Prasace: Wirbel in der Modewelt: Warum Prada jetzt Versace kauft

Feingeist-Mode trifft auf Sexbomben-Chic: Prada hat nun das italienische Modelabel Versace gekauft. Warum in dem ungewöhnlichen Deal eine Chance für beide Marken steckt.

Als vor einigen Monaten das Gerücht aufkam, das italienische Modelabel Prada könnte Versace kaufen, schüttelten selbst erfahrene Branchenexperten die Köpfe. Feingeist-Mode trifft auf Sexbomben-Chic? Dass Versace mit seinen goldenen Medusa-Köpfen und den superscharfen Kleidern demnächst zum Portfolio von Prada gehören könnte, wirkte einfach zu abwegig. ”Prasace“ – es klang wie ein schräger, aber lustig-skurriler Modegag. 

Doch wenn uns die trumpistische Zeit, in der wir seit kurzem wieder leben, eines gelehrt hat, dann die Erkenntnis, dass das Unmögliche immer möglich ist. 

Und so platzt die Nachricht der Versace-Übernahme durch Prada mitten in eine Woche, die vom internationalen Zoll-Chaos geprägt ist. Eine Situation, die sich wohl niemand in seinen kühnsten Alpträumen hätte vorstellen können. Warum sich also überhaupt noch über eine ungewöhnliche Mode-Fusion wundern? 

Prada kauft Versace – und bringt die Marke zurück nach Italien

1,25 Milliarden Euro soll Prada an den US-Konzern Capri gezahlt haben, zu dem Versace seit 2018 gehört. Damit kehrt das italienische Label zurück in seine Heimat.“Wir teilen das gleiche starke Commitment an Kreativität, Handwerk und Heritage“, sagte Prada-Chef Patrizio Bertelli in einer Pressemitteilung. Seine Gruppe, zu der auch Miu Miu, Marchesi und Church’s gehören, wird nun durch ein weiteres berühmtes Label ergänzt. Branchenkenner sehen in der Fusion zudem ein starkes Signal für Produkte“Made in Italy“.

Für die Prada Gruppe, die trotz wirtschaftlich schlechter Zeiten zuletzt Rekordergebnisse erzielte, ist es die Gelegenheit, sich endlich wieder mit französischen Großkonzernen wie LVMH und Kering zu messen. Ein Impuls, dem das Unternehmen bereits Ende der 1990er Jahre nachging. Damals kaufte es Helmut Lang und Jil Sander, zwei Marken, die einen vermeintlich ähnlich intellektuellen Anspruch hatten. Doch der gewünschte Erfolg blieb aus. Vor allem die konfliktreiche Zusammenarbeit mit der deutschen Designerin Jil Sander sorgte immer wieder für Schlagzeilen. Schon nach dem ersten Rückzug Sanders aus dem Unternehmen wurde deutlich: Neben Miuccia Prada ist wenig Platz für eine weitere Alpha-Designerin.

Kann es nur eine Frau im Prada-Universum geben?

Umso genauer wird man jetzt die Zusammenarbeit zwischen ihr und Donatella Versace beäugen. Die eine meidet das Rampenlicht, die andere ist der Inbegriff von Protz, Reichtum und Dolce Vita. Ein Markenimage, das einst Gianni Versace erdachte und das seine Schwester nach seinem Tod über 30 Jahre weiter pflegte. Zwar ist Donatella erst kürzlich von ihrem Posten als Kreativchefin zurückgetreten, aber sie wird auch weiterhin die Marke nach außen repräsentieren. 

Doch vielleicht ist gerade das Gegenteilige beider Marke der Erfolgsgarant. Zumindest ließ Donatella Versace jüngst verkünden, sie sei“delighted“, also nahezu verzückt, dass das über so viele Jahre von ihr geführte Label nun wieder in der Hand eines italienischen Modeunternehmens sei. Immerhin ging der Umsatz zuletzt stark zurück. Der Verkauf an Prada könnte die Chance sein, den Hype um Versace neu zu entfachen. Ob es demnächst Prada-Mode mit Medusa-Köpfen geben wird? Es wäre – nach Kooperationen wie etwa mit Balenciaga und Gucci – zumindest nicht die erste schräge Zusammenarbeit zweier Marken. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert