Leben. Insbesondere in Familien mit Kindern vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über Medienkonsum, Medienzeit und Sanktionen debattiert wird. Auch wenn Eltern beim Umgang mit dem Handy nicht immer Vorbilder sind: In Kinderhänden haben die Smartphones von Mama und Papa nichts zu suchen. Damit der Nachwuchs trotzdem (und kontrolliert) die unendlichen Weiten des Audiostreamings nutzen kann, hat ein Elternpaar aus Hamburg die Wobie Box entwickelt. Mit dieser Musikbox können Kinder selbstbestimmt ihren Lieblings-Podcasts, Hörspiele und Schulhof-Charts lauschen und die Eltern behalten ihr Handy in der Hosentasche. Ob diese Rechnung aufgeht, wollte unser Autor herausfinden.
Der erste Eindruck
Als Box in der Box erreichte uns die Antwort auf etablierte Musikabspielgeräte für Kinder wie Toniebox oder Hörbert. Positiv: Die Umverpackung ist nicht viel größer als die Wobie Box selbst. Ein USB-C Ladekabel, ein kleines Faltblatt für den schnellen Start, fertig. Ein Blick in eben jenes Faltblatt verrät: So schnell geht es doch nicht los, denn ohne App gibt auch die Wobie Box (fast) keinen Mucks von sich. Doch dazu später mehr.
Der Lautsprecher hat die Form eines Zylinders, was ihn optisch schon mal von ihren prominenten Mitbewerbern abhebt. Mit rund 670 Gramm gewinnt Wobie das offizielle Wiegen zumindest gegen die Toniebox (ca. 630 Gramm, ohne Hörfigur) knapp. Fürs komfortable 360-Grad-Hören wurde die Wobie Box mit dünnem Stoff überzogen. In unserem Fall in Blau. Zur Auswahl stehen zwei weitere (überraschend wenig knallige) Farben. Beim Boden hat man sich für rutschfesten Kunststoff entschieden. Was das mit der Standfestigkeit macht, klären wir weiter unten.
Vermeintlich geschickt versteckt wurden die USB-C Ladebuchse sowie der Kopfhöreranschluss, eine 3,5-mm-Klinke, an der Unterseite der Box. Wenn hier verhindert werden sollte, dass die Knirpse Stecker und Kabel selbstständig ein- und ausstöpseln, ist das aus unserer Sicht nicht ganz geglückt. Die Finger des sechsjährigen Wobie-Box-Entdeckers waren flinker an die Lasche der Abdeckung als die unseres Autors. Die gummierte Abdeckung ist mit der Box verbunden und kann damit nicht verloren gehen. Das gilt nicht für die kleinen Schräubchen, die man mit einem kleinen Innensechskant lösen muss, um an den Slot für die microSD-Karte zu kommen.
USB-C-Anschluss und die Klinke für den Kopfhörer wurde im Fuß der Wobie Box versteckt
Auf der Oberseite, Steuereinheit und Herzstück der Wobie Box, bilden sieben Regenbogenfarben einen bunten, von einem grauen Feld unterbrochenen, Kreis. Dazu gibt’s eine kleine und eine etwas größere weiße Taste zum Regeln der Lautstärke und zwei Pfeile fürs Vor- oder Zurückspringen in Playlists oder Hörspielen. Einen robusten Eindruck macht die an der Seite eingelassene Schlaufe, mit der die Wobie Box am Handgelenk getragen oder aufgehängt werden kann.
Wobie Box in Zahlen: Funktionen, Daten, Anschlüsse
Verbindungsarten: WLAN (2.4 GHz), Bluetooth (5.1) oder microSD (.mp3, .wma, .wmf)Streaming via Spotify Connect (im WLAN Modus)Kopfhöreranschluss: 3,5 mm KlinkeAkku: 2200 mAh (Ladeleistung: max. 5V 2A)Akku-Laufzeit bis zu 10 Stunden (laut Hersteller)Gewicht: ca. 670 GrammAbmessungen: Durchmesser 12 cm, Höhe 10 cmintegrierte Aufnahmefunktion & Sleep-TimerSchutzart IPX5 (geschützt gegen Strahlwasser aus allen Richtungen)7 einzeln belegbare Regenbogentastenfunktioniert nur mit der kostenlosen wobie fav-AppUSB-C auf USB-A Ladekabel im Lieferumfang
Der Test
Bevor die Familie etwas auf die Ohren bekommt, muss das Smartphone gezückt werden. Die „wobie fav“-App ist fix heruntergeladen. Auch das Einrichten und Einbinden ins hauseigene WLAN klappte in unserem Test weitgehend ruckelfrei. Wichtig: Zum Einrichten benötigt die App den Namen und das Password des WLANs, mit dem die Box verbunden werden soll. In unserem Fall war die gelieferte Box nicht vollständig aufgeladen. Diese Zeit sollte im Fall ungeduldiger Kinder eingeplant werden. Noch wichtiger: Ein Account beim schwedischen Audio-Streaming-Anbieter Spotify ist zwingend erforderlich, um die Wobie Box nutzen zu können. Schön: Die Box funktioniert auch mit Spotify Free, der kostenlosen Version des Dienstes.
