Meinung: Dekret fürs Duschen? Donald Trumps Feldzug gegen die Realität

Statt das Wassersparen zu fördern, „befreit“ US-Präsident Donald Trump per Dekret die Duschen. Der Irrsinn hat Motiv und Methode.

Neulich unterzeichnete der neue US-Präsident ein Dekret zur Befreiung der Duschen. Falls Sie sich jetzt fragen, von welchen Fesseln amerikanische Duschen befreit werden müssen: Schon seit 1992 sind in den USA Vorschriften für Duschköpfe und andere Haushaltsgeräte in Kraft – mit dem Ziel, den Wasserverbrauch zu senken. Was ganz gut funktioniert hat, auch wenn die Wasserkrise in manchen Regionen der USA nicht abgewendet ist.

Gegen die Maßnahmen für das Gemeinwohl stänkert Trump schon seit 2019. Damals behauptete er, Menschen würden die Toilettenspülung zehn- oder 15-mal statt einmal betätigen – weil der Wasserdruck in der Leitung zu gering sei. 2023 beklagte er, dass das Wasser aus neuen Duschen nur „langsam, langsam“ heraustropfe. Und nun der Befreiungsschlag. Beim Unterzeichnen erklärte der mächtigste Mann der Welt: Er nehme nun mal gerne eine „schöne“ Dusche, um sein „schönes Haar“ zu pflegen. So weit, so legitim. Aber: Bis das Haar nass sei, müsse er sich 15 Minuten lang unter die Dusche stellen. „Es tröpfelt, tröpfelt, tröpfelt. Es ist lächerlich.“

Schuld an diesem Missstand sind natürlich die Obama- und die Biden-Administration, also linke und grüne Ideologen. Die Abschaffung der Vorschriften bejubelt eine Presseerklärung des Weißen Hauses: „President Donald J. Trump Makes America’s Showers Great Again“.

Duschen wie früher oder: Make America’s Showers Great Again

Darüber kann man lachen. Aber der Irrsinn hat Motiv und Methode. Das Motiv ist das Gefühl: Früher war alles besser. Und das Versprechen: Ich bringe euch dieses Früher zurück. Die Methode heißt Verdrängung.

Trump setzt persönliche Freiheiten (so viel Wasser zu verbrauchen, wie man sich leisten kann) an die erste und einzige Stelle. Und ignoriert, dass durch den Klimawandel, der durch die Verfeuerung der von ihm so gelobten fossilen Energien weiter angeheizt wird, immer weniger Grundwasserreserven zur Verfügung stehen. Dass es in Zukunft vermehrt zu Konflikten um die Nutzung von Trinkwasser kommen wird. Auch in Deutschland.

Kürzlich warnte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, Helmut Dedy, der Klimawandel sei „mehr und mehr spürbar“, effiziente Wassernutzung nicht nur in der Industrie und der Landwirtschaft, sondern auch in der Stadt entscheidend. „Auch für die Bürgerinnen und Bürger gilt: Wir müssen sparsam mit der wertvollen Ressource Wasser umgehen.“

Und zwar nicht nur, weil sauberes Wasser knapper wird: Niedrige Pegel- und Grundwasserstände stellen die Wasserversorger immer öfter vor Probleme. Die Befüllung von Swimmingpools, Autowäschen und Gartenbewässerungen überfordern die Leitungsnetze mancherorts schon heute – gerade in heißen Sommern. Darüber hinaus werden Grundwasservorkommen auch noch durch Gülleeinträge aus der Tierindustrie unbrauchbar.

Es gibt noch einen weiteren guten Grund, im Haushalt Wasser zu sparen: Denn beim Duschen – noch viel mehr beim Baden – wird viel Energie darauf verwendet, Wasser zu erhitzen. Wassersparen ist also auch Energiesparen.

Wir sollten uns nicht irre machen lassen: Make the Sparduschkopf great again!

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