Für Holstein Kiel wird die Situation immer bedrohlicher, der FC St. Pauli dagegen atmet nach dem Sieg im Nordduell auf. Ein Spieler des Kiez-Clubs kann sich dennoch nicht allzu sehr freuen.
Hauke Wahl war trotz des wichtigen Sieges seines FC St. Pauli etwas missmutig. Bei Holstein Kiel, dem früheren Arbeitgeber des Innenverteidigers, hatte der Kiez-Club durch das glückliche 2:1 (1:1) einen bedeutenden Schritt in Richtung Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga gemacht. Dennoch litt Wahl mit seinen ehemaligen Kieler Kollegen – die Abstiegsängste des Tabellenletzten nahmen nach dem bitteren Eigentor in der Nachspielzeit und der unglücklichen Pleite noch einmal zu.
„Ich kenne die Leute hier, ich kenne so viele Gesichter und mir tut es einfach auch leid, die Gesichter nach dem Spiel zu sehen. Das sind über die Jahre Freunde geworden“, sagte der 30-Jährige. Fünf Jahre spielte Wahl für Holstein, absolvierte 235 Pflichtspiele für den Club.
Für ihn sei der Arbeitstag in der früheren sportlichen Heimat nicht einfach gewesen. Auch, weil er wusste, wie es um die sportliche Situation der Kieler steht. Elf Punkte trennen sie vom sicheren 15. Tabellenplatz, das Erreichen ist nur noch theoretisch möglich. Es geht ohnehin nur noch um den Relegationsrang. Doch sowohl die dort stehenden Heidenheimer als auch Kiel haben nicht das einfachste Restprogramm. In der kommenden Woche reisen die Norddeutschen am Samstag zu RB Leipzig (15.30 Uhr/Sky).
Die Situation für den FC St. Pauli dagegen ist deutlich entspannter. Wenngleich fünf Spieltage vor Saisonende der Abstiegs-Relegationsrang noch nicht aus dem Sichtfeld verschwunden ist. „Das heißt erst mal, dass wir einen Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht haben. Aber mehr auch nicht. Wir wissen, das kann jetzt noch eng werden“, sagte Abwehrspieler Philipp Treu.
Wahl sprach von „unfassbar wichtigen drei Punkten“. Und auch wenn er die Situation seiner Kieler Freunde bedauerte, meinte er: „Die Freude wird wahrscheinlich in den nächsten Tagen mehr kommen, aber momentan denke ich auch an meine Jungs.“
Blessin: „Richtiger Sommer-Kick“
Die Zuschauer im Holstein-Stadion sahen ein über weite Strecken unterdurchschnittliches Bundesliga-Spiel. Auch St. Paulis Trainer Alexander Blessin. „Das war ein richtiger Sommer-Kick von uns“, sagte er über die Partie im Frühling.
Doch leichte Frühlingsgefühle löste der Last-Minute Sieg durch die Treffer von Danel Sinani (34. Minute) und dank des Eigentors von Max Geschwill (90.+2) dennoch aus. „Wir sind natürlich glücklich über den glücklichen Sieg“, sagte Blessin, doch er stellte klar: „Es war wirklich – glaube ich – eines unserer schlechteren oder schlechtesten Spiele.“ Am Ostersonntag (19.30 Uhr/DAZN) ist der deutsche Meister Bayer 04 Leverkusen zu Gast.