Grüner Mobilfunk: Das unternehmen Anbieter für das Klima

Klimaschutz ist auch beim Mobilfunk ein wichtiges Thema – von großen Konzernen bis hin zu nachhaltigen Start-ups. Ein Überblick.

In Zeiten von Klimakrise und Energiewende muss sich auch der Mobilfunk einen prüfenden Blick gefallen lassen. Smartphones und Mobilfunknetze sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken – doch wie grün ist die mobile Kommunikation eigentlich? Und was tun die deutschen Netzbetreiber, um ihren CO2-Fußabdruck zu verringern? Ein Überblick.

Mobilfunknetze verbrauchen viel Strom – besonders durch den Betrieb von Sendemasten und Rechenzentren. Mit dem Rollout von 5G, und perspektivisch 6G, und dem immer weiter ansteigendem Datenverbrauch jedes einzelnen wächst der Energiebedarf tendenziell weiter. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr erwartet einen Verbrauch von rund 7,5 Terawattstunden im Jahr 2030 aufgrund der stark wachsenden Datenvolumina – das entspricht mehr als 1,5 Millionen Haushalten.

Telekom, Vodafone, Telefónica/O2: Ökostrom und Kreislaufwirtschaft

Die Deutsche Telekom positioniert sich schon länger in Sachen Nachhaltigkeit. Seit 2021 betreibt der Konzern seine Netze in Deutschland vollständig mit Strom aus erneuerbaren Quellen. Auch international sollen ab diesem Jahr alle Netze grün laufen. Bis spätestens 2040 will die Telekom konzernweit klimaneutral sein – inklusive aller vor- und nachgelagerten Emissionen in der Lieferkette. Zudem investiert das Unternehmen in energieeffiziente Netztechnik, die KI-basierte Steuerung von Netzlasten und betreibt eigene Solaranlagen an Mobilfunkstandorten. Der 5G-Standard soll so – bei gleicher Datenmenge – bis zu 90 Prozent weniger Energie verbrauchen als ältere Mobilfunkstandards.

Vodafone Deutschland wirbt ebenfalls mit grüner Mobilfunktechnologie. Seit 2020 sei das Unternehmen im deutschen Betrieb klimaneutral, so die Eigenangabe. Außerdem arbeitet der Mobilfunkkonzern an Maßnahmen wie energieeffizienteren Netzkomponenten, der Abschaltung von 3G-Netzen und dem Einsatz intelligenter Kühlung in Rechenzentren, um den Energieverbrauch zu reduzieren.

Auch Telefónica Deutschland setzt seit 2020 auf Ökostrom für sein Netz und verfolgt das Ziel, ab diesem Jahr klimaneutral zu wirtschaften. Daneben steht vor allem die Kreislaufwirtschaft im Fokus: Gebrauchte Netztechnik wird recycelt oder wiederverwendet, ebenso wie ausgediente Smartphones in den O2-Shops. Mit dem „Green Network“ will Telefónica zudem die Energieeffizienz pro transportiertem Datenvolumen kontinuierlich steigern – bis 2025 um 82 Prozent gegenüber 2015.

Zwei nachhaltige Alternativen im Vergleich

Neben den großen Netzbetreibern setzen auch kleinere Anbieter auf Nachhaltigkeit. Spezialisierte Start-ups haben nachhaltigen Mobilfunk als Kernprodukt im Angebot. WEtell aus Freiburg verbindet Klimaschutzprojekte mit den üblichen Angeboten eines Mobilfunkanbieters – von Businesstarifen über eSIM-Karten bis zu Verträgen mit oder ohne Handy. Die Kosten hierfür bewegen sich in einem ähnlichen Rahmen wie bei den großen Unternehmen und reichen je nach Datenvolumen von 15 bis 45 Euro monatlichen Gebühren. Das Unternehmen greift in Deutschland auf das Vodafone-Netz zu und bietet nicht nur monatlich kündbare Verträge, sondern auch soziale „Fairstärker“-Tarife an, durch die sich finanziell schlechter gestellte Menschen einen Vertrag bei dem Anbieter leisten können.

Auch der Anbieter Amiva nutzt in Deutschland das Vodafone-Netz für sein Angebot. Konsequent bietet das Tochterunternehmen der Düsseldorfer Stroth Telecom zu Verträgen nur Fairphones oder gebrauchte und generalüberholte Handys an (Refurbished-Modelle). Es betreibt außerdem einen Windpark, durch den es für jeden neuen Vertrag die doppelte Menge an Strom erzeugen möchte, wie seine Kundinnen und Kunden verbrauchen.

Die monatlichen Kosten variieren wie üblich je nach Datenvolumen, sind aber im direkten Vergleich bei Amiva etwas günstiger als bei WEtell: 7 Gigabyte Datenvolumen und eine Allnet-Flatrate kosten 12 Euro monatlich bei Amiva, während sie bei WEtell mit 17 Euro zu Buche schlagen. Bei 100 Gigabyte ist die Lücke mit 45 Euro bei WEtell und 36 Euro bei Amiva noch etwas größer. 100 GB stellen bei WEtell auch das Maximum dar, während es bei Amiva für 70 Euro monatlich einen Endlos-Tarif gibt. Dennoch sieht das Nachhaltigkeitsportal „Utopia“ derzeit WEtell im Vorteil: „In Sachen Transparenz bei Datenschutz und Nachhaltigkeitsbemühungen hat WEtell nach unserer Einschätzung immer noch eine etwas offenere Kommunikation und damit leicht die Nase vorn.“

Fazit: Auf dem Weg, aber noch nicht am Ziel

Der Weg zu einem wirklich klimafreundlichen Mobilfunk ist komplex. Zwar haben die deutschen Netzbetreiber wichtige Schritte unternommen – vor allem beim Umstieg auf Ökostrom und effizientere Technologien. Doch vollständige Klimaneutralität erfordert mehr: Transparenz, echte Emissionsvermeidung und nachhaltiges Wirtschaften entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Denn immer noch beträgt die durchschnittliche Nutzungsdauer von Smartphones nur ein bis zwei Jahre, danach wird ein neueres Modell gekauft. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten also immer einen Blick hinter die grünen Werbeversprechen werden – aber auch das eigene Konsumverhalten hinterfragen.

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