Glatze, Bomberjacke, 15 Jahre alt: Brandenburgs Verfassungsschutz warnt vor neuen, gewaltbereiten Neonazi-Jugendgruppen.
Sie sind auffallend jung und gewaltbereit – der brandenburgische Verfassungsschutz beobachtet eine neue Entwicklung in der Neonazi-Szene. „Seit 2024 sehen wir ein neues Phänomen, denn die Anhänger sind sehr jung“, sagte Verfassungsschutzchef Jörg Müller der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. „Sie erinnern sehr stark an die Szene Anfang der 90er-Jahre, die Skinhead-Bewegung.“
Gewalt-Vorfälle in Brandenburg aufgetreten
Im vergangenen Jahr demonstrierten in deutschen Städten solche sehr jungen Neonazis – um die 14 und 15 Jahre alt – gegen Christopher Street Days (CSD). Nach Angriffen auch gegen Jugendclubs im südbrandenburgischen Spremberg und Senftenberg sowie eine schwere Brandstiftung in Altdöbern (Oberspreewald-Lausitz) sprach die Beratungsstelle Opferperspektive davon, dass sich eine neue rechte Jugendkultur mit hohem Gewaltpotenzial verfestige.
„Letzte Verteidigungswelle“ oder „Jung und stark“ aktiv
Ein Massenphänomen sei dies bislang nicht, es handele sich um Gruppen in zweistelliger Größe, sagte Verfassungsschützer Müller. „Wir nennen es gewaltbereite, subkulturelle Neonationalsozialisten.“ Dazu gehörten Gruppen wie „Jung und stark“, „Letzte Verteidigungswelle“, „Störtrupp“ und auch die Jugendbewegung der Partei Der Dritte Weg. Ihre Feindbilder seien Homosexuelle, Migranten, linke Gruppen und Pädophile. Zudem gebe es eine antisemitische Ausrichtung.
Militantes Auftreten auffällig
Die jungen Neonazis fielen durch ein gewisses militantes Auftreten und schwarze Kleidung auf: Sie haben Glatzen, tragen wieder Bomberjacken und Schnürstiefel, wie Müller schildert. „Von der Ideologie sehen wir da ganz starke Anleihen an den Neonationalsozialismus.“ Sie seien stark in sozialen Netzwerken organisiert und schafften es auch, bundesweit um die hundert Anhänger und weit mehr zu einzelnen Demonstrationen zu mobilisieren.
Neben Hitlergrüßen und Schmierereien werden Anhängern auch Sachbeschädigung und Brandstiftung zugeordnet. In Sachsen kam ein 21-Jähriger im Februar in Untersuchungshaft, weil er mit Sprengstoff einen Anschlag auf eine Asylunterkunft in Senftenberg geplant haben soll.
Beratung an Schulen verstärkt
Die Sicherheitsbehörden kümmern sich um diese Entwicklung im Rechtsextremismus, um früh eingreifen zu können, sagte Müller. „Was ist mit einem Straftäter, der mit 15 eine Scheibe eines Flüchtlingsheims einwirft? Was macht der dann mit 18?“
Der Verfassungsschutz habe auch sein Informationsangebot an Schulen verstärkt und biete nach wie vor konkrete Hilfe zum Ausstieg aus der rechten Szene an. Die Zahl der Beratungen an Schulen habe sich deutlich erhöht. 2021 waren es laut Behörde 150 Schulleiter, Lehrkräfte und Schüler, die daran teilgenommen haben. 2024 seien es mehr als 600 gewesen.