US-Zölle: Revolte gegen Donald Trump? Erste CEOs gehen auf Distanz

Die Wirtschaftspolitik des Donald Trump hat die Weltwirtschaft erschüttert. Jetzt wenden sich CEOs aus Amerika zunehmend vom US-Präsidenten ab – auch einstige Unterstützer.

Es sind drastische Worte, die Milliardär und Hedgefondsmanager Bill Ackman gefunden hat: Die „massiven und unverhältnismäßigen Zölle auf unsere Freunde und Feinde“ sorgten dafür, dass „Vertrauen in unser Land als Handelspartner, als Standort für Geschäfte und als Markt für Kapitalinvestitionen“ zerstört werde, schrieb Ackman auf X. Er fordere ein 90-tägiges „Time-out“, um zu verhandeln: „Oder wir steuern auf einen selbstverschuldeten wirtschaftlichen Nuklearwinter zu und sollten anfangen, uns zu verstecken. Mögen sich kühlere Köpfe durchsetzen.“

Tweet Ackman Twitter

Nur Stunden später meldete sich JPMorgan-CEO Jamie Dimon im jährlichen Brief an die Aktionäre zu Wort: „Die Wirtschaft ist mit erheblichen Turbulenzen konfrontiert (einschließlich der Geopolitik), mit den potenziellen Vorteilen einer Steuerreform und Deregulierung und den potenziellen Nachteilen von Zöllen und ,Handelskriegen‘, einer anhaltend hohen Inflation, hohen Haushaltsdefiziten und immer noch recht hohen Vermögenspreisen und Volatilität“, schreibt Dimon, der im Januar noch gesagt hatte, man solle über Zollsorgen „hinwegkommen„. Jetzt klingt er ganz anders: „Die Märkte scheinen bei der Bewertung von Vermögenswerten immer noch davon auszugehen, dass wir weiterhin eine relativ sanfte Landung erleben werden“, schreibt Dimon. „Ich bin mir da nicht so sicher.“

Donald Trumps Zölle sorgen für Ausverkauf an den Börsen

Am vergangenen Mittwoch hatte US-Präsident Donald Trump massive Zölle gegen fast alle Länder der Welt erhoben. China wurde mit Importzöllen von 34 Prozent belegt, die Europäische Union mit 20 Prozent. Die Märkte reagierten mit einem beispiellosen Ausverkauf: S&P500 büßte rund 10,5 Prozent ein, der deutsche Leitindex Dax startete am Montag 10 Prozent im Minus, drehte zum Nachmittag dann aber ins Plus.

Im März noch hatten zahlreiche US-CEOs in einer Umfrage angegeben, Trumps Politik nicht offen infrage stellen zu wollen. Der Aktienmarkt müsse erst um 20 Prozent fallen, bevor 44 Prozent der Befragten öffentlich Kritik äußern würden. Eine Marke, der sich einige Indizes nun zwischenzeitlich angenähert haben.

Ein prominenter Trump-Unterstützer hat sich bereits gegen die Zölle ausgesprochen: Elon Musk sagte bei einer Wahlkampfveranstaltung der rechten italienischen Partei Lega am Samstag, er wünsche sich eine Zone mit „null Zöllen“ zwischen Europa und den USA. „Das ist, was ich mir erhoffe.“ Schon zuvor hatte er auf seiner Plattform X gegen Trumps Handelsberater und Harvard-Absolventen Peter Navarro ausgeholt: „Ein Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften aus Harvard ist eine schlechte Sache, keine gute Sache.“ Offen gegen den Präsidenten stellte Musk sich allerdings nicht.

Musk Navarro Tweet

Schon bevor Trump am vergangenen Mittwoch Zölle gegen fast alle anderen Länder der Welt ankündigte, hatte es Bedenken gegeben. Im Jahresbericht von Goldman Sachs schrieb CEO David Solomon, viele Unternehmenskunden handelten vorsichtiger, „bis sie mehr Klarheit haben“. Jim Farley, CEO der amerikanischen Automarke Ford, sprach bereits im Februar davon, man sehe „eine Menge Kosten und eine Menge Chaos“ aufgrund der Autozölle.

„Santas Lieferkette“ in Gefahr?

Die neuen Zölle haben die Situation verschärft. Beispielhaft ist diese Episode, über die „Fortune“ berichtet: Der Milliardär und CEO des Möbelherstellers „RH“, Gary Friedman, saß gerade in einem Investorencall, als Trump die Maßnahmen verkündete. Dann sah er den Aktienkurs und fand nur vier Worte: „Oh really? Oh shit.“

Andere äußerten sich behutsamer, aber ebenfalls besorgt: Am Tag von Trumps Ankündigung meldete sich der „Business Roundtable“ zu Wort, der etwa 200 US-Unternehmenschefs repräsentieren soll – darunter auch Apple, die Bank of America, Boeing und Fedex. „Der Schaden für die US-Wirtschaft wird umso größer, je länger die Zölle in Kraft sind“, hieß es in einem Statement. „Wir fordern die Regierung und unsere wichtigsten Handelspartner auf, rasch zu Vereinbarungen zu gelangen, die gleiche Wettbewerbsbedingungen für amerikanische Waren und Dienstleistungen schaffen und diese Zölle aufheben.“ 

„Ich habe über Nacht mit wahrscheinlich zehn CEOs gesprochen, die alle dem Business Roundtable angehören (…)“, sagte Brian Gerstner, CEO des Investment-Unternehmens Altimeter Capital, dem US-Fernsehsender „CNBC“ am Donnerstag. „[Sie alle] halten dies für einen großen Fehler. Sie glauben, dass dies zu viel ist, dass es dauerhafte und kaskadenartige negative Auswirkungen auf die Vereinigten Staaten und die Weltwirtschaft haben wird.“ Isaac Larian, CEO des Spielzeugherstellers MAG Entertainment, hatte im Interview mit „CNN“ eine klare Botschaft für Donald Trump: „Mach keinen Mist mit Santas Lieferkette.“

Bei seiner Amtseinführung suchten die Tech-CEOs Trumps Nähe – das war noch vor dem Handelskrieg
© Julia Demaree Nikhinson

Die Tech-CEOs, die zuvor offensiv Trumps Nähe gesucht hatten, haben noch nicht offen mit dem Präsidenten gebrochen. Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass sie von seiner Politik nicht begeistert sind. Am Wochenende soll eine Reihe von Führungskräften aus den Unternehmen nach Mar-A-Lago geflogen sein, „um Trump in Sachen Zölle die Leviten zu lesen – ähm, ihn zur Vernunft zu bringen“, berichtet die US-Journalistin Kara Swisher. Tesla-CEO Elon Musk, Amazon-CEO Jeff Bezos und Meta-CEO Mark Zuckerberg hatten laut Bloomberg allein durch die Kursstürze am Donnerstag und Freitag mehr als 80 Mrd. Dollar verloren.

Bisher sieht es allerdings nicht danach aus, dass ihre Überzeugungsversuche erfolgreich waren. An Bord der Air Force One sagte Trump über die Kursstürze: „Manchmal muss man Medizin nehmen, um etwas zu heilen.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert