Das Nibelungen-Epos gilt als „Game of Thrones“ des Mittelalters. Wie inszenieren die renommierten Festspiele das Spektakel um Drachentöter Siegfried in diesem Jahr?
Die Nibelungen-Festspiele in Worms haben das diesjährige Epos „See aus Asche“ (11. bis 27. Juli) als „doppeldeutige und sehr aktuelle“ Inszenierung angekündigt. „Es muss etwas mit uns zu tun haben. Man will ja keine Ritterfestspiele“, sagte Autor Roland Schimmelpfennig bei der Vorstellung des Ensembles.
Unter den bühnenerfahrenen Mitgliedern sind etwa Schauspieler Wolfram Koch („Tatort“) als Siegfried-Mörder Hagen und Schauspielerin Jasmin Tabatabai („Der Baader Meinhof Komplex“) als Königin Brunhild. Das Nibelungenlied, eine der wohl größten deutschen Sagen, kommt diesmal in voller Länge auf die Freilichtbühne vor dem Kaiserdom.
Übergriffige Männer
Ein Aspekt des etwa dreistündigen Stücks werde Gewalt und massive Misshandlung, sagte Schimmelpfennig, einer der meistgespielten Gegenwartsdramatiker Deutschlands. „Es geht etwa um übergriffige Männer, die glauben, sie könnten sich etwas nehmen, wie es ihnen passt, ohne dass sie es dürfen oder können.“ Laut Intendant Nico Hofmann zeigt das Stück „das ganze Panorama der jetzigen Zeit“. Es sei „eine sehr relevante Inszenierung“.
Regisseurin Mina Salehpour präsentierte in Worms bereits den Entwurf des Bühnenbilds: eine Art Kiesgrube – mit Kies aus dem Rhein – und eine Wasserfläche sowie viele weiße Plastikstühle. Schauspieler Koch sagte, jede Figur – auch sein Hagen – bleibe in ihren Widersprüchen. „Das Nibelungenlied – das sind alte Gesänge, die knallhart in die Realität hineinwehen.“
Kies aus dem Rhein
Das Nibelungenlied, eine der Lieblingssagen der Deutschen, strotzt vor Gewalt und versinkt im Hass. Muss das intrigenreiche Heldenepos so enden? Diese Schicksalsfrage stellen sich die Festspiele in der Stadt am Rhein mit dem künstlerischen Leiter Thomas Laue auch dieses Jahr.
Seit ihrem Start 2002 haben sich die Festspiele um Drachentöter Siegfried und seinen Mörder Hagen einen guten Ruf über die Grenzen von Rheinland-Pfalz hinaus erworben. Geboten wird jedes Jahr eine Neuinszenierung auf Basis des Original-Nibelungenliedes, jedoch ist eine Gesamtschau wie jetzt selten.