Ist die Box mit dem WLAN verbunden und die App am Start, können die Regenbogentasten nach Lust und Laune mit Audioinhalten bestückt werden. Dazu tippt man in der einfach und übersichtlich aufgebauten App auf die entsprechende Farbe und gelangt direkt in die Welt von Spotify. Dort wählt man einen Podcast, ein Hörspiel, eine selbst erstellte oder vorhandene Playlist, ein Album oder einen anderen Inhalt aus, wechselt zurück zur Wobie-App und bestätigt die Auswahl. Das alles ist simpel und selbsterklärend. So lassen sich nacheinander die sieben Regenbogenfelder von Rot nach Violett mit den liebsten Inhalten füttern. Mit etwas Übung dauert das nur wenige Sekunden. Sind alle Farben belegt, kann das Smartphone vorerst in Papas Hosentasche verschwinden.
Über die kostenlose „wobie fav“-App können die sieben Farben auf der Oberseite der Box mit den Lieblings-Audioinhalten von Spotify gefüttert werden
In unserem Test erobern die Gute-Nacht-Geschichten von Jan und Henry, ein Soundtrack der Minions, zwei bunt gemischte Playlists, ein Podcast sowie eine Hörspielfolge von „Frag doch mal die Maus“ einen Platz auf der Wobie Box. Dass die Box für Kinder konzipiert wurde, wird schnell klar. Ohne weiteres Vorwissen oder Fragen bringt der testende Vorschüler die Box zum Laufen, tüftelt an der Lautstärke und überspringt Lieder, auf die er grad keine Lust hat. Auch die Pausetaste muss der Dreikäsehoch nicht lange suchen.
Apropos Lautstärke: Unsere Messung mit der App „DB Meter“ ergibt einen maximalen Schallpegel von 89 dB. Der erreicht das kleine Ohr aber nur, wenn man es direkt an die Membran presst. Sonst liegt der Wert bei maximal einstellbarer Lautstärke im Abstand von etwa einem Meter im Test bei knapp unter 70 dB. Etwas zu laut für die empfindlichen Ohren kleinerer Kinder. Allerdings muss die Wobie Box auch nicht mit maximaler Lautstärke betrieben werden.
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Dass Kinder neugierig und schnell für Neues zu begeistern sind, zeigt sich bei der Wobie Box. Die ist während des Tests Stammgast im Bett. Wir probieren den Sleep-Timer, der bei Wobie „Time Out“ heißt und die Box nach 15, 30, 45, 60 oder 90 Minuten automatisch ausschaltet. Das ist grundsätzliche eine schöne Idee. Dummerweise blinkt der bunte Regenbogen beim ersten Tastendruck trotz Sleepmodus direkt wieder auf. Bei Kindern, die noch nicht müde genug sind, sollte die Box außer Reichweite gestellt oder gehängt werden.
Von den drei verschiedenen Modi testen wir mangels microSD-Karte nur WLAN und Bluetooth. Bei beiden verbinden sich Box und Smartphone binnen Sekunden zuverlässig. Im WLAN-Betrieb stören gelegentliche kurze Aussetzer das Hörvergnügen ein wenig. Zudem ging mehrere Male die Verbindung zum Netzwerk verloren. Wichtig zu wissen: Nutzt man die Wobie Box per Bluetooth, funktionieren die sieben farbigen Tasten nicht. Hier müssen die Inhalte vom Smartphone oder Tablet aus gesteuert werden.
Eine vor allem für Kinder entwickelte Musikbox muss sich beim Sound nicht mit den Big Playern auf dem Lautsprechermarkt vergleichen. Nach unserem subjektiven Eindruck schlägt sich die Wobie Box sehr ordentlich. Die überschaubaren Ansprüche von Kindern erfüllen Höhen, Mitten und Bässe allemal.
Das Fazit
Die Wobie Box ist gut durchdacht, robust und hochwertig verarbeitet und funktioniert, von kleinen Ausnahmen abgesehen, zuverlässig. Die Idee, bunte Tasten mit Audioinhalten eines Streamingdienstes zu belegen, ist smart, weil sie ein Problem lösen kann, das nicht nur das Wobie-Gründer-Elternpaar nervt: Mamas und Papas Smartphone sollte so selten wie möglich in den Händen der Kinder liegen.
Kommen wir zur entscheidenden Frage: Ist die Wobie Box der Deckel für die Büchse der Pandora? Nein, dafür reicht das mit Spotify-Inhalten gefütterte Regenbogen-Karussell nicht aus. Einschränken kann die Wobie-Box die Zeit der Kinder am elterlichen Handy aber sehr wohl. Für Familien, die ohnehin ein Spotify-Abo haben und noch nach einem Lautsprecher für den Nachwuchs suchen, ist die Wobie Box eine attraktive Option. Insbesondere, weil sie eine einmalige Investition ist. Nachkäufe für neue Inhalte sind nicht erforderlich. Dafür ist der Anschaffungspreis etwas höher als bei den Mitbewerbern.
Transparenzhinweis: Die Wobie Box wurde dem stern als kostenloses Testgerät zur Verfügung gestellt.