In Florida hat eine Lehrerin ihren Job verloren, weil sie einen Schüler mit seinem bevorzugten Namen angesprochen hat. Der Rauswurf ist das Resultat des „Don’t say gay“-Gesetzes.
In den USA werden erste Auswüchse der Anti-woke-Bewegung der Regierung von Präsident Donald Trump deutlich. In Florida ist jetzt eine Lehrerin gefeuert worden, weil sie einen Schüler mit seinem bevorzugten Namen angesprochen hat. Das ist in dem konservativen Bundesstaat seit 2023 grundsätzlich verboten, es sei denn, die Eltern stimmen dem ausdrücklich zu. Das haben sie in diesem Fall offenbar nicht getan.
Der Vertrag von Melissa Calhoun an einer Highschool in Brevard County sei nicht verlängert worden, bestätigte die Bezirkssprecherin Janet Murnaghan. Grund sei ein Verstoß gegen das Anti-woke-Gesetz, wonach Lehrpersonen dazu verpflichtet sind, Kinder nur mit dem Namen anzusprechen, der auch in ihrer Geburtsurkunde steht.
Sexuelle Orientierungen Tabuthema an Floridas Schulen
Wie die „Washington Post“ berichtet, ist Calhouns Entlassung die erste, die aus der Kampagne zur Abschaffung der Anerkennung alternativer Geschlechtsidentitäten resultiert. Eine Politik, die von Florida ausging, sich auf andere republikanische Staaten ausbreitete und von der Trump-Administration aufgegriffen wurde.
Als Begründung für den „stop woke act“ hatte Floridas republikanischer Gouverneur Ron DeSantis erklärt, die Anrede mit einem anderen Namen unterstütze „die sexuelle Geschlechtsverwirrung des Jugendlichen“. Das Gesetz geht aber noch weiter. So ist es Lehrern in Florida bis zur zwölften Klasse verboten, mit ihren Schülern überhaupt über sexuelle Orientierungen zu reden. Kritiker sprechen deshalb vom „Don’t-say-gay-Gesetz“.
Die Vorschrift gilt für Schüler, die aufgrund einer Änderung ihrer Geschlechtsidentität einen anderen Namen wählen, ebenso wie für diejenigen, die einen Spitznamen verwenden möchten. In diesem Fall habe Calhoun die Wünsche eines Schülers respektiert, dessen gesetzlicher Name mit Mädchen assoziiert wird, sagte eine mit der Situation vertraute Person, der „Washington Post“.
Ein Elternteil des Schülers habe sich daraufhin beim Schulbezirk beschwert, der die Angelegenheit untersuchte. Die Lehrerin habe zugegeben, wissentlich einen alternativen Namen ohne Erlaubnis verwendet zu haben, so Bezirkssprecherin Murnaghan in einer Erklärung. Dies verstoße „direkt gegen staatliches Recht“ und die Verfahren des Bezirks.
Florida überprüft Calhouns Lehrbefähigung
„Der Schulbezirk unterstützt das Recht der Eltern, die wichtigsten Entscheidungsträger im Leben ihrer Kinder zu sein, und das Gesetz von Florida bestätigt ihr Recht, informiert zu werden“, erklärte Murnaghan weiter. „Von Lehrern wird, wie von allen Angestellten, erwartet, dass sie sich an das Gesetz halten.“ Calhouns Vertrag sei nicht verlängert worden, weil der Staat Florida ihre Lehrbefähigung wegen des Falls überprüfe.
Calhouns Fall löste eine Welle der Solidarität aus. Unterstützer starteten eine Petition auf der Plattform „change.org„. Darin schreiben die Initiatoren: „Frau Calhoun verkörpert, was gute Bildung sein sollte: inklusiv, verständnisvoll und respektvoll gegenüber der Individualität. Ihr Weggang wäre ein großer Verlust für die Satellite Highschool und die Bildungsgemeinschaft von Brevard County.“ Bis Freitagmorgen deutscher Zeit unterzeichneten bereits mehr als 17.000 Menschen die Petition.