Nach den langen und oft zähen Koalitionsverhandlungen absolviert CSU-Chef Söder im sommerlich heißen Indien ein Kontrastprogramm. Dabei geht es nicht nur um politische und wirtschaftliche Dinge.
Zum Auftakt seiner Indienreise hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in der Hauptstadt Neu-Delhi dem 1948 ermordeten Freiheitskämpfer Mahatma Gandhi gedacht. Dazu warf der CSU-Chef entsprechend der hiesigen Tradition rote Blütenblätter auf die Einäscherungs-Gedenkstätte. „Ehrfürchtig gedenke ich des Lebens und des Vermächtnisses von Mahatma Gandhi“, schrieb Söder in das ausliegende Gästebuch. „Von seinem unermüdlichen und visionären Einsatz für Frieden und Verständigung kann die Welt bis heute, 77 Jahre nach seinem Tod, lernen.“
Politische Gespräche
Söder ist nach dem Ende der Koalitionsverhandlungen von Union und SPD nach Indien geflogen. Bis Dienstag ist er in dem Land unterwegs. Auf dem Programm stehen politische Gespräche und kulturelle Termine. Unter anderem traf sich Söder bereits am Sonntag mit Außenminister Subrahmanyam Jaishankar und Wissenschaftsminister Jitendra Singh. Dabei wurde die Einrichtung eines Stipendienprogramms für Studierende in den Fachbereichen Künstliche Intelligenz und Quantenforschung vereinbart.
Zudem besuchte Söder den Sikh-Tempel Gurdwara Bangla Sahib und informierte sich bei einem Barfuß-Rundgang über das Gelände über die dortige, jeden Tag stattfindende Speisung von Bedürftigen und Armen. Hier erhielt Söder auch einen orangen Dastar, wie die Turbane der Singh genannt werden.
Es sei ein faszinierendes Land mit Hightech, Modernität und Reichtum, aber auch großer Armut, sagte Söder. Viele Menschen würden in den Tempeln anderen helfen, denen es nicht so gut gehe.
Werbe für europäisch-indische Freihandelszone
Söder möchte sich bei seiner Indienreise nach eigenen Angaben für die Einrichtung einer Freihandelszone mit Europa einsetzen. „Wir haben das große Ziel, die Kontakte mit Indien zu stärken“, sagte er schon vor seiner Abreise in München. Er habe sich dazu mit CDU-Chef Friedrich Merz, aber auch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) abgestimmt. Ziel, auch der neuen Bundesregierung, sei eine gemeinsame Freihandelszone von Europa und Indien. Am Dienstag will Söder auch die bayerische Partnerprovinz Karnataka im Südwesten des Landes besuchen.
Indien ist ein gigantischer Wirtschaftsmarkt für Europa
Derzeit laufen bereits Verhandlungen zum Freihandelsabkommen, diese sollen – angeblich noch im Laufe dieses Jahres zu einem erfolgreichen Ende kommen. Mit 1,4 Milliarden Einwohnern ist der Subkontinent Indien ein gigantischer Markt für europäische Produkte und Unternehmen. Im vergangenen Jahr betrug das Wirtschaftswachstum hier 6,5 Prozent. Umgekehrt haben die Inder auch großes Interesse an einer engeren Handelsbeziehung mit Europa.