Offenbar kämpften Titanic-Ingenieure bis zum Schluss darum, das Licht an Bord des sinkenden Schiffs am Laufen zu halten, zeigt eine neue Analyse.
Wie ging die „Titanic“ genau unter? Es ist eine Frage, die Forschende seit Jahrzehnten beschäftigt. Noch 113 Jahre nach der Tragödie gewinnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neue Erkenntnisse über die Schiffskatastrophe.
So enthüllt ein 3-D-Scan weitere Einzelheiten über die letzten Stunden der „Titanic“, berichtet der britische Sender BBC. Bereits 2023 hatten U-Boote mehr als 700.000 Bilder von dem Wrack aufgenommen, das in 3800 Meter Tiefe auf dem Grund des Atlantiks liegt, knapp 650 Kilometer vor der Küste Kanadas. Diese Fotos wurden zu einem 3-D-Scan zusammengesetzt und nun für eine Dokumentation detailliert analysiert. „Es ist wie an einem Tatort: Man muss sich die Beweise im Kontext des Ortes ansehen, an dem sie sich befinden“, zitiert die BBC den „Titanic“-Experten Parks Stephenson.
Titanic-Ingenieure „haben das Chaos so lange wie möglich in Schach gehalten“
Konkret gewährt der Scan Einblicke in einen der riesigen Kesselräume der „Titanic“ am hinteren Teil des Bugs – dort, wo das Schiff in zwei Teile zerbrach. Die Analyse zeige, dass einige der Kessel noch in Betrieb waren, als sie ins Wasser stürzten. Außerdem entdeckten die Analysten auf dem Deck des Hecks ein geöffnetes Ventil, was darauf hindeute, dass während des Untergangs immer weiter Dampf in das Stromerzeugungssystem floss.
Offenbar seien „Titanic“-Ingenieure während der Evakuierung des sinkenden Schiffs zurückgeblieben, um Kohle in die Öfen zu schaufeln – und zu verhindern, dass die Lichter ausgingen. „Sie ließen die Lichter und den Strom bis zum Schluss laufen, um der Besatzung Zeit zu geben, die Rettungsboote sicher bei etwas Licht zu Wasser zu lassen, anstatt in völliger Dunkelheit“, erklärt Parks Stephenson. „Sie haben das Chaos so lange wie möglich in Schach gehalten.“ Die Ingenieure kamen alle ums Leben.
Forschende um Jeom-Kee Paik, Professor für Meerestechnik am University College London, entwickelten zudem eine neue Computersimulation, die den Untergang der „Titanic“ genauer als bislang rekonstruiert.
Eigentlich sollte das Schiff unsinkbar sein: Es war in 16 Kammern unterteilt, die durch wasserdichte Schotten separiert werden konnten. Selbst wenn mehrere Kammern geflutet würden, so die Annahme, würde die „Titanic“ über Wasser bleiben.
Die neue Simulation berechnete jedoch, dass durch die Kollision mit dem Eisberg gleich sechs Kammern beschädigt wurden. Die entstandenen Löcher im Rumpf seien jeweils zwar nur so groß wie ein Stück Papier gewesen – hätten sich aber an einer Linie entlang über einen Großteil des Rumpfs erstreckt. Durch all diese Löcher drang langsam aber sicher gleichzeitig Wasser ein, wodurch das Schiff schließlich sank.
1500 Menschen starben bei der Katastrophe in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1912